Willkommen in den Underwood States of America!

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Wie habe ich Ihn vermisst. Frank / Francis Underwood. Der Prototyp eines Machtmenschen. Mit fällt dabei immer wieder das Zitat von Ash, dem wissenschaftlichen Offizier der Nostromo aus Alien ein: „…ein perfekter Organismus. Ich bewundere seine konzeptionelle Reinheit. Geschaffen um zu überleben. Kein Gewissen plagt es….“. Genauso scheint auch Underwood durch die Welt zu gehen. Nun gehts endlich weiter.

Die vorangegangenen Folgen haben die Erwartung ziemlich hoch geschraubt. Nicht nur ist die Serie mit hochkarätigen Schauspielern besetzt. Auch der Plot ist von einer selten erlebten Qualität. Manchmal ist die Geduld des Zuschauers gefordert, wenn die Serie sich in kleinen Schritten auf mehreren Ebenen dem nächsten Höhepunkt nähert.

Wo soll das hinführen, kann die Serie das noch toppen? Ich habe sechs der neuen 13 Folgen gesehen, und bisher lautet mein Fazit: ja.

Was passiert inhaltlich? Nun, es gibt eine Krise mit Russland – und das gar nicht so weit entfernt von den aktuellen Problemen. Der nichtgewählte Präsident Underwood wird von der eigenen Partei, vielmehr von der geballten Macht der auf dem Weg zur Präsidentschaft Betrogenen angegriffen. Und das Verhältnis zu seiner Frau scheint brüchig zu werden. Daneben entwickelt Claire Underwood immer Stärker eine kleine Bias: sie gibt die kühle Lady Macbeth. Aber immer häufiger berühren Sie die Schicksale einzelner. War es in der vorangegangenen Season die Gewissensbisse, als Sie das falsche Spiel mit der First Lady auf die Spitze treibt, ist es nun die Konfrontation mit einem Dissidenten, der lieber Selbstmord begeht, als durch falsche Komprimisse in die Freiheit zu gelangen.

Und die Protagonisten? Francis Underwood hat es mit einem Aufruhr an allen Fronten zu tun: seine Partei, sogar sein CoS Remy Danton machen es immer schwerer.

Claire Underwood versucht, sich unabhängig von Ihrem Mann zu machen, und schafft sich eine eigene Machtbasis. Wo soll das hinführen?

Der mit Nibelungen-Treue zu Underwood stehende Doug Stamper scheint sich auf Abwegen zu begeben. Kennt er die Stelle, wo der Panzer Underwoods durch ein Lindenblatt verwundbar ist? Und wird er sie nutzen?

Der Präsident Russlands – ein ebenso machtbessessener als auch gerissener Kontrahent. Kann Underwood mit ihm fertig werden?

Eine Stärke dieser Folgen scheinen auch die Bezüge zu den realen Problemen zu sein: der Kampf Russlands um Anerkennung und Macht in der Welt. Der Spagat zwischen wirtschaftlicher Zusammenarbeit mit den russischen Machthabern und dem Gewicht der Menschenrechte.

Schließlich der Raubbau am Sozialstaat um Geld für neue Infrastrukturprojekte, mehr Milität und indirekt mehr Jobs zu schaffen. Diese Diskussionen gibt es auch außerhalb der Serie. Aus meiner Sicht spannend ist, wie so ein Raubbau in der Serie zuende gesponnen wird? Gibt es später mehr Jobs? Kommt es zu mehr Wohlstand? Oder wird damit nur umso rigoroser die Umverteilung zu Gunsten der jetzt schon reich und materiell gut Betuchten betrieben?

Im Gegensatz zu The West Wing ist diese Serie der zynischen Wirklichkeit mehr entlehnt, als einer idealen Welt. Der demokratische Präsident auf Kriegspfad mit dem Sozialstaat – und insgeheim mit der Demokratie an sich. Es zeigt sich dadurch auch die Verwundbarkeit von demokratischen Systemen – wenn auch nur hypothetisch. Unrealistisch ist es deshalb aber nicht. Die Lehre daraus muss aber sein, wie man solche Politikernaturen verhindern kann. Gegeben hat es sie schon. Wenn auch nicht so erfolgreich, wie Francis Underwood.

Kategorie: Köln

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