Kategorie-Archiv: Fernsehen

Reflektion der Serie „Deutschland 83“

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Oh, oh, die Kritik.

Die Quote stimmt nicht.

Es wird kritisiert, dass die Strategie des linearen Versendens nicht passt. Der Sender nicht passt. Und vielleicht der Sendetermin nicht passt, siehe hier.

Die Produzenten fragen sich, warum? Und sie fragen das auch die Zuschauer, die Zielgruppe, also über Facebook fragen sie die Leute, die über Facebook sowas diskutieren.

Ich versuche mich mal an eine Antwort und mache das in Ermangelung eines Facebook Accounts hier.

Image des Senders

Als ich davon gehört habe, war ich überrascht. Der Sender mit Dschungelkamp und Bauer-sucht-Frau-Verkupplungsshow macht jetzt auf seriös? Geht das? Können die das?

Mich hat das sehr skeptisch gemacht.

Aber: ich habe eingeschaltet und bin dran geblieben. Eine Folge und war sowohl vom Ensenble als auch von der Geschichte in dieser Folge nicht enttäuscht.

Die Story

Ich habe die US-Seria „Americans“ eine Saison lang verfolgt. Da gehts um ein Ehepaar russischer Spione im öffentlichen Dienst in Washington in den frühen Achtzigern. Kommt das bekannt vor? Ah…

Also damit war es schon mal nicht gut bestellt. Eine neue Story. Ob eine vollkommen Eigenerfindung besser gewesen wäre läßt sich nicht belegen, denn es gibt sie ja nicht. Und das ist schade.

Anspruch und Sehgewohnheiten

Ich glaube, der größte Fehler ist der Anspruch im Kontrast zu unseren Sehgewohnheiten.

Wenn in Deutschland eine Serie produziert wird, ist die Menge an potenziellen Zuschauern auf die 100 Mio deutschsprachige Leute beschränkt, die hier in Zentraleuropa diese Serie sehen /und wegen der Sprache verstehen) können.

In den USA sind das aus dem Stand 280 US-Amerikaner plus die Hälfte der Canadier, die Briten, Australier und Neuseeländer.

Wenn man dann mal einen Stoff macht, der nur drei Prozent der Leute interessiert, sind diese drei Prozent doch immer noch mehr Einschaltquote als bei uns. Das Ziel eine Serie mit Anspruch hier erfolgreich zu starten ist damit immer riskanter. Aber: es gleich wieder zu lassen, ist auch nicht der Ausweg.

In den USA wurde „House of Cards“ auch nicht als Massenfernsehen angenommen. Ähnliche Erfahrungen machte ja Sat1 auch hierzulande. West Wing war nie ein wirklicher Umsatzbringer für NBC. Aber man konnte das Image postiv pflegen und mit der Versendung von weniger anspruchsvollem die Masse dennoch begeistern und die drei Prozent der interessierten eben damit zusätzlich fesseln. Aber NBC hat das mit West Wing sieben Jahre gemacht, nicht vier Wochen, wir RTL.

Der WDR hat mit Meuchelbeck vor kurzem eine neue Serie gestartet. Diese war originell und stellenweise sehr sehr gut. Und? Ja diese konnte man im Fernsehen zu festen Terminen oder gleichzeitig online sehen, wann man wollte.

Die Serie „Der Club der roten Bänder“ habe ich fast alle Sendetermine verpasst und im Internet nicht „nachsehen“ können – das war doof.

In diesen Zeiten muss ein Fernsehsender tatsächlich anerkennen, das eine neue Serie nicht wie das Weihnachtsfest vom Publikum erwartet wird. Dazu gibt es täglich zu viel neue Serien. Und dass dann auch noch sofort die Quote stimmen muss. Das kann es deswegen schon gar nicht geben.

RTL ist nicht NBC. Aber wenn sie solche Serien im Programm halten wollen, müssen sie entsprechende Platzierungen langfristig pflegen. Nicht nur vier Wochen.

Kategorie: Fernsehen

Versunkene Schätze: die Miniserie „Lerchenberg“

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Es ist nicht so lange her, da galt das ZDF als das Refugium der über 55 Jährigen Zuschauer. Ruhig, konstant im Senderkonzept, Inga Lindström und das Traumschiff rundeten den Eindruck eines Fernsehens als SOMA-Ersatz ab.

