Kategorie-Archiv: Köln

Grund zur Freude!

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Wir meckern den ganzen Tag. Oft über große Ungerechtigkeiten oder kleine Pannen… aber oft übersehen wir dabei die vielen Dinge.

Ich habe gestern mein Fahrrad am Kölner Hauptbahnhof abgeholt, wie jeden Abend, wenn ich mit dem Zug ankomme, um die letzten Meter mit dem Rad zu fahren. Und dabei habe ich dann glatt meinen Helm vergessen. Der lag fein säuberlich auf einem anderen Fahrrad, nur mal so abgelegt. Und ich fuhr ohne los.

Aufgefallen ist mir das zuhause. Und als mir bewußt wurde, wo ich meinen Helm liegen gelassen hatte kamen auch wieder die vielen Gründe zu meckern hoch.

Heute morgen habe ich mein Fahrrad an der gleichen Stelle abgestellt wie gestern. Und auch schon mal geschaut, ob vielleicht mein Helm irgendwo ist. Da ich zu meinem Zug musste, konnte ich nicht so lange suchen. Hatte auch keinen Erfolg.

Aber heute Abend war der Helm wieder da. Hing da, wie selbstverständlich.
Nun habe ich meinen Helm wieder und das sogar noch in einer Situation, die typischerweise mit einem Neukauf endet.

Und: ich hatte es in den letzten Wochen auch einmal geschafft, zu vergessen mein Fahrrad abzuschließen. Das ist mir aber erst aufgefallen, als ich wieder mein Fahrrad vom Bahnhof abgeholt habe.

So gesehen, habe ich viel häufiger Grund mich zu freuen. Ist doch schön, das auch mal zu sehen.

Kategorie: Fahrrad, Köln

Frau Reker entdeckt die Verwaltung

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Es ist jetzt noch nicht mal ein Jahr her, da war Wahlkampf in Köln. Und die Liste der Kandidaten war bunt und deren Ideen ebenso.

Frau Reker wurde beworben mit „Erfahren, Kompetent und unabhänig“ oder „Weil sich in Köln was ändern muss“ und „Vom Veedel bis zur Metropole – Köln gemeinsam planen“.

Ich hatte mit solch luftigen Worten wenig anfangen können, und mal um konkretere Ziele gebeten. Was will Frau Reker eigentlich erreichen. Dazu erreichte mich nur ein Schreiben ihres Büros, dass Frau Reker aus Zeitgründen sich nicht selbst an mich wenden kann und ich mir bitte ihre Webseite durchlesen sollte – da stand aber nichts ausser den o.g. Sprüchen drin.

Nun, knapp ein Jahr nach der Wahl habe ich den Eindruck, dass Frau Reker jetzt erst festgestellt hat, worauf sie sich eigentlich beworben hat:

Die Aussage, das sich in Köln was ändern muss, ist ihr jetzt überraschend in der Verwaltung aufgefallen. Dieser gehörte sie nur ca. 5 Jahre an, was von anderen als Ausdruck der Kompetenz und Erfahrung immer ins Feld geführt wurde. Und wo hat das Frau Reker hingeführt? In ein fragwürdiges Bashing der Mitarbeiter. Wie passt das zur Idee, Köln gemeinsam planen. Wäre es einer erfahrenen Verwaltungsbeamtin nicht zuzutrauen, dass sie solche Probleme im Mitarbeiterkreis bespricht? Was erwartet Frau Reker, wenn sie so öffentlich den Schwarzen Peter austeilt? Kompetent in Sachen Personalführung wirkt das nicht.

Nach einem Jahr stellt man sich die Frage, wo sich die Erfahrung der Kandidatin sonst noch ausgezahlt hat. Sie hat gegenüber den sie unterstützenden Parteien stets betont, dass sie vor allem die Verwaltung effizienter und effektiver machen und so weit wie möglich von parteipolitischen Einflüssen befreien wolle.

Ich hatte in meinem Brief an die Kandidatin genau gefragt, was eine schnelle Verwaltung bedeutet? Schnellere Zustellung der Strafzettel? Schnellere Aufarbeitung des Unglücks am Stadtarchiv? Schnellere Fertigstellung der Kölner Oper – keine Aussage. Nur eben schneller solls werden…

Zusammen mit dem Hinweis zur Silvesternacht, die Frauen sollten einfach eine Armlänge Abstand halten, hinterlässt die neue Oberbürgermeisterin bei mir als Wähler den Eindruck dass eine Person den OB Platz inne hat, die

  1. keinen Griff an den zu steuernden Verwaltungsapparat bekommt
  2. keine Ziele hat und daher herumlaviert.
  3. keine Verbesserung für Köln darstellt.

