Kategorie-Archiv: Code of Conduct

Wohin „steuert“ die Steuerdebatte…

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Ich finde an der aktuellen Debatte um Steuersünder drei Dinge bemerkenswert:

1. Wem hilft es, wenn Steuersünder ins Gefängnis müssen?

Niemandem. Wenn Hr. Hoeneß jetzt im Gefängnis sitzt, kostet das nur noch mehr Steuergeld. Und auch, wenn er nun seine Steuern nachzahlt. Die Rechnung der öffentlichen Hand wird durch die Kosten für die Justiz und deren Vollzug belastet.

Ich bin dafür, das Steuerverbrecher dort getroffen werden, wo sie es nicht mögen: im Geld. Sie sollen durch sehr hohe Strafen/Geldbußen einfach dort betroht werden, wo es ihnen am meisten schmerzt. Ihr Geld ist ihnen wichtig. Und diese Art der Strafe kostet den Staat fast nichts. Buße festlegen, eintreiben. Aus, fertig. Der Sünder kann noch Rechtsmittel einlegen, aber mehr ist dann nicht mehr.

Und  noch einenUnterschied zum Bankräuber und Mörder gibt es für Steuerhinterzieher: sie verschweigen ihre Einkünfte, sind aber keine Gewaltverbrecher. Sie missbrauchen das Vertrauen des Staates und werden in der Folge mit einer Geldbuße belangt, aber niemand wurde durch sie in das Krankenhaus gebracht, oder keine Bank ist bankrott gegangen durch sie. Aber wer Steuern hinterzieht sollte nicht mehr als Vorstand, Geschäftsführer oder Aufsichtsrat tätig sein dürfen. Damit wäre eine wichtige im Moment wäre das noch möglich. Wenn vielleicht auch anrüchig. Man darf nicht vergessen, dass Karl-Heinz Rummenigge im Vorstand vom FC Bayern sitzt und wegen Steuerhinterziehung vorbestraft ist.

2. Was bedeutet es, wenn der Staat sich von Verbrechern Daten kauft?

Angeblich kein Verbrechen? Offenbar nicht.Aber ein schaler Beigeschmack bleibt. Denn wer sind den die Leute, die die CDs dem Staat andienen? Ehrenwerte Menschen, die ihr Handeln aus Gewissensbissen heraus rechtfertigen? Wohl eher nicht. Sonst würden sie kein Geld dafür nehmen.

Und wer sagt denn, dass diese Leute nicht gezielt Interessen gegen die Einzelnen von den CDs betroffenen verfolgen. Indem man vielleicht der Steuer einen Konkurrenten ausliefert und damit selbst einen Vorteil hat? Was denn, wenn die Daten vorher sorgfältig gefiltert wurden. Dann sind vielleicht nur andere die eigentlichen Gewinner? Und wir glauben nur, dass der Kauf der CDs endlich Gerechtigkeit schafft. Dabei untersützen wir die Verbreitung von weiterem Unrecht, weil die eigentlichen Nutznießer sich einfach entziehen. Stattdessen freut der Pöbel sich an den öffentlichen Zurschaustellungen. Ist das gerecht – wohl kaum. Sollte sowas den rechtsstaatlichen Prozess ersetzen – nein.

3. Wozu nützt die Selbstanzeige im Strafrecht für Steuersünder?

Die Selbstanzeige kommt aus einem anderen Jahrhundert – und aus einer interessanten Zeit (http://de.wikipedia.org/wiki/Selbstanzeige). Sie kommt aus der Geburtsstunde der Weimarer Republik. Irgendwie hat sie seither jede Regierungsform überlebt. Und allein das ist schon interessant. Wenn man den Vergleich wagt, welche Rechte und Pflichten die Zeiten nicht überstanden haben, so ist das schon bemerkenswert.

Ich weiss nicht, wer zuerst die Idee zu einer solchen Sonderregelung hatte, die ja einzigartig ist im Strafrecht: wenn sich der Steuersünder bevor er erwischt wurde exculpiert sich strafbefreiend durch Nachzahlung DER NICHT VERJÄHRTEN hinterzogenen Steuern. In keinem anderen Straftatbestand ist eine solche Möglichkeit gegeben. In KEINEM. Ein Taschendieb kann sich nicht strafbereiend mit dem Diebesgut bei dem Geschädigten melden und ihm das gestohlene Gut wiedergeben und damit straffrei bleiben. In den Augen des Gesetzes, ist der Diebstahl vollzogen und auch wenn noch unentdeckt dann durch Rückgabe nicht ungeschehen gemacht. Er kann juristisch belangt werden und in den Knast wandern.