Aber hin und wieder gelingt dem ZDF etwas, worum es sicher beneidet wird im Kreise der öffentlich Rechtlichen Rundfunkanstalten. Nicht nur die heute Show, sondern auch einige interessante Serien bringt das ZDF neben guten Krimis am Montag hervor. Einen Schatz möchte ich nun heute vorstellen: Lerchenberg.

Der abgehalfterte Sascha Hehn (er spielt sich selbst), soll durch eine Redakteurin im ZDF eine neue Sendung im ZDF erhalten. Die Serien nimmt dabei den gesamten Fernsehbetrieb aufs Korn und ist nicht nur durch eine durchweg gute Schauspielerriege, sondern geschliffener Dialoge mit Biss und Stories mit Pepp gekennzeichnet.

Warum ist die Serie aber nicht über vier Folgen hinausgekommen? Nun, weil die Serie allzu oft nicht die Realität karikiert sondern so zeigt, wie sie ist. Das gibt zwar Lacher, aber da es überwiegt hier sowas, was es auch bei Stromberg schon gab: man schämt sich für die Protagonisten, die nicht an die Widrigkeiten glauben wollen und es immer wieder versuchen.

Dennoch ist die Serie das Sehen wert. Selten wurde im deutschen Fernsehen so viel wert gelegt auf gut geschriebene Dialoge, gute Stories und vor allem: es entstand ein wahrer Zoo an Geschichten um die Geschichte (einmalig, das Praktikum als Mainzelmännchen für den Fernsehgarten).

Leider sind die Folgen nur noch auf Youtube verfügbar. Hier die Links:

Folge 1Folge 2Folge 3Folge 4

 

Kategorie: Fernsehen, fernsehserie

„House of Cards“ oder: Sind die Fernsehzuschauer in Deutschland nicht reif für intelligente Serien?

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Sat1 hat sich vor kurzem aufgemacht und hat die Serie „House of Cards“ in das Programm aufgenommen. Ziemlich schnell kam es aber zu einer Ernüchterung. Denn was gefeiert wurde als markenprägendes Qualitätsfernsehen wurde mangels Einschaltquoten in die Nachtschicht verlegt.

Und nun beginnt die Diskussion, warum die Serie gescheitert ist.

Hier meine drei Thesen:

Sat1 wurde gefeiert für die Versendung. FAZ, Süddeutsche, et al. haben sich erfreut gezeigt. Aber der gemeine Fernsehzuschauer hat oft davon nichts mitbekommen. Es wurde keine Werbung gemacht und auch wenig getan, um Aufmerksamkeit auf diesen Serien-Blockbuster zu erzeugen. Ich fürchte, eine Ankündigung und ein Werbeplakat sind zu wenig um den Zuschauer anzuzeigen, dass was neues im Programm kommt. Netflix hat seinerseits ein Jahr bevor die Serie dann raus kam mit Werbung begonnen und zum Start ein wahres Feuerwerk an Werbung über mehrere Newssendungen und auch Talkshows gestartet. Ähnliches passierte bei Sat1 nicht.

Der Sendeplatz: wer sieht am Sonntag nach elf noch fern? Ist das die Zielgruppe für die Serie? Vermutlich nicht. Aber diesen Fehler begehen die deutschen Sender reihenweise. Legendär die erste Staffel von Simpsons, die in der Prime Time für Kinder lief, bis Pro7 realisierte, dass es sich hierbei nicht um ein Walt Disney Klon handelt…

Und dann der Fetisch Fokus auf die Einschaltquote. Es wird immer wieder hochkarätiges produziert, aber wenn es nicht gleich einschlägt droht die Versendung als Testbild in der Nacht. Dort wo früher die schönsten Eisenbahnstrecken versendet wurden, oder Ansichten von Aquarien, soll dann die Zielgruppe beglückt werden. Wer aber kaum Werbung macht und dann auch noch die Sendung in die Nachtschicht legt, wundert sich doch nicht wirklich über schlechte Quoten, oder?

Übrigens: die Serie House of Cards ist nicht neu. Das britische Original wurde im ARD auch in den 90er in den jeweiligen Dritten versendet. Ebenso zu unwirtlichen Sendezeiten mit dem gleichen Effekt: heute kennt das keiner. 