Wer sich vor den Medien über die eigenen Mitarbeiter beschwert, hat diese einfach verdient. Egal, was die machen. Mehr Ohnmacht kann es nicht geben. Vor allem nicht, wenn man den „Laden seit fünf Jahren kennt“!

Aus meiner Sicht rächt es sich, dass Frau Reker keine Ziele für Ihre Legislaturperiode definiert hat, die sie erreichen möchte. Nichts woran sich sich und ihren Erfolg festmachen kann. Was soll eine „innovative Stadtentwicklung“ bedeuten? Woran erkennt man die? Was ist mit den Veedeln, die sich sozial verbessern sollen – ist Kölnberg damit gemeint und was soll sich da ändern? Einfach einen weiteren Kindergarten oder eben mehr Sozialstationen – was auch immer, aber eben konkrete Ziele hätten es ja auch getan. Aber statt dessen innovieren wir jetzt die Stadtentwicklung. Die Bonner Strasse wird schon mal gesperrt, obwohl die Arbeiten an der neuen Strassenbahnlinie noch gar nicht beginnen – ist das die neue Schnelligkeit der Verwaltung? Neue Staus ohne Bedarf?

Wer sich dann bei allen Anlässen zu Repräsentationszwecken ablichten läßt, aber keinerlei inhaltliche Arbeit leistet, stellt keine Verbesserung für Köln dar. Das gabs vorher auch schon.

Ich habe Marcel Hövelmann gewählt. Mein Verdacht damals: jemanden, der aus der Verwaltung kommt, brauchts, damit sich der Mensch in der Verwaltung zurecht findet. Das sprach für Hr. Hövelmann. Jemand der diese seit Jahren geleitet hat, ist vielleicht nicht geeignet, diese zu reformieren. Das sprach gegen Frau Reker. Hr. Hövelmann hatte in seinem Programm auch konkrete Ziele, die sich im Gegensatz zu der von Frau Reker auch noch auf der Seite nachlesen lassen. Möglicherweise genügt es Frau Reker, gewählt worden zu sein. Wofür, warum und was sie erreicht hat, spielt für sie möglicherweise keine Rolle. Und auch solche OBs gabs schon.

Wer es dennoch wissen will: hier steht etwas mehr als die oben zitierten luftigen Ziele. Dem Chorweiler Panorama sei dank. Es sei jedem geraten hier nochmal gegen zu lesen und sich die Situation vergegenwärtigen.

Kategorie: Köln

Kalter Entzug – wie das Drama begann.

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Am Montag begann mein Smartphone zu spinnen. Es schien sich aufgegangen zu haben. Reagierte langsam auf Eingaben oder gar nicht. Nach einer Weile reagierte es gar nicht.

Voller Panik wandte ich mich an den Service. Der vermutlich Vierzehnjährige hinter dem Schalter schaute bedächtig auf mein Gerät, so als würde ein Juwelier ein defektes Faberge-Ei untersuchen.

„Ich werde es erstmal entlasten“ sprach der Guru des Supports. Und dann löste er den Reset aus. Nicht, das ich das nicht auch schon getan hätte, aber der Habitus verriet, er hatte WIRKLICH AHNUNG.

Und nachdem sich das so entlastete Smartphone nicht von seiner stoischen Ruhe abbringen lassen wollte, kam der nächste unvermeidliche Schritt der Auskünfte, die dem Kunden beim Support ereilen:
„Oh,oh. Das müssen wir wohl einschicken. Dauert mindestens 10 Tage.“
„Aber das ist mein Telefon! Gibt es keine Möglichkeit, das zu beschleunigen?“
„Nein. “
„Ich bleibe also 10 Tage ohne Smartphone?“
„Mindestens.“

Die Informationen sanken langsam in mein Bewusstsein. Zuerst hörte es sich nicht so schlimm an.

Später auf dem Fahrrad begann der Prozess des Vermissen: keine Musik oder Hörbuch als Unterhaltung während der Fahrt auf der B9.

Auch kein Podcast zum Einschlafen.

Und Aufwachen musste mit nur einem Wecker funktionieren – der zweite würde erstmal in den ewigen Supportgründen verschwinden.

Und mal kurz eine Runde Carcassonne zwischendurch? Auch nicht.

Willkommen in den Underwood States of America!

