Archiv für den Monat: April 2013

Geteilte Sicherheit – Sicherheit durch Teilen

Veröffentlicht am von 0 Kommentare

Die Entwicklung der Gesellschaft wurde durch das Internet und allen darauf basierenden Technologien beschleunigt. In dieser Geschwindigkeit wurden zuerst die Chancen ergriffen und dann die Risiken erkannt.

Die Bereitstellung von Informationen im Internet hat Wissen und dessen Verbreitung deutlich demokratisiert. Im einfachsten Fall hat das Internet geholfen, das Ritual sich jedes Jahr mit mehreren Kilo Telefonbuch nach Hause zu schleppen, nur um telefonisch „in Kontakt“ bleiben zu können, erspart.

Aber das Internet verbreitet Informationen nicht nur, es erlaubt auch, diese zu sammeln. Und da diese Informationen gleich strukturiert vorliegen, ist deren Verwendung ebenso schnell möglich. Das Internet wird damit nicht nur zur friedlichen, guten Bibliothek, sondern ist immer auch der Orwellsche Große Bruder.

Die letzten Tage in Boston geben aber auch eine andere Perspektive: Menschen senden die von ihnen gemachten Fotos und Filme an das FBI um deren Ermittlungen zu unterstützen.

Was also, wenn nicht nur Musik, Zeitungsartikel und Filme im Internet geteilt werden, sondern auch Fotos oder Videos die man an Stellen gemacht hat, wo Verbrechen begangen wurden, um damit die Polizei zu unterstützen – freiwillig. Niemand muss seine Videos und Fotos einfach so hergeben. Jeder kann auswählen, welchen Ausschnitt er der Polizei zur Verfügung stellt. Die Polizei jedoch erhält so wertvolle Unterstützung, die sie sonst nur durch die Errichtung eigener Kameras erhalten würde.

Damit zeigt sich, das Internet ist nicht nur wieder eine Bedrohung, weil die überall installierten Videokameras unsere Privatsphäre erspähen. Sondern das Internet kann auch eine Hilfe sein, die die Privatsphäre bewahrt. Wenn der Staat weiterhin die Privatsphäre schützt, die Einrichtung und Nutzung von Videokameras und alle anderen Techniken zum Schutze der informationellen Selbstbestimmung der Menschen reguliert. Im Gegenzug kann jeder Einzelne freiwillig helfen und Bilder und Videos bereit stellen.

Der Nährboden für eine solche Gesellschaft ist die freie, offene Demokratie. Hierfür muss jede Gesellschaft Risiken eingehen. Denn Privilegien lassen sich immer Mißbrauchen.

Fernseher sind Küchengeräte

Veröffentlicht am von 1 Kommentar

Was war man früher anspruchslos. Wenn eine Maschine gebraucht wurde, dann wurde gekauft was da war.  Heute muss Technik gleichzeitig gut aussehen, sehr gut bedienbar sein, immer mitgenommen werden können und immer kleiner werden.

Es gibt nur eine Geräteklasse, die sich diesen Trends nicht stellen muss: die Küchenmaschinen. Sie dürfen weiterhin groß sein. Meist auch nicht sehr intuitiv. Dafür bieten sie immer mehr Funktionen. Vergleichen Sie nur ihre alte Kaffeemaschine mit dem Automaten, der jetzt in der Küche thront.

Fernseher werden auch immer größer. Die Fläche an der Wand, die man jetzt mit den Geräten abdecken kann ersetzt im Extrem die herkömmliche Wohnzimmerschrankwand. Wurde diese früher drumherum gestaltet, ist der Fernseher nun der Wohnzimmerschrank um den vielleicht noch kleine Regale lose angeordnet werden.

Die letzte große Innovation am Fernseher scheint die Fernbedienung zu sein. Denn seither hat sich wenig geändert, dass das „Fern Sehen“ noch besser oder den Fernseher noch einfacher bedienbar gemacht hat. Im Gegenteil: jeder Fernseher kommt mit einer Fernbedienung daher, die mühelos den Vergleich mit der Armatur eines Space Shuttles stand halten kann. Oft begleitet mit kryptischen Symbolen auf kleinen Tasten, deren Funktion einem lange verborgen bleiben.