Das sich ZDF an „Downtown Abbey“ ebenso gescheitert ist, wirkt wie eine Blaupause des Vorgehens deutscher Sender mit Qualitätsfernsehen: eine Folge zur Rand- und Nebenzeit. Dann bei enttäuschenden Quoten Versendung des Restes entweder zu willkürlichen anderen Terminen oder an einem Stück in der Nacht.

Ich glaube, damit treibt man den intelligenten Seher einfach ins Internet. Denn da muss er sich nicht mit willkürlicher Sendeplatzverschiebung rumärgern. Er muss sich auch nicht die Nacht wach halten um die Sendung zu sehen. Statt dessen schaltet er den Fernseher ab. Wollen die Programmdirektoren das?

Kurze Frage an die Programmdirektoren: ist es Zufall, dass die Menschen nicht mehr vom Programm erwarten, als „How i met your Mother“, „The Big Bang Theory“ oder „C.S.I Irgendwas“? Immerhin werden diese Serien zur Prime Time und sonst auch zu immer feststehenden Terminen wiederholt. Und wer zu blöd ist, sich die Sendetermine zu merken, bekommt die aktuellen Staffeln (und alle anderen Staffeln) zu fast jedem denk- und undenkbaren Zeitpunkt wieder vorgesetzt.  Und auch wenn die Serie nicht funktioniert, wird einfach so lange Folge für Folge abgesendet, bis sich eine Fangemeinde gebildet hat. Warum wird nicht ein wenig von dem hier Gelernten auf andere Inhalte angewandt?

‘Smart TVs’ Are Next Bet for Makers as Sales Languish – NYTimes.com

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‘Smart TVs’ Are Next Bet for Makers as Sales Languish – NYTimes.com.

Was ist „smart“ an Smart TV? Eigentlich nichts. Die Verknüpfung von Fernsehen und Internet gibt es schon: direkt auf jedem Rechner  .

Die Nutzung von Apps auf einem Fernseher… wer sich schon mit der Fernbedienung abquält die Sender einzustellen, wird diese nicht gerade als intuitive Bedienform für das Internet empfinden. Und die Hersteller bieten hier auch wenig erhellendes: es sei denn, man stellt sich neben die gefühlt 100-Tasten-Fernbedienung noch eine kleine Minitastatur auf den Wohnzimmertisch… siehe auch hier.

Und was sonst noch? Scheinbar nichts. Wie jedes Jahr kommen die Fernseher mit neuen Abkürzungen für noch mehr Pixel daher – immer auf der Hoffnung, dass der Konsument mehr für mehr hält.

Genau das scheint aber nicht der Fall zu sein. Die Verkäufe von Fernsehern gehen weltweit zurück. Und die nächste Runde an Geräten machen nicht den Eindruck, dass die Hersteller daraus die richtigen Schlüsse gezogen haben. Die neue Generation kommt wieder mit mehr Auflösung in Größen, die man nicht in ein normales Wohnzimmer kriegt ohne dass man die anderen Möbel rauswirft und mit einer Bedienung, die wie die Wählscheibe an einem PC wirkt.

Für Leute, die das nicht mehr Kennen: Wählscheiben waren Dinger, mit denen man früher auf Telefonen die Nummer „wählen“ konnte….

Kategorie: Fernsehen, Internet

Fernseher sind Küchengeräte

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Was war man früher anspruchslos. Wenn eine Maschine gebraucht wurde, dann wurde gekauft was da war.  Heute muss Technik gleichzeitig gut aussehen, sehr gut bedienbar sein, immer mitgenommen werden können und immer kleiner werden.

Es gibt nur eine Geräteklasse, die sich diesen Trends nicht stellen muss: die Küchenmaschinen. Sie dürfen weiterhin groß sein. Meist auch nicht sehr intuitiv. Dafür bieten sie immer mehr Funktionen. Vergleichen Sie nur ihre alte Kaffeemaschine mit dem Automaten, der jetzt in der Küche thront.

Fernseher werden auch immer größer. Die Fläche an der Wand, die man jetzt mit den Geräten abdecken kann ersetzt im Extrem die herkömmliche Wohnzimmerschrankwand. Wurde diese früher drumherum gestaltet, ist der Fernseher nun der Wohnzimmerschrank um den vielleicht noch kleine Regale lose angeordnet werden.