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Wie habe ich Ihn vermisst. Frank / Francis Underwood. Der Prototyp eines Machtmenschen. Mit fällt dabei immer wieder das Zitat von Ash, dem wissenschaftlichen Offizier der Nostromo aus Alien ein: „…ein perfekter Organismus. Ich bewundere seine konzeptionelle Reinheit. Geschaffen um zu überleben. Kein Gewissen plagt es….“. Genauso scheint auch Underwood durch die Welt zu gehen. Nun gehts endlich weiter.

Die vorangegangenen Folgen haben die Erwartung ziemlich hoch geschraubt. Nicht nur ist die Serie mit hochkarätigen Schauspielern besetzt. Auch der Plot ist von einer selten erlebten Qualität. Manchmal ist die Geduld des Zuschauers gefordert, wenn die Serie sich in kleinen Schritten auf mehreren Ebenen dem nächsten Höhepunkt nähert.

Wo soll das hinführen, kann die Serie das noch toppen? Ich habe sechs der neuen 13 Folgen gesehen, und bisher lautet mein Fazit: ja.

Was passiert inhaltlich? Nun, es gibt eine Krise mit Russland – und das gar nicht so weit entfernt von den aktuellen Problemen. Der nichtgewählte Präsident Underwood wird von der eigenen Partei, vielmehr von der geballten Macht der auf dem Weg zur Präsidentschaft Betrogenen angegriffen. Und das Verhältnis zu seiner Frau scheint brüchig zu werden. Daneben entwickelt Claire Underwood immer Stärker eine kleine Bias: sie gibt die kühle Lady Macbeth. Aber immer häufiger berühren Sie die Schicksale einzelner. War es in der vorangegangenen Season die Gewissensbisse, als Sie das falsche Spiel mit der First Lady auf die Spitze treibt, ist es nun die Konfrontation mit einem Dissidenten, der lieber Selbstmord begeht, als durch falsche Komprimisse in die Freiheit zu gelangen.

Und die Protagonisten? Francis Underwood hat es mit einem Aufruhr an allen Fronten zu tun: seine Partei, sogar sein CoS Remy Danton machen es immer schwerer.

Claire Underwood versucht, sich unabhängig von Ihrem Mann zu machen, und schafft sich eine eigene Machtbasis. Wo soll das hinführen?

Der mit Nibelungen-Treue zu Underwood stehende Doug Stamper scheint sich auf Abwegen zu begeben. Kennt er die Stelle, wo der Panzer Underwoods durch ein Lindenblatt verwundbar ist? Und wird er sie nutzen?

Der Präsident Russlands – ein ebenso machtbessessener als auch gerissener Kontrahent. Kann Underwood mit ihm fertig werden?

Eine Stärke dieser Folgen scheinen auch die Bezüge zu den realen Problemen zu sein: der Kampf Russlands um Anerkennung und Macht in der Welt. Der Spagat zwischen wirtschaftlicher Zusammenarbeit mit den russischen Machthabern und dem Gewicht der Menschenrechte.

Schließlich der Raubbau am Sozialstaat um Geld für neue Infrastrukturprojekte, mehr Milität und indirekt mehr Jobs zu schaffen. Diese Diskussionen gibt es auch außerhalb der Serie. Aus meiner Sicht spannend ist, wie so ein Raubbau in der Serie zuende gesponnen wird? Gibt es später mehr Jobs? Kommt es zu mehr Wohlstand? Oder wird damit nur umso rigoroser die Umverteilung zu Gunsten der jetzt schon reich und materiell gut Betuchten betrieben?

Im Gegensatz zu The West Wing ist diese Serie der zynischen Wirklichkeit mehr entlehnt, als einer idealen Welt. Der demokratische Präsident auf Kriegspfad mit dem Sozialstaat – und insgeheim mit der Demokratie an sich. Es zeigt sich dadurch auch die Verwundbarkeit von demokratischen Systemen – wenn auch nur hypothetisch. Unrealistisch ist es deshalb aber nicht. Die Lehre daraus muss aber sein, wie man solche Politikernaturen verhindern kann. Gegeben hat es sie schon. Wenn auch nicht so erfolgreich, wie Francis Underwood.

Kategorie: Köln

Darwin Award…

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Für alle,  die die Seite noch nicht kennen, hier: http://www.darwinawards.com.  Diese Seite hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen, die sich sehr dumm angestellt haben, und dabei zu Tode gekommen sind ein kleines Denkmal im Internet zu setzen.

Die meisten Stories sind sehr skurril und grenzen an die Erfindungen durchgedrehter Autoren von zynischen Komödien. Aber die Seite verbürgt sich dafür, nur richtige Meldungen aufzunehmen.

Und heute habe ich eine. Aber keine die für den richtigen Award kandidieren kann, sondern nur eine, die einem eine ehrenhafte Erwähnung einbringt.

