Archiv für den Monat: Juli 2016

Was am Fortschritt ein Rückschritt ist…

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Gestern kam im ZDF zu wie üblich nur für Randgruppen zugänglicher Zeit eine Reportage über Innovationen und die Macher hinter diesen im Silicon Valley. Diese sehr sehenswerte Reportage endete etwas negativ. Da war von dem Chef der Innovationsprojekte bei Google zu hören, dass die Forschung in der Biologie den Wandel von der verständnisgewinnenden Erforschung zur Ingenieurdisziplin, die neues schafft bewältigen wird.

Für mich klang das ein wenig da nach genetischen Ingenieuren, die schon in Blade Runner rumliefen.

Claus Kleber endet damit, dass die Kultur in der Innovationen erschaffen werden im Valley eher unkritisch ist, also immer voranschreiten ohne über die Konsequenzen zu reflektieren, und in Europa eher skeptischer ist, also eher zögerlich und darauf bedacht, was die Innovation anrichten könnte an ungewollten Folgen.

Ich fand das ist das falsche Thema.

Das Thema ist, wie Innovationen entstehen. Ich würde es begrüßen, wenn Universitäten die Treiber und Organisatoren der Forschung wieder würden. Im Gegensatz zu Unternehmen sind Universitäten offen. Sie sind da um Wissen zu teilen, nicht zu monopolisieren. Es ist auch ein Ort, in dem Diskurs stattfindet und damit neben der Forschung der Versuch der Bewertung des Erreichten erfolgt. Das gilt in zweierlei Richtungen. Universitäten diskutieren nicht nur wie eine Innovation einzusetzen ist, oft setzen sie auch die Agenda, was als nächstes der Forschung bedarf. Und das ganz offen und nachvollziehbar für Jedermann. Daneben sichern Universitäten, dass ein Teil des Wissens geteilt wird. Auch heute schon forschen Universitäten mit Mitteln von Unternehmen. Nicht alles wird dadurch öffentlich erforscht. Aber es bleibt immer was bei der Universität „hängen“.

Unternehmen ersetzen Universitäten

Was aber, wenn wie im Valley, die Forschung in den Unternehmen vollständig erfolgt. Die setzen nicht nur die Agenda, was erforscht wird und fokussieren dabei sicher nur auf den Bereich, der wirtschaftlich sinnvoll ist. Die Gefahr, dass dabei Krankheiten oder Missstände, die sich nicht wirtschaftlich ausbeuten lassen, nicht angerührt werden. Der afrikanische Kontinent ist voll von solchen Problemen.

Welche Ziele die Forschung erfüllt, wird nicht im Diskurs, sondern in den Konzernzentralen hinter verschlossenen Türen entschieden 

Daneben wir der Zugang zu den Ergebnissen nur gegen Geld ermöglicht. Damit wird nicht nur das mögliche Produkt aus der Erfindung zu einem mit Patenten geschützten Gut. Auch die anderen in der Forschung angefallenen Informationen. Wie und was davon tatsächlich weiter verfolgt wird, obliegt dem Unternehmen und nicht mehr dem Diskurs einer Universität.

Unternehmen streben nicht nach Entwicklung einer moderneren Gesellschaft – es geht nur ums Geld

Und schließlich: Innovationen sind immer mit Nachteilen für irgendwen verbunden. Damit muss eine Gesellschaft ohnehin klar kommen. Der einzige Bereich der bei Innovationen zählt ist, wie groß die Anzahl derer ist, die von ihr profitieren. Je schneller die Vermarktung kommt, desto geringer wird dieser Anteil, denn mit jeder Innovation entsteht ein neuer Monopolmarkt, den das Unternehmen so lange wie möglich ausbeuten will.

Darin liegt aus meiner Sicht die Bedrohung.

Frau Reker entdeckt die Verwaltung

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Es ist jetzt noch nicht mal ein Jahr her, da war Wahlkampf in Köln. Und die Liste der Kandidaten war bunt und deren Ideen ebenso.

Frau Reker wurde beworben mit „Erfahren, Kompetent und unabhänig“ oder „Weil sich in Köln was ändern muss“ und „Vom Veedel bis zur Metropole – Köln gemeinsam planen“.

Ich hatte mit solch luftigen Worten wenig anfangen können, und mal um konkretere Ziele gebeten. Was will Frau Reker eigentlich erreichen. Dazu erreichte mich nur ein Schreiben ihres Büros, dass Frau Reker aus Zeitgründen sich nicht selbst an mich wenden kann und ich mir bitte ihre Webseite durchlesen sollte – da stand aber nichts ausser den o.g. Sprüchen drin.

