Sat1 hat sich vor kurzem aufgemacht und hat die Serie „House of Cards“ in das Programm aufgenommen. Ziemlich schnell kam es aber zu einer Ernüchterung. Denn was gefeiert wurde als markenprägendes Qualitätsfernsehen wurde mangels Einschaltquoten in die Nachtschicht verlegt.
Und nun beginnt die Diskussion, warum die Serie gescheitert ist.
Hier meine drei Thesen:
Sat1 wurde gefeiert für die Versendung. FAZ, Süddeutsche, et al. haben sich erfreut gezeigt. Aber der gemeine Fernsehzuschauer hat oft davon nichts mitbekommen. Es wurde keine Werbung gemacht und auch wenig getan, um Aufmerksamkeit auf diesen Serien-Blockbuster zu erzeugen. Ich fürchte, eine Ankündigung und ein Werbeplakat sind zu wenig um den Zuschauer anzuzeigen, dass was neues im Programm kommt. Netflix hat seinerseits ein Jahr bevor die Serie dann raus kam mit Werbung begonnen und zum Start ein wahres Feuerwerk an Werbung über mehrere Newssendungen und auch Talkshows gestartet. Ähnliches passierte bei Sat1 nicht.
Der Sendeplatz: wer sieht am Sonntag nach elf noch fern? Ist das die Zielgruppe für die Serie? Vermutlich nicht. Aber diesen Fehler begehen die deutschen Sender reihenweise. Legendär die erste Staffel von Simpsons, die in der Prime Time für Kinder lief, bis Pro7 realisierte, dass es sich hierbei nicht um ein Walt Disney Klon handelt…
Und dann der Fetisch Fokus auf die Einschaltquote. Es wird immer wieder hochkarätiges produziert, aber wenn es nicht gleich einschlägt droht die Versendung als Testbild in der Nacht. Dort wo früher die schönsten Eisenbahnstrecken versendet wurden, oder Ansichten von Aquarien, soll dann die Zielgruppe beglückt werden. Wer aber kaum Werbung macht und dann auch noch die Sendung in die Nachtschicht legt, wundert sich doch nicht wirklich über schlechte Quoten, oder?
Übrigens: die Serie House of Cards ist nicht neu. Das britische Original wurde im ARD auch in den 90er in den jeweiligen Dritten versendet. Ebenso zu unwirtlichen Sendezeiten mit dem gleichen Effekt: heute kennt das keiner.
Das sich ZDF an „Downtown Abbey“ ebenso gescheitert ist, wirkt wie eine Blaupause des Vorgehens deutscher Sender mit Qualitätsfernsehen: eine Folge zur Rand- und Nebenzeit. Dann bei enttäuschenden Quoten Versendung des Restes entweder zu willkürlichen anderen Terminen oder an einem Stück in der Nacht.
Ich glaube, damit treibt man den intelligenten Seher einfach ins Internet. Denn da muss er sich nicht mit willkürlicher Sendeplatzverschiebung rumärgern. Er muss sich auch nicht die Nacht wach halten um die Sendung zu sehen. Statt dessen schaltet er den Fernseher ab. Wollen die Programmdirektoren das?
Kurze Frage an die Programmdirektoren: ist es Zufall, dass die Menschen nicht mehr vom Programm erwarten, als „How i met your Mother“, „The Big Bang Theory“ oder „C.S.I Irgendwas“? Immerhin werden diese Serien zur Prime Time und sonst auch zu immer feststehenden Terminen wiederholt. Und wer zu blöd ist, sich die Sendetermine zu merken, bekommt die aktuellen Staffeln (und alle anderen Staffeln) zu fast jedem denk- und undenkbaren Zeitpunkt wieder vorgesetzt. Und auch wenn die Serie nicht funktioniert, wird einfach so lange Folge für Folge abgesendet, bis sich eine Fangemeinde gebildet hat. Warum wird nicht ein wenig von dem hier Gelernten auf andere Inhalte angewandt?
thufir
Januar 15, 2014 um 10:29 pm
Interessant: beim ORF hat House of Cards fast doppelt soviel Marktanteil als bei SAT1: http://www.medienschwarm.at/2014/01/15/house-cards-schlagt-sich-achtbar-im-orf/
thufir
März 18, 2014 um 6:20 am
Ein interessanter Artikel von Regine Ziegler, der Produzentin, zur Frage: warum solche Serien nicht in Deutschland entstehen: http://www.welt.de/debatte/kommentare/article125329467/Serien-koennen-wir-in-Deutschland-nicht.html#disqus_thread
Willkommen in den Underwood States of America! | DURCHSCHLAG
März 2, 2015 um 2:01 pm
[…] vorangegangenen Folgen haben die Erwartung ziemlich hoch geschraubt. Nicht nur ist die Serie mit hochkarätigen […]