Ein besoffener Kölner musste aufs Klo, das aber von seiner Freundin besetzt war. Also stellte er sich kurzerhand an sein Schafzimmerfenster und pinkelte aus dem Fenster. Dabei verlor er das Gleichgewicht und stürzte auf die Strasse (in seine eigene Pisse hoffentlich)… wer es nicht glaubt: http://www.welt.de/regionales/koeln/article114649733/Betrunkener-Mann-stuerzt-beim-Pinkeln-aus-Fenster.html.

Kategorie: Internet, Köln

Internet und Journalismus

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Ich gebe es gleich zu: ich bin kein Journalist. Ich konsumiere ihn. Und das tue ich mittels zweier Zeitungen am Tag, die mir in den Briefkasten flattern, einem Wochenmagazin, dass ich mal am Sonntag bekam und nun mit der Post jeden Montag. Und schließlich im Internet, wo ich neben überregionalen Gazetten auch amerikanische Zeitungen konsumieren. Es ist nicht so, dass ich nur Zeitung lesen, aber eben doch eine Menge mehr, als manch Kulturpessimist vermuten würde.

Mein Problem dabei: immer wieder wird mit dem Druck des Internet das Ende des qualitativen Journalismus gepredigt.

Und hier möchte ich der Diskussion eine persönliche Perspektive eines Menschen hinzufügen, der mehr als 80 EUR im Monat für Zeitungen und Wochenmagazin ausgibt.

Ich erlebe das so: wenn ich bei einer Zeitung, die einen regionalen Bezug hat, deren Karikaturen ich aber jeden Tag gern mal ansehe Frage, warum die aktuelle Karikatur nicht auf der Website zu sehen ist, bekomme ich als Antwort, dass die Website der Zeitung ein vollkommen anderes Produkt ist, als die Zeitung und beide nichts miteinander zu tun hätten. Ich wundere mich. Denn alle Artikel der Zeitung landen nach wie vor auf der Website und auch die Karikaturen wurden aktualisiert nach meiner Einlassung. Bei mir kommt dabei aber die Frage auf, welche Strategie verfolgt der Verlag denn da, wenn er tatsächlich Online und Offline so hart trennt, oder zumindest denkt er müsste es trennen?

Es wird immer vom Druck des Internet gesprochen, der den Qualitätsjournalismus gefährdet. Nun zahle ich brav meine Abos, und versuche damit, dieses offenbar bedrohte Geschäft etwas zu unterstützen. Und was erhalte ich: in den Zeitungen häufen sich Fehler. Angefangen von Namensverwechslungen und nicht mehr beendete Sätze bis hin zu schlichten Rechtschreibpannen. Früher war das Zeitunglesen auch noch mit dem Nutzen verbunden, dass man etwas für sein Rechtschreibempfinden getan hat, weil die Zeitungen sehr viel Wert darauf gelegt haben, eben hier nicht zu schlampen. Das scheint nun anders. Obwohl die Abo Preise nicht kleiner geworden sind, wird der Qualität in der Print-Welt meiner Meinung nach immer weniger Beachtung geschenkt. Was die Kollegen in Print dabei aber für sich reklamieren können: die online Ausgaben ihrer Zeitungen sind meist noch viel fehlerhafter.  Wenn man den sprachlichen Verfall der Print Medien so betrachtet ist das Argument, das Internet macht die Zeitungen kaputt nicht nachzuvollziehen. Denn was hat das Internet damit zu tun, dass die Verlage ihre eigentliche Aufgabe nicht mehr machen. Warum sollen die Kunden ein qualitativ immer schlechteres Produkt kaufen – wenn sie die Wahl haben, sich kostenlos über die gleichen Fehler zu ärgern.

Auswahl an Nachrichten. Ich bin echt erstaunt, welchen Einheitsbrei an Informationen ich täglich aus den Zeitungen beziehe, selbst wenn ich versuche mich durch mehrere Zeitungen zu arbeiten. Daneben macht sich auch die Tendenz breit, dass Verlagskonzerne Artikel gleichzeitig auf Deutschlandtournee schicken, zuerst veröffentlicht im Zeitungsableger in Hamburg, dann mit einem Tag Abstand in Köln und so weiter. Der Prozess ist nachvollziehbar, wenn es sich dabei um Reportagen handelt, deren Recherche in der Tat durch ein Medium allein wahrscheinlich nicht mehr bezahlt werden kann.