Nun, knapp ein Jahr nach der Wahl habe ich den Eindruck, dass Frau Reker jetzt erst festgestellt hat, worauf sie sich eigentlich beworben hat:

Die Aussage, das sich in Köln was ändern muss, ist ihr jetzt überraschend in der Verwaltung aufgefallen. Dieser gehörte sie nur ca. 5 Jahre an, was von anderen als Ausdruck der Kompetenz und Erfahrung immer ins Feld geführt wurde. Und wo hat das Frau Reker hingeführt? In ein fragwürdiges Bashing der Mitarbeiter. Wie passt das zur Idee, Köln gemeinsam planen. Wäre es einer erfahrenen Verwaltungsbeamtin nicht zuzutrauen, dass sie solche Probleme im Mitarbeiterkreis bespricht? Was erwartet Frau Reker, wenn sie so öffentlich den Schwarzen Peter austeilt? Kompetent in Sachen Personalführung wirkt das nicht.

Nach einem Jahr stellt man sich die Frage, wo sich die Erfahrung der Kandidatin sonst noch ausgezahlt hat. Sie hat gegenüber den sie unterstützenden Parteien stets betont, dass sie vor allem die Verwaltung effizienter und effektiver machen und so weit wie möglich von parteipolitischen Einflüssen befreien wolle.

Ich hatte in meinem Brief an die Kandidatin genau gefragt, was eine schnelle Verwaltung bedeutet? Schnellere Zustellung der Strafzettel? Schnellere Aufarbeitung des Unglücks am Stadtarchiv? Schnellere Fertigstellung der Kölner Oper – keine Aussage. Nur eben schneller solls werden…

Zusammen mit dem Hinweis zur Silvesternacht, die Frauen sollten einfach eine Armlänge Abstand halten, hinterlässt die neue Oberbürgermeisterin bei mir als Wähler den Eindruck dass eine Person den OB Platz inne hat, die

  1. keinen Griff an den zu steuernden Verwaltungsapparat bekommt
  2. keine Ziele hat und daher herumlaviert.
  3. keine Verbesserung für Köln darstellt.

Wer sich vor den Medien über die eigenen Mitarbeiter beschwert, hat diese einfach verdient. Egal, was die machen. Mehr Ohnmacht kann es nicht geben. Vor allem nicht, wenn man den „Laden seit fünf Jahren kennt“!

Aus meiner Sicht rächt es sich, dass Frau Reker keine Ziele für Ihre Legislaturperiode definiert hat, die sie erreichen möchte. Nichts woran sich sich und ihren Erfolg festmachen kann. Was soll eine „innovative Stadtentwicklung“ bedeuten? Woran erkennt man die? Was ist mit den Veedeln, die sich sozial verbessern sollen – ist Kölnberg damit gemeint und was soll sich da ändern? Einfach einen weiteren Kindergarten oder eben mehr Sozialstationen – was auch immer, aber eben konkrete Ziele hätten es ja auch getan. Aber statt dessen innovieren wir jetzt die Stadtentwicklung. Die Bonner Strasse wird schon mal gesperrt, obwohl die Arbeiten an der neuen Strassenbahnlinie noch gar nicht beginnen – ist das die neue Schnelligkeit der Verwaltung? Neue Staus ohne Bedarf?

Wer sich dann bei allen Anlässen zu Repräsentationszwecken ablichten läßt, aber keinerlei inhaltliche Arbeit leistet, stellt keine Verbesserung für Köln dar. Das gabs vorher auch schon.

Ich habe Marcel Hövelmann gewählt. Mein Verdacht damals: jemanden, der aus der Verwaltung kommt, brauchts, damit sich der Mensch in der Verwaltung zurecht findet. Das sprach für Hr. Hövelmann. Jemand der diese seit Jahren geleitet hat, ist vielleicht nicht geeignet, diese zu reformieren. Das sprach gegen Frau Reker. Hr. Hövelmann hatte in seinem Programm auch konkrete Ziele, die sich im Gegensatz zu der von Frau Reker auch noch auf der Seite nachlesen lassen. Möglicherweise genügt es Frau Reker, gewählt worden zu sein. Wofür, warum und was sie erreicht hat, spielt für sie möglicherweise keine Rolle. Und auch solche OBs gabs schon.

Wer es dennoch wissen will: hier steht etwas mehr als die oben zitierten luftigen Ziele. Dem Chorweiler Panorama sei dank. Es sei jedem geraten hier nochmal gegen zu lesen und sich die Situation vergegenwärtigen.

Kategorie: Köln