Warum die Ausnahme für Steuersünder. Mein Eindruck ist, das damit der Steuersünder als eine Art Gentlemen Verbrecher bewertet wird. Ein Bürger, der zwar die Früchte aus dem Staatswesen nutzen aber nichts dafür leisten will, wird so verharmlost. Das darf nicht sein. Daneben ist die Steuererhebung auch ungerecht: der normale Bürger hat seine Steuern gleich abgezogen bekommen, von der Bank, vom Arbeitgeber und muss dann dem Finanzamt gegenüber rechtfertigen, was er zurückhaben will. Der Steuersünder hat in der Regel Einkünfte, die er erst einsackt und später entscheidet, wie er das dem Finanzamt erklärt. Damit genießt er schon mehr vertrauen als der Normalbürger und darf dann auch noch  ungestraft schummeln?

Das muss weg. Und es gibt keinen Grund der dagegen spricht.

Bei allem Gejubel über das ach so unabhängige Rechtssystem fehlt mir die Diskussion um diese Fragen. Denn das Hoeneß jetzt mehr oder weniger öffentlich gerichtet wird, befriedigt die Auflagensucht im schwindenden Blätterwald, ändert aber nichts an dem Problem des Umgangs mit Steuersündern.

10 goldene Management-Regeln

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Die folgenden Regeln sind für alle diejenigen, die entweder eine Managementposition mit Personalverantwortung innehaben oder diese anstreben.

1. Wofür tragen Sie die Verantwortung

Entgegen den Unterlagen, die mit der Anstellung kamen, tragen Sie keinerlei Verantwortung für Ihr Personal. Das gilt in zweierlei hinsicht: sie müssen sich a) nicht um das Befinden Ihrer Mitarbeiter kümmern oder sich darum bemühen es zu verbessern und b) auch nicht Fehltritte ihrer minderbemittelten Untergebenen gegenüber anderen vertreten. Die einzige Personale, für die Sie vollen Einsatz zeigen müssen, sind Sie selbst und Ihre eigene Karriere. Es ist durchaus opportun, ihre Mitarbeiter für dieses Ziel zu opfern.

2. Information ist die einzige Währung die zählt

Gehen Sie sparsam mit Informationen um. Diese sind die eigentliche Währung, die man in einem Unternehmen gegen alle möglichen Leistungen tauschen kann. Dies ist aber nur solange der Fall, wie die Information neu ist und erst wenigen bekannt. Je älter oder weiter verbreitet (oder beides), desto wertloser ist diese Gut. Aber keine Sorge, es ist nicht so knapp wie richtiges Geld. Mit Ihrem Zugang zu Management Meetings erhalten Sie jedes Mal einen neuen Bestand an verwertbaren Informationen. Diese nur dann weiter zu geben, wenn es Ihnen nützt ist Ihre eigentliche Aufgabe.

3. Organisieren Sie Ihre Unschuld

Treffen Sie Entscheidungen niemals allein. Sorgen Sie dafür, dass Sie entweder einen anderen Manager mit „eingebunden“ haben, und fesseln Sie ihn damit gleichermaßen an der Entscheidung und deren Konsequenzen. Wenns schlecht läuft, müssen Sie und Er gehen. Wenn nicht, teilen Sie zwar den Erfolg, aber das ist immerhin besser als gar keinen Erfolg. Die große Kunst allerdings ist es, die Verantwortung in ein Gremium zu verlegen. Dieses Gremium bekommt Entscheidungsvorlagen, die dann zwischen dem, der die Entscheidung braucht und dem Gremium solange hin und her wechseln, bis entweder der Grund für die Entscheidung entfällt, oder derjenige der Sie braucht das Unternehmen verlassen hat. Sollte es dennoch mal zu einer Entscheidung kommen, erstellen sie keine Protokolle. So sind zwar der Nachwelt die einzelnen Vorschläge, die an das Gremium heran getragen wurden überliefert, aber nie, für welchen Vorschlag man sich nun entschieden hat. Das gibt Raum für spätere Dementis. Sie brauchen sich deshalb nicht zu schämen, die anderen im Gremium werden ähnlich vorgehen wollen.

4. Immer im Bild aber nicht informiert

Lassen Sie sich über alles, was passiert regelmäßig Statuberichte geben. Fordern sie kurze Statusberichte an, die man in maximal 2 min gelesen und verstanden haben muss. Laden Sie jedem Mitarbeiter, der kritische Sachverhalte oder gar rote Ampeln in die Berichte einfügt zu Detailgesprächen ab 20 Uhr ein, gern auch vor sieben Uhr morgens.  Das prägt auch beim Mitarbeiter die entsprechende Kultur für den richtigen Status. Da die meisten Aufgaben Ihrer Mitarbeiter nicht so einfach sind, kommt dabei immer eine wichtige Information unter die Räder. Und mit dem Fehlen dieser Information können Sie sich immer rausreden.