Aber dann wird gleichzeitig so getan, als seien diese Reportagen das Ergebnis der Zeitung an sich. Der Journalist dahinter wird nicht mehr zu Wort kommen gelassen. Wenn man sich in den USA die Journalisten ansieht, da hat jede Zeitung ein Team von visiblen Schreibern, die auch neben den Artikeln in Blogs oder anderen Medien auftreten und regelmäßig längere Analysen zu Themen, auf die sie sich spezialisiert haben, veröffentlichen. Die Zeitungen unterstützen das und geben „ihren Stars“ diesen Raum. Mir fällt hierbei immer Dirk Kurpjuweit aus Berlin ein,  der sich dort ein Renomee als Verkehrsexperte erarbeitet hat. Aber von seiner Zeitung mit nicht mehr als seiner byline veröffentlicht wird.  Hier verschenken die Zeitungen meines erachtens viel. Denn ein nach Orientierung suchender Leser sucht auch immer wieder den Journalisten auf, den er kennt und dessen Meinung er schätzt. Diesen im Gegenzug mehr Raum zu geben, hilft also Leser zu halten.

Information versus Text. Ich war eifriger Leser der FTD – ich weiss, kein ökonomisch sehr erfolgreiches Konzept – aber eines musste man ihr lassen: prägnant, schnörkellos und immer darauf bedacht, Information so aufzubereiten, dass sie sich nachvollziehbar in eigene Meinung wandeln lassen kann. Und hier versagen die Tageszeitungen meines Erachtens dramatisch. Es werden Texte abgedruckt. Aber sowas wie den EU Rettungsschirm, die Frage, wie denn so eine Blockade der Zustimmung zum neuen Verteidigungsminister durch den US Senat wirklich für die Arbeit des US Präsidenten bedeutet und warum das so ist, wird dadurch niemandem klar. Es scheint sich niemand die Mühe zu machen, hierzu die Information nicht einfach nur zu vertexten sondern durch Nutzung vielfältiger Darstellungs- und Erklärungsmethoden zu verständlichen.  Die Folge: die Texte werden bei komplexen Sachverhalten länger, aber nicht verständlicher. Und der Frust des Lesers: am Ende hat er es doch noch nicht verstanden, und dann?

Das alles sind Dinge, die nicht so sehr mit dem Internet als mit der Zeitung als Wirtschaftsunternehmen zu tun haben. Es zeigt, dass die Verlage ihr Geschäft verlernen und deswegen gegen das Internet verlieren müssen.

Kategorie: Internet, Köln

Mobilität in der Zukunft – nicht mehr finanzierbarer Luxus?

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Mit einem interessanten Artikel führt der Tagesspiegel in den Diskurs um die Mobilitätsfragen von Grosstädten ein.

Das ein Mix her muss, ist nicht mehr abzustreiten: wenn alle nur noch Auto fahren, wird niemand mobiler. Gleiches gilt für den ÖPNV – der bricht jeden Winter zusammen, weil dann mehr die schneebedeckten Strassen meidet in der Hoffnung, mit der Bus und Bahn besser dran zu sein. Hoffnung.

Immer wieder ist es die Frage nach der Finanzierung, die den Ausbau des ÖPNV oder Alternativen dazu verhindern. Denn eine City Maut trifft den mittelständischen Autobesitzer mehr als den der die Luxuskarosse nutzt. Das macht zwar die Statistik schön, grenzt aber genauso eher bestimmte Personengruppen von der Mobilität aus, wie die Erhöhung der Fahrpreise des ÖPNV, wenn dieser sich damit Geld für den Ausbau beschaffen muss.

Die Kapazitäten sind überall an den Grenzen angelangt: ich sitze grad in Köln und hier scheint es keine Luft nach oben zu geben. Wenn mal mehr Kapazitäten gebraucht werden, ist das Chaos vorprogrammiert: Spiel des 1. FC? Die Strassenbahn ist hoffnungslos überfordert. Die Zuschauer pilgern dann auf der Aachener Straße in Richtung Innenstadt.

Fällt mal eine Regionalbahn zwischen Bonn und Köln aus kann die Strassenbahn es nicht auffangen – die Bahn auch nicht. Die nachfolgenden Züge sind hoffnungslos überfüllt und es müssen immer Leute auf dem Bahnhof zurückbleiben.

