Archiv für den Monat: Februar 2013

Internet und Journalismus

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Ich gebe es gleich zu: ich bin kein Journalist. Ich konsumiere ihn. Und das tue ich mittels zweier Zeitungen am Tag, die mir in den Briefkasten flattern, einem Wochenmagazin, dass ich mal am Sonntag bekam und nun mit der Post jeden Montag. Und schließlich im Internet, wo ich neben überregionalen Gazetten auch amerikanische Zeitungen konsumieren. Es ist nicht so, dass ich nur Zeitung lesen, aber eben doch eine Menge mehr, als manch Kulturpessimist vermuten würde.

Mein Problem dabei: immer wieder wird mit dem Druck des Internet das Ende des qualitativen Journalismus gepredigt.

Und hier möchte ich der Diskussion eine persönliche Perspektive eines Menschen hinzufügen, der mehr als 80 EUR im Monat für Zeitungen und Wochenmagazin ausgibt.

Ich erlebe das so: wenn ich bei einer Zeitung, die einen regionalen Bezug hat, deren Karikaturen ich aber jeden Tag gern mal ansehe Frage, warum die aktuelle Karikatur nicht auf der Website zu sehen ist, bekomme ich als Antwort, dass die Website der Zeitung ein vollkommen anderes Produkt ist, als die Zeitung und beide nichts miteinander zu tun hätten. Ich wundere mich. Denn alle Artikel der Zeitung landen nach wie vor auf der Website und auch die Karikaturen wurden aktualisiert nach meiner Einlassung. Bei mir kommt dabei aber die Frage auf, welche Strategie verfolgt der Verlag denn da, wenn er tatsächlich Online und Offline so hart trennt, oder zumindest denkt er müsste es trennen?

Es wird immer vom Druck des Internet gesprochen, der den Qualitätsjournalismus gefährdet. Nun zahle ich brav meine Abos, und versuche damit, dieses offenbar bedrohte Geschäft etwas zu unterstützen. Und was erhalte ich: in den Zeitungen häufen sich Fehler. Angefangen von Namensverwechslungen und nicht mehr beendete Sätze bis hin zu schlichten Rechtschreibpannen. Früher war das Zeitunglesen auch noch mit dem Nutzen verbunden, dass man etwas für sein Rechtschreibempfinden getan hat, weil die Zeitungen sehr viel Wert darauf gelegt haben, eben hier nicht zu schlampen. Das scheint nun anders. Obwohl die Abo Preise nicht kleiner geworden sind, wird der Qualität in der Print-Welt meiner Meinung nach immer weniger Beachtung geschenkt. Was die Kollegen in Print dabei aber für sich reklamieren können: die online Ausgaben ihrer Zeitungen sind meist noch viel fehlerhafter.  Wenn man den sprachlichen Verfall der Print Medien so betrachtet ist das Argument, das Internet macht die Zeitungen kaputt nicht nachzuvollziehen. Denn was hat das Internet damit zu tun, dass die Verlage ihre eigentliche Aufgabe nicht mehr machen. Warum sollen die Kunden ein qualitativ immer schlechteres Produkt kaufen – wenn sie die Wahl haben, sich kostenlos über die gleichen Fehler zu ärgern.

Auswahl an Nachrichten. Ich bin echt erstaunt, welchen Einheitsbrei an Informationen ich täglich aus den Zeitungen beziehe, selbst wenn ich versuche mich durch mehrere Zeitungen zu arbeiten. Daneben macht sich auch die Tendenz breit, dass Verlagskonzerne Artikel gleichzeitig auf Deutschlandtournee schicken, zuerst veröffentlicht im Zeitungsableger in Hamburg, dann mit einem Tag Abstand in Köln und so weiter. Der Prozess ist nachvollziehbar, wenn es sich dabei um Reportagen handelt, deren Recherche in der Tat durch ein Medium allein wahrscheinlich nicht mehr bezahlt werden kann.

Aber dann wird gleichzeitig so getan, als seien diese Reportagen das Ergebnis der Zeitung an sich. Der Journalist dahinter wird nicht mehr zu Wort kommen gelassen. Wenn man sich in den USA die Journalisten ansieht, da hat jede Zeitung ein Team von visiblen Schreibern, die auch neben den Artikeln in Blogs oder anderen Medien auftreten und regelmäßig längere Analysen zu Themen, auf die sie sich spezialisiert haben, veröffentlichen. Die Zeitungen unterstützen das und geben „ihren Stars“ diesen Raum. Mir fällt hierbei immer Dirk Kurpjuweit aus Berlin ein,  der sich dort ein Renomee als Verkehrsexperte erarbeitet hat. Aber von seiner Zeitung mit nicht mehr als seiner byline veröffentlicht wird.  Hier verschenken die Zeitungen meines erachtens viel. Denn ein nach Orientierung suchender Leser sucht auch immer wieder den Journalisten auf, den er kennt und dessen Meinung er schätzt. Diesen im Gegenzug mehr Raum zu geben, hilft also Leser zu halten.