5. Sachkompetenz ist was für Spinner

Und Sie sind ja noch gut bei Trost, daher ist es nicht wichtig, ob Sie sich in der Materie, über die Sie entscheiden, auskennen. Gesunder Menschenverstand muss reichen. Wenn nicht, war die Entscheidungsvorlage falsch. Merken Sie sich das: Sie können immer jeder Sachkompetenzdebatte entgegen treten mit folgenden Aussagen:

„Das kann ich so nicht nachvollziehen, bitte bessern Sie das nach!“

„Warum stehen hier Anführungsstriche und dort nicht?“

„Hier fehlt mit xxx (setzen Sie hier alles ein, was sie vermissen)!“

Wichtig auch: wenn Ihre Mitarbeiter etwas bearbeiten, schreiben diese ihnen lästigerweise oft Statusberichte (meistens auf Ihre Anforderung, siehe auch Pkt 4) . Fordern Sie immer wieder knappe knackige Formulierungen. Ihre Mitarbeiter werden schnell verstehen, welche Art von „Neusprech“ sie einsetzen müssen. Diese kryptischen Formulierungen werden nach Wochen zu Geheimbotschaften in Klartext. Jeder kann sie lesen aber keiner verstehen. Dieses Neusprech ist dann auch eine gute Basis für Ihre guten Dementis.

6. Holen Sie sich nie Rat von Ihren Mitarbeitern

Das wäre ja noch schöner. Nur weil der Kerl oder die Olle schon seit Jahren den Job macht, hat die oder der noch lange nicht so viel Ahnung wie sie! Bloss nicht Fragen, sondern immer mit dem Brustton der Überzeugung reden, was ihnen gerade einfällt. Und wenn es doch mal falsch war – kein Problem. Soweit es in einem Management Meeting war, oder einem anderen geschlossenen Kreis unter Kollegen, erfahren Ihre Mitarbeiter ohnehin nur das, was Sie ihnen erzählen. Und da es ihren Kollegen im Management ähnlich ergeht, werden die Sie im Notfall auch  nicht verpetzen.

7. Zeitdruck schafft Ruhe

Setzen sie alle Termine mit ihren Mitarbeitern so kurz wie möglich an. Mindestens jedoch kürzer als die Mitarbeiter es für sinnvoll halten. Setzen Sie sie unter Druck, in kurzen Stichworten zu sprechen um Sie zu informieren. Damit sind die Leute genauso schnell aus Ihrem Büro wie sie reinkommen sind, und sie können sich endlich wieder der Kontaktpflege und ihrer Karriere widmen.

8. Gezielte Widersprüchlichkeit

Schaffen Sie ein wenig Spannung und Unsicherheit unter ihren Mitarbeitern, in dem Sie immer wieder widersprüchlich agieren. Diese Unsicherheit ist hilfreich, weil ihre Mitarbeiter dann mehr Zeit brauchen um zu erkennen, was sie wollen, und dabei oft auch falsch liegen. Das hilft bei der jährlichen Gehaltsbesprechung, bei Feedback (immer wieder gern genommen „Sie müssen mehr Stakeholder Management betreiben!“, „Sie müssen sich mehr in den Empfänger ihrer Botschaft hineinversetzen!“, „Sie müssen besser zuhören, damit Sie verstehen, was ihr Gesprächspartner von ihnen will!“). Beispiel für sowas ist immer der Klassiker: sprechen Sie an, dass Sie für offene Kommunikation sind, und falten sie den Ersten, der sich Ihnen gegenüber offen ausdrückt vor der Mannschaft zusammen. Sie werden sehen, das wirkt Wunder!

9. Der Erfolg der Anderen ist Ihrer!

Sollte doch mal einer ihrer Mitarbeiter eine gute Idee haben, die wider Ihrer Erwartung erfolgreich ist, können Sie sich immer noch als stolzer Vorgesetzter in Position bringen, der seinen Mitarbeiter in allen Belangen beraten und unterstützt hat. Aber machen Sie sich keine Sorgen: im Erfolgsfalle werden in der Regel ohnehin nur die Unbeteiligten ausgezeichnet. Und wenn Sie bis hierhin alles richtig gemacht haben, sind Sie so unbeteiligt, dass Ihnen die Auszeichnung garantiert ist.

10.  Der Homo oeconomicus ist sinnlos

Befreien Sie sich vom Zwang rational zu sein. Der wahre Erfolg liegt in der Verwirrung. Je weniger Ihre Kollegen (und Konkurrenten) Sie einschätzen können, umso besser.  Je näher Sie der Verhaltensweise eines autistischen Psychopathen kommen, umso besser. Das macht Sie unabhängig von menschlichen Interaktionen, die nur zu unangemessenen Vertraulichkeiten führen können und gibt ihnen die Freiheit sich jederzeit für das was ihnen in den Sinn kommt zu entscheiden. Und da eh kein Sinn in Ihren Handlungen und Entscheidungen liegt, ist jede wohlformulierte Antwort zur Frage „Warum?“, und sei sie noch so haarsträubend, richtig, solange Sie sie nur gut verkaufen. Aber das können Sie,  sonst wären Sie nicht in Ihrer Position.