Es gibt in Köln und in Bonn interessante und ehrgeizige Bemühungen um mehr Fahrradwege oder zumindest weniger Risiko beim Fahrradfahren. Da kommt es zum nächsten Phänomen: einige Strassen und Gegenden sind super ausgebaut, um diese fast schon paradiesischen Verkehrsinseln liegen riesige Areale im Nirvana des „Investitionsstaus“. Das sind Bereiche in denen seit Jahren kein Spaten mehr in die Hand genommen wurde, um diese Verkehrswege von Verschleiss zu befreien und gleichzeitig an aktuellen Bedürfnissen anzupassen. Und so unregelmäßig, wie man wieder mal an Geld kommt, so ungeordnet gehts dann mit dem Ausbau auch weiter…

Ich sehe in einer Stadt wie Bonn zum Beispiel folgendes Problem: viele dort fahren einen Dienstwagen – das heisst Kosten, die dort ansetzen, erreichen die Unternehmen – nicht die benutzer. Daneben wohnen viele Bonner, wegen der Wagen, auch nicht in der Stadt, sondern dort, wo man sich ein Einfamilienhaus hinsetzen konnte. Was regelmäßig dort ist, wo der ÖPNV kein Angebot bereit hält.

Im Berlin Anfang des 20. Jahrunderts wurde ein Streckenplan für die S-Bahn der Stadt gemacht und das Sternkonzept gebildet. Dh. man hat Trassen strahlenförmig ins Umland geplant. Entlang der Trasse wurden Baugrundstücke billiger angeboten. Zwischen diesen Strahlen lagen dann Bereiche, die man nicht für Bebauungen freigegeben hatte – grüne Inseln, die dann als Naherholungsgebiete und ähnliches vorgesehen waren. So ging es auch mit der U-Bahn. Die Strecke Richtung Ruhleben fuhr ab 1915 über den heutigen Theodor Heuss Platz hinaus – nur standen damals dort noch keine Häuser. Diese kamen erst danach.

In der Hochzeit dieses Konzeptes, den 30ern erntete man dann den Erfolg: ein Nahverkehrssystem das täglich 15 Millionen Fahrgäste beförderte – eine Zahl die wir heute in Berlin nicht mehr erreichen. Auf dem Ring fuhren die S-Bahnen im niedrigen minutentakt – auch ein Traum aus heutiger Sicht. Und als die Olympiade Berlin mit Massen von Besuchern voll machte – der ÖPNV war dem gewachsen.

Aber die Jahre der Umkehr mit dem Blick auf das Auto lassen sich nicht so schnell wieder rückgängig machen. Das Beispiel Berlin zeigt nur, dass Stadtplanung einen langen Atem braucht. Wenn wir heute also Umsteuern kann es nicht um „der große Wurf“ in 5 oder 10 Jahren gehen – sondern der Plan muss konsequenterweise in kleinen Etappen und auf ein viel langfristigeres Ziel von 20-30 Jahren ausgerichtet sein. Der Vorteil: ich kann in kleinen Schritten meinem Ziel entgegen planen und dafür möglicherweise den Wandel in der Stadt zum Anlasse nehmen, in dem ich dort anpasse, wo ohnehin gebaut wird. Zur Finanzierung solcher Vorhaben muss man sich dennoch zusätzliche Mittel für die Stadtkassen beschaffen können. Der Fahrschein ist da ein eher ungeeigneter Weg, da damit das Auto gestärkt wird. Die Maut verbannt die Mittelschicht aus der Stadt. Früher haben die Städte den öffentlichen Nahverkehr durch Gewinne bei der Energieerzeugung querfinanziert. Dank entschlankter Haushalte ist das nicht mehr möglich.

Woher soll das Geld kommen, um über so lange Zeiträume die Mobilität in Städten zu wandeln und damit zu erhalten? Aus meiner Sicht sind dies drei Bereiche: moderate Anpassung der Fahrpreise, damit die ÖPNV Unternehmen die Wartung ihrer Infrastruktur hinbekommen, und nicht jeder Wintereinbruch mit dem Einbruch der Verkehrsleistung einhergeht. Einführung einer City-Maut gestaffelt nach Fahrzeugklassen. Kleinwagen zahlen weniger als die mondänen SUVs. Damit wird jeder, der sich den Luxus gönnt entsprechend zur Kasse gebeten. Streichung der Kilometerpauschale für Fahrtwege unter 10km. Wer so nah am Arbeitsplatz wohnt, muss das Auto nicht benutzen. Man kann hier Ausnahmen für Familien machen. Da diese aber ohnehin ins Umland ziehen, und damit eher jenseits der 10km Grenze, dürfte das dort kein Thema sein. Das Geld das hier eingespart wird, kann man dann in günstige ÖPNV Tickets für Hartz 4 oder Schüler und Senioren stecken.