Information versus Text. Ich war eifriger Leser der FTD – ich weiss, kein ökonomisch sehr erfolgreiches Konzept – aber eines musste man ihr lassen: prägnant, schnörkellos und immer darauf bedacht, Information so aufzubereiten, dass sie sich nachvollziehbar in eigene Meinung wandeln lassen kann. Und hier versagen die Tageszeitungen meines Erachtens dramatisch. Es werden Texte abgedruckt. Aber sowas wie den EU Rettungsschirm, die Frage, wie denn so eine Blockade der Zustimmung zum neuen Verteidigungsminister durch den US Senat wirklich für die Arbeit des US Präsidenten bedeutet und warum das so ist, wird dadurch niemandem klar. Es scheint sich niemand die Mühe zu machen, hierzu die Information nicht einfach nur zu vertexten sondern durch Nutzung vielfältiger Darstellungs- und Erklärungsmethoden zu verständlichen.  Die Folge: die Texte werden bei komplexen Sachverhalten länger, aber nicht verständlicher. Und der Frust des Lesers: am Ende hat er es doch noch nicht verstanden, und dann?

Das alles sind Dinge, die nicht so sehr mit dem Internet als mit der Zeitung als Wirtschaftsunternehmen zu tun haben. Es zeigt, dass die Verlage ihr Geschäft verlernen und deswegen gegen das Internet verlieren müssen.

Kategorie: Internet, Köln

Kartenhäuser

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Vor Jahren, weit vor dem Internet sah in einem der Dritten Programme diesen BBC Film, der sich später als der erste Teil einer kleinen Serie herausstellte. Darin ging es um den Franktionsvorsitzenden im Britischen Unterhaus, dem der wiedergewählte Premier nach einem knappen Wahlsieg seiner Partei nicht in den versprochenen Kabinettsposten hebt – sondern in da läßt wo er bereits ist: als Franktionsvorsitzender.

Im Unterhaus ist die Bezeichnung für den Vorsitzenden der Franktion „Chief Whip“ – also frei übersetzt Chef Einpeitscher. Die Aufgabe ist damit klar umrissen. Er soll die knappe Mehrheit im Parlament sichern und alle Abgeordneten (Schaafe),  bei der Stange halten.

Hierfür brauchts einen skupelosen, Instinkt- und Machtmenschen. Und als solcher ist unsere Chief Whip nicht begeistert, keinen Regierungsposten zu haben. Und entwickelt einen Plan, alle zu stürzen, die ihm gefährlich werden können und den Premier selbst zu Fall zu bringen. Denn möglicherweise kann er sich selbst verschaffen, was andere ihm nicht freiwillig geben wollen.

Francis Urquhart ist der Name. Ein Abkömmling als altem Adelsgeschlecht. Ein äußerlich edler Mensch, dessen Abgründe und Finten, unter der noblen Figur nicht auszumachen sind.

Jedem sei dieses mittlerweile in die Jahre gekommene BBC Kleinod empfohlen.

Micheal Dobbs, dessen Schöpfer, schuf mit den Büchern nur die Figur, die BBC Serie gab dem Charakter Fleisch und mit Ian Richardson einen Darsteller den man nicht besser hätte finden können. Das Dobbs seine Erfahrungen aus eigener Zeit im Unterhaus speiste, diente der BBC Serie sehr gut. Gab ihr den richtigen Rahmen.

Nun kommt ein Remake aus den USA. Aber diesmal ist es anders als sonst, wenn gute europäische Filme oder Serien in einer Hollywood-Version bagatellisiert werden. Diesmal wurde der Geschichte mehr Tiefe hinzugefügt. Es gibt bessere Charakterzeichnungen und vor allem: es wird etwas menschlicher gemacht. Jeder versucht an der Macht teilzuhaben, wie auch unser Protagonist. Und niemand bleibt sauber dabei. Dabei ist die Natürlichkeit, in  der die Menschen sich korrumpieren lassen, so grandios. Wenn sie dann am Ende vor ihren Sünden stehen, wirken sie erschüttert, können nicht glauben, dass es ihnen passiert. Nur Francis Underwood – der Fancis Urquhart der amerikanischen Version – geht offen und bewusst seinen Weg. Er will was er tut, weil er das Ergebnis will. Der Macht wegen erscheint ihm jedes Mittel recht.

Diese Serien sind super, weil sie zeigen, dass nur wenige edle Motive haben. Aber unabhängig wie edel die Motive sind, die Menschen werden korrumpiert. Und damit beginnt ihr Zerfall. Das Remake ist eine sehenswerte Darstellung, wie die Menschen langsam zerfallen.