Archiv für den Monat: September 2012

Amnesie des Netzes?

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Nun haben Wissenschaftler herausgefunden, dass das Internet mehr und schneller vergisst als gedacht. Aber stimmt das?

Ich suche in Youtube Videos zu meiner Lieblingskinderserie, sei es nun Muppets oder Robbie, Tobbi und das Fliewatüüt, und beides finde ich. Und so ließe sich meine Suche in der allwissenden Müllhalde beliebig fortsetzen.

Nur wie sind die Wissenschaftler eigentlich zur Idee gekommen, dass das Internet vergisst? Weil sie die falschen Themen gesucht haben. Sowas wie der arabische Frühling oder gar die überwältigenden Szenen der deutschen Wiedervereinigung wird man da nicht finden.

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Aber wenn ein unbedeutendes Starlet vor dreissig Jahren mal einen kleinen Fehler gemacht hat – die Fotos dazu kriegt man überall noch zu sehen.

Auch die Daten aus den Stasiunterlagen scheinen langsam zu verschwinden… Facebook und all die anderen Datensammler löschen nur, was nicht mehr nachgefragt wird. Wer interessiert sich denn schon für die Aufarbeitung von Details zum arabischen Frühling? Dahingegen ist Gossip immer hoch im Kurs. Und solange dass stimmt, werden wird, ähnlich wie die selektive Wahrnehmung oder der selektive Verdrängungsmechanismus des menschlichen Gehirns, das Internet nur die Dinge bewahren, die von allen gesucht werden. Und alles andere vergessen. Und dass die Wissenschaftler daher gut daran tun, alles andere an Wissen zusätzlich zu speichern und Bibliotheken somit zum Archiv von erhaltenswerten Webinhalten zu machen, ist sicher. Denn wenn die Erinnerung nur dem Massengeschmack überlassen bliebe, hätten wir schon in der Vergangenheit so manches Kunstwerk verloren. Sonst wird die Geschichtsschreibung allein auf die von Facebook oder Google+ gesammelten Biographien seiner Mitglieder angewiesen sein. Und das könnte sehr sehr langweilig sein für die Geschichtsschreiber der Zukunft…

Kategorie: Internet

Es ist ein A6…

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Es hat eine Weile gedauert, bis das neue iPhone vorgestellt wurde.

Ganz im Gegensatz zur Geheimhaltung in der Vergangenheit ist diesmal sehr viel im Vorfeld an das Licht der Öffentlichkeit gezerrt worden, als das sonst der Fall war. Daher fielen die Überraschungen am neuen iPhone eher mager aus.  Die Kommentare dagegen waren eher bissig. Siehe auch hier.

Und warum? Nun weil wieder erwartet wurde, dass ein Kaninchen aus dem Hut gezogen wird, aber statt dessen wurde einfach nur ein neuer Chip eingebaut und das Display vergrößert.

Die meisten Neuerungen stecken in der neuen Version des iOS. Aber das kann auch mit älteren Modellen genutzt werden.

Die Verkaufszahlen gingen mit der 4s Version durch die Decke. Ob das mit dem 5er genauso läuft ist noch offen. Aber Apple hat schon mal den Preis angehoben. Damit ist es sicher das teuerste Smartphone, dass man kaufen kann. Aus meiner Sicht ist der Schritt zwar übertrieben – gemessen an den wenigen Neuerungen ist der höhere Preis nicht gerechtfertigt. Aber kaufmännisch ist es klug. Zeigt die große Verbreitung der Vorgängerversion doch, dass noch was abzuschöpfen ist beim Konsumenten.

Wenn es stimmt, dass bereits jetzt fast die Hälfte des Preises von Apple direkt als Gewinn verbucht werden kann, wird das Geld hoffentlich auch dafür benutzt, in der nächsten Version wieder ein paar Kracher einzubauen.

Hier mal meine Tipps und Wünsche:

  • Unterstützung für alle Hi-Speed Übertragungsarten per LTE und nicht nur die von ausgewählten Providern (damit das Nutzen der iCloud unterwegs einfacher