Aber eine Sache fehlt dann noch: da solche Entwicklungen mehrere Legislaturperioden dauern, muss es einen Weg geben, nicht gleich bei jedem Widerstand den Plan zum Opfer des nächsten Wahlkampfes zu machen. Damit siegt dann das kurzfristige Spiel um den Machterhalt und der Machtgewinnung gegen das langfristige Ziel mit dem Ergebnis, dass keine Maßnahme konsequent ihr Ziel erreicht und alles so bleibt wie es bereits ist. Und dafür habe ich im Moment auch keine Idee, die mit der freiheitlich demokratischen Grundordnung vereinbar wäre…

Lob

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Aktuell macht ein Buch von sich reden: Die Rüpel-Republik. Das Buch ist provokant, regt Diskussionen im Radio und wahrscheinlich demnächst auch in Talkshows an.

Und ich hab mich gefragt, ob das stimmt.

Und das ist mein Ergebnis:

7:45 Uhr – keine Uhrzeit, zu der die Menschen dringend wach und freundlich sind.  Der Zug ist dick gepackt. Alle Plätze in dem Abteil für Fahrräder sind besetzt. Aber auf die Frage, ob etwas Platz gemacht werden kann, damit die Fahrräder nicht im Gang stehen müssen, stehen bereitwillig und ohne zu murren alle auf. Kein Stress, kein Gemecker, alles ganz im Sinne der Gemeinschaft.

8:10 Uhr – auf der Strasse fahre ich mit meinem Fahrrad einen kleinen Hügel hinauf. Am Hügel ein Zebrastreifen über den ein junger Mann läuft. Als ich mich auf den Zebrasteifen vorbewege winkt mich der junge Mann heran.  Er bedeutet mir, dass ich nicht extra bremsen muss und er mir den Vortritt läßt. Ich fahre und danke freundlich.

Vor ein paar Tagen auf einer Kreuzung. Ich muss dringend über die Kreuzung um meinen Zug zu erwischen, von allen Seiten strömt der Verkehr. Da kommt eine Strassenbahn. Die Fahrerin erkennt meine Not, hält den Zug vor der Kreuzung und blockiert den Verkehr so, dass ich rüber huschen kann.

Dann die vielen Kleinigkeiten: mir wird die Tür aufgehalten, Polizisten lassen mich ein paar Meter mit dem Fahrrad auf dem Bahnsteig fahren, damit ich meinen Zug noch kriege…

Irgendwie finde ich viele Erlebnisse im Alltag, die eigentlich nicht den Eindruck machen, als sei ich nur umgeben von Rüpeln. Viel eher ist es so,  dass wir vielleicht die vielen kleinen Gesten im Alltag viel zu schnell vergessen oder gar als Selbstverständlichkeit hinnehmen.  Und vielleicht bleiben die paar Erlebnisse, die das Klischee der Rüpel-Republik einfach besser im Hirn haften, als die vielen Freundlichkeiten im Alltag.

Kategorie: Köln

Leben im Schaufenster

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Ich bin heute mal wieder durch den Duffesbach gefahren. Und schon als wir dort unsere Wohnung hatten, ist mir aufgefallen, dass die Kölner manchmal eine komische Vorstellung von Wohnungen haben.

Schaufenster Wohnung

Zuerst lagen die Ladengeschäfte lange ungenutzt und dann wurden sie aufwändig renoviert wie es schien. Aber dann waren aus den Ladentüren plötzlich Wohnungstüren geworden. Mindestens fünf Läden im Duffesbach sind so umgestaltet worden. Manchmal hat man die Schaufenster durch kleinere Fenster ersetzt.

Schaufenster Wohnung

Aber meistens wurden die Türen nur stabiler und Rollos vor die nun sehr großen Einblicke in die neuen Wohnzimmer gewährenden Scheiben gehangen. Eben bin ich an einem Schaufenster vorbei gefahren hinter dem ein Rentnerpaar gerade das Bett gerichtet hatte.

Schaufenster Wohnung

Ich weiss ja nicht, wie eng die Wohnungssituation in Köln ist, aber es gehört schon einiges dazu, sich mit dem Schaufensterdasein zu arrangieren. Immerhin ist man in seinem Wohnzimmer immer den Blicken Dritter ausgesetzt, selbst wenn man sich zurückziehen möchte. Es sei denn, man verzichtet auf den Einfall des natürlichen Sonnenlichts.

Schaufenster Wohnung

Kategorie: Köln, Wohnen

Worin liegt der Raub in der Raubkopie?