Der Ärger beginnt mit der Einstellung der Kanäle. Gelingt vieles noch mit einem einfachen Sendersuchlauf wird es problematisch, wenn man eine bestimmte Reihenfolge der Sender bevorzugt. Diese Einzurichten ist eine Qual auf Geräten, die zunächst ein intensives Studium der Bedienungsanleitung erfordert und dann eine Prozedur, die einen mühelos Tage fesseln kann. Wenn man dagegen vergleicht, welche Leichtigkeit heute mobile Endgeräte in der Bedienung bieten können und was sich mit einfachen Wischgesten dort alles anstellen läßt, so erscheint die Technik am Fernseher heute wie ein Faustkeil aus der Steinzeit.

Warum ändert sich das nicht? Warum wurden Fernseher hier nicht einfacher bedienbar? In meinem Freundeskreis häufen sich die Fälle, wo durch Tragik, Versehen oder einfach Stromausfall die Senderreihenfolge durcheinander geriet. Und so bleibt, weil die Änderung soviel Aufwand bedeutet. Gleiches gilt für die unzähligen Shopping-Kanäle, die sich nach dem Sendersuchlauf in der Programmierung des Fernsehers einnisten. Niemand nimmt den Schritt auf sich, diese eh nicht geliebten Programme wieder zu löschen und damit ein wenig mehr Überblick über die Programme zumindest teilweise zurückzugewinnen.

Stattdessen ist die meistgenutzte Taste die „Vorwärts“-Taste. Damit springt man solange durch die Programme, bis man beim gewünschten Sender landet. Gleiches Vorgehen bei der digitalen Musikbibliothek ist heute undenkbar. Das gilt auch für die eigenen Videos, die sich mittlerweile auch Massenhaft zuhause sammeln. Auch würde niemand so durch seine digitale Fotosammlung surfen. Am Fernseher ist das die Ultima Ratio. Der Faustkeil im Wohnzimmer.

Gleichzeitig locken die Fernsehgeräte mit immer neuen Auflösungen und dem Versprechen um noch bessere Bildqualität. Blöd nur, dass dennoch die Fernsehsender  oft nicht hinterher kommen, was die neuen Bilder angehen. Wie lange geistert HD schon durch die Fernsehwelt und wie lange hat es gedauert, bis es so viel Programme gab, die HD unterstützten, um die Investition zu rechtfertigen – Jahre.

Als ich durch die Studios lief, die für RTL die gesamte Palette an Daily Talkshows und „Wer wird Millionär“ produzieren, da fielen mir die Fernsehkameras auf, die mir noch aus der Zeit des Kamerakindes in der ZDF Sendung „1,2,3“ bekannt waren. Auf die Frage, warum diese Technik immer noch eingesetzt wird, wo doch heute immer mehr Auflösung von den Fernsehern geboten wird, antwortete der Guide, dass diese Kameras trotz ihres Alters eine Auflösung beherrschen, die noch von keinem Fernsehgerät ausgenutzt werden kann. Für die Fernsehsender ist es daher möglich, mit dieser teils 40 Jahre alten Technik zu arbeiten, und trotzdem HDTV zu senden…

Damit wundert es nicht, dass es Tablets im Wohnzimmer gibt. Angesichts der wenig ausgereiften Möglichkeiten, mit dem Fernseher das Internet zu nutzen, war es nur eine Frage der Zeit, bis eine neue Geräteklasse das Internet für das Wohnzimmer erschließt. Blöd nur: die Tablets bringen alles, was ein Fernseher kann, gleich mit. Und machen dabei vieles besser. Das ist wie eine Konkurrenz zwischen Mp3 und Plattenspieler. Fernsehen ist nicht tot, aber die Fernsehgeräte, die einem den Zugang dazu bieten, scheinen seit Jahren in einer Art Schockstarre jeder wirklichen Innovation und Weiterentwicklung zu entsagen.