Die letzte große Innovation am Fernseher scheint die Fernbedienung zu sein. Denn seither hat sich wenig geändert, dass das „Fern Sehen“ noch besser oder den Fernseher noch einfacher bedienbar gemacht hat. Im Gegenteil: jeder Fernseher kommt mit einer Fernbedienung daher, die mühelos den Vergleich mit der Armatur eines Space Shuttles stand halten kann. Oft begleitet mit kryptischen Symbolen auf kleinen Tasten, deren Funktion einem lange verborgen bleiben.

Der Ärger beginnt mit der Einstellung der Kanäle. Gelingt vieles noch mit einem einfachen Sendersuchlauf wird es problematisch, wenn man eine bestimmte Reihenfolge der Sender bevorzugt. Diese Einzurichten ist eine Qual auf Geräten, die zunächst ein intensives Studium der Bedienungsanleitung erfordert und dann eine Prozedur, die einen mühelos Tage fesseln kann. Wenn man dagegen vergleicht, welche Leichtigkeit heute mobile Endgeräte in der Bedienung bieten können und was sich mit einfachen Wischgesten dort alles anstellen läßt, so erscheint die Technik am Fernseher heute wie ein Faustkeil aus der Steinzeit.

Warum ändert sich das nicht? Warum wurden Fernseher hier nicht einfacher bedienbar? In meinem Freundeskreis häufen sich die Fälle, wo durch Tragik, Versehen oder einfach Stromausfall die Senderreihenfolge durcheinander geriet. Und so bleibt, weil die Änderung soviel Aufwand bedeutet. Gleiches gilt für die unzähligen Shopping-Kanäle, die sich nach dem Sendersuchlauf in der Programmierung des Fernsehers einnisten. Niemand nimmt den Schritt auf sich, diese eh nicht geliebten Programme wieder zu löschen und damit ein wenig mehr Überblick über die Programme zumindest teilweise zurückzugewinnen.

Stattdessen ist die meistgenutzte Taste die „Vorwärts“-Taste. Damit springt man solange durch die Programme, bis man beim gewünschten Sender landet. Gleiches Vorgehen bei der digitalen Musikbibliothek ist heute undenkbar. Das gilt auch für die eigenen Videos, die sich mittlerweile auch Massenhaft zuhause sammeln. Auch würde niemand so durch seine digitale Fotosammlung surfen. Am Fernseher ist das die Ultima Ratio. Der Faustkeil im Wohnzimmer.

Gleichzeitig locken die Fernsehgeräte mit immer neuen Auflösungen und dem Versprechen um noch bessere Bildqualität. Blöd nur, dass dennoch die Fernsehsender  oft nicht hinterher kommen, was die neuen Bilder angehen. Wie lange geistert HD schon durch die Fernsehwelt und wie lange hat es gedauert, bis es so viel Programme gab, die HD unterstützten, um die Investition zu rechtfertigen – Jahre.

Als ich durch die Studios lief, die für RTL die gesamte Palette an Daily Talkshows und „Wer wird Millionär“ produzieren, da fielen mir die Fernsehkameras auf, die mir noch aus der Zeit des Kamerakindes in der ZDF Sendung „1,2,3“ bekannt waren. Auf die Frage, warum diese Technik immer noch eingesetzt wird, wo doch heute immer mehr Auflösung von den Fernsehern geboten wird, antwortete der Guide, dass diese Kameras trotz ihres Alters eine Auflösung beherrschen, die noch von keinem Fernsehgerät ausgenutzt werden kann. Für die Fernsehsender ist es daher möglich, mit dieser teils 40 Jahre alten Technik zu arbeiten, und trotzdem HDTV zu senden…

Damit wundert es nicht, dass es Tablets im Wohnzimmer gibt. Angesichts der wenig ausgereiften Möglichkeiten, mit dem Fernseher das Internet zu nutzen, war es nur eine Frage der Zeit, bis eine neue Geräteklasse das Internet für das Wohnzimmer erschließt. Blöd nur: die Tablets bringen alles, was ein Fernseher kann, gleich mit. Und machen dabei vieles besser. Das ist wie eine Konkurrenz zwischen Mp3 und Plattenspieler. Fernsehen ist nicht tot, aber die Fernsehgeräte, die einem den Zugang dazu bieten, scheinen seit Jahren in einer Art Schockstarre jeder wirklichen Innovation und Weiterentwicklung zu entsagen.

Das ist zwar auch so bei Geschirrspülern. Aber die lassen sich nicht durch Tablets ersetzen.

Kategorie: Fernsehen, Internet, Wohnen