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Die Diskussion ist sehr in Mode. Jeder kennt die Protagonisten: hier der arme um seinen gerechten Lohn gebrachte Künstler, dort der skrupellose Hacker, der sich einfach kostenlos beschafft, was eigentlich bezahlt gehört…

Geistiges Eigentum – und dessen Diebstahl. Das ist das Thema.

Aber worum drehts sich dabei wirklich:

1. Sind die Künstler wirklich die leidenden? Die Antwort lautet schlicht und ergreifend: nein. Denn wer klagt denn über diese unerhörte Kopiererei? Verlage, Verwertungsgesellschaften. Die, die den Künstlern ihre Tantieme bereits bezahlt haben und mit dieser Bezahlung das Urheberrecht gleich mit. Und sieht denn der Künstler was von den Einnahmen, die die Verwerter und Verlage mit seiner Kunst durch den Verkauf über iTunes & Co  erwirtschaften – ebenfalls nein. Die Preise die der normale Künstler aushandelt sind entfernt von den Umsätzen, die tatsächlich entstehen. Und je jünger der Künstler, je unbekannter umso geringer ist der Preis für sein Urheberrecht. Egal, was für geniales Zeug er da gemacht hat.

2. Worin genau liegt das Verbrechen. Das ist gar keine so dumme Frage, wie es auf den ersten Blick scheint. In den 70er gabs die Musikkassette – und den Spruch „Home Taping is killing Music“.  Dann wurden Gebühren für jede verkaufte Leerkassette erhoben, die dann den Verwertungsgesellschaften zugute kamen. Und dennoch war die Musikindustrie nicht tot. Die CD – eine Gelegenheit mit der gleichen Musik nochmal Geld zu verdienen, weil nun alle die Musik auf CD haben wollte kam einem warmen Regen für die Musikindustrie gleich.  Und nun das: durch die Digitalisierung ist die Kunst nicht mehr auf ein Medium gebannt. Sie kann einfach kopiert und verteilt werden. Das wurde sie zwar schon immer, jetzt ist aber der Aufwand deutlich geschrumpft. Und nun machen die Kopien das Geschäft kaputt.

Und warum? War nicht die Verbreitung von Kunst eigentlich das Ziel des Künstlers? Ja, aber die Erhebung des Lohnes aus der Kunst wurde an das Medium gebunden. Nicht die Musik wurde bezahlt, sondern die CD, die man selbst nicht herstellen konnte.

Das Problem haben auch die Zeitungen: wir haben immer die Zeitung als Druckerzeugnis bezahlt. Die Leistung der Redaktion war sozusagen „inklusive“. Nun kann man diese Inklusivleistung im Internet überall lesen – ohne die Zeitung zu kaufen.

Das Problem liegt also an der bisherigen Abrechnung von Leistungen im kreativen Bereich. Diese war gebunden an die Herstellung eines Mediums. Wenn nun dieses Medium an sich nicht mehr besteht, muss ein neuer Weg der Bezahlung gefunden werden.

Und leidet der Künstler, Journalist oder Maler unter diesem Problem? Nicht direkt. Denn er bekam sein Geld von einer Plattengesellschaft, einem Verlag oder Mäzen, damit dieser mit vielen Kopien seiner Arbeit noch mehr Geld machen kann. Und genau das klappt nicht mehr.

Möglicherweise ist das die Zeit, in der Künstler sich überlegen sollten, ob sie nicht direkt ihre Kunst verkaufen. Es sind nicht mehr hunderte von Helfer erforderlich, um eine Platte selbst zu produzieren. Oder ein Buch. Und der Direktvertrieb brächte die Möglichkeit, wenn man nicht auf die Limitierung sondern Verbreitung der Kunst aus ist, mit kleinen Preisen viele anzulocken und den Bedarf an Kopien zu senken. Wozu kopieren, wenn man für einen Euro an das Lied kommt. Oder für ein paar Euro ein ganzes Buch bekommt.

Das Verbrechen der Raubkopie ist also die Bedrohung von Verlagen und Plattenfirmen in deren eingefahrenen Geschäftsprozessen. Die Künstler sind bereits bestohlen. Nur ein Bruchteil der Künstler ist in der Lage gegenüber diesen Zwischenhändlern eine ausgeglichene Verhandlungsposition über den Wert ihrer Arbeit zu erreichen. Und werden dementsprechend bezahlt.

Die Diskussion muss fortgesetzt werden. Für Interessierte: „Mashup. Lob der Kopie. Dirk von Fehlen, Edition Suhrkamp, 2011 1. Aufl.“

Und hier auch ein aktueller Diskussionsbeitrag: http://www.zeit.de/digital/internet/2012-08/urheberrecht-kulturflatrate-sitte

Kategorie: Köln