Das ist zwar auch so bei Geschirrspülern. Aber die lassen sich nicht durch Tablets ersetzen.

Kategorie: Fernsehen, Internet, Wohnen

Warum nicht ein Buch schreiben…

Veröffentlicht am von 0 Kommentare

… denkt sich jeder einmal. Immerhin hat die große Demokratisierungsmaschine, das Internet, es erreicht, daß jeder von uns sein eigener Verleger werden kann – ist nicht mal teuer. Und dann kann man allen Leuten den Link von Amazon mit seinem eigenen Kunstwerk zusenden. Blöd bloss, dass neben den vielen Dingen, die das Internet für einen macht, eines nicht dabei ist: der Inhalt. Den muss man selbst erarbeiten.

Warum ich diesen Gedanken wieder aufwärme? Ich hab gerade „House of Lies“ von Martin Kihn gelesen. Und auf den knapp 300 Seiten habe ich manchmal gelacht, oft zustimmend genickt. Aber am meisten habe ich mich gewundert, warum ich das lese.

Das Buch ist offenbar genau aus dem im ersten Absatz beschriebenen Gründen entstanden. Und es fehlt, wie auch schon im ersten Absatz angedeutet, der Inhalt.

Hier die wesentlichen Inhalte in einer Zusammenfassung (in Klammern der ungefähre Fundort im Buch, für Leute, die überprüfen wollen, was ich hier schreibe):

  1. Die Beratungsbranche ist riesig. Die Umsätze sind gewaltig und wie man vielleicht als Aussenstehender schon immer vermutet hat, ist die dafür erbrachte Leistung oft fragwürdig. (Das lernt man innerhalb der ersten zwanzig Seiten)
  2. Ein Problem ist, dass die Beratung für den Kunden durch den Kunden bezahlt wird. Da man nur einen Folgeauftrag erhält, wenn dem Kunden gefällt, was man liefert, ist die Beratung oft nur eine Spiegelung der Einsichten und des Wissens der zu beratenden, verpackt in die Glaubwürdigkeit einer weltweit agierenden Beratungsfirma. (Das braucht schon die ersten 100 Seiten)
  3. Die Berater erfinden eine eigene Sprache, damit die Ergebnisse in 2. wichtiger, schwerer und nach mehr klingen, als sie sind. (Kommt gleich zu Anfang des Buches)
  4. Warum werden die Berater überhaupt geholt? Um eigene Ideen im Unternehmen zu verkaufen, weil Vorschläge von Beratern immer ernster genommen werden als die, welche von den eigenen Mitarbeitern kommen? Die verblüffend einfache und einleuchtende Antwort: weil die Unternehmen es sich leisten können. Da ist zu viel Geld im Laden, und Berater schöpfen das einfach ab.  (Um das herauszufinden, muss man sich bis zur Mitte des Buches durchgekämpft haben)
  5. Es gibt zwei Arten von Einsätzen, die ein Berater haben kann: a) Einsätze, bei denen man unzählige Mengen an Informationen zu verarbeiten hat und b) Einsätze, bei denen gar keine Information zu Art, Inhalt und Ziel der Aufgabe besteht.
  6. Miles & More und alle anderen Punktesammelsysteme sind bullshit. Und der Grund ist simpel: selbst wenn man die Punkte zusammensammelt wie Staub in der Wohnung, der Gegenwert ist immer minimal. (Hierzu muss man sich fast bis zum Ende durchkämpfen).

Ansonsten ist das Buch eine Ansammlung nicht gerade interessanter Erlebnisse (Feedback Seminar, Einsatz bei einer Reifenfirma, Alltag in einem Beratungsunternehmen).

Aber es gibt auch eine Sonnenseite für alle die, die sich für das Thema interessieren: es gibt eine Serie in Anlehnung an das Buch. Und im Gegensatz zum Buch ist den Autoren eine Menge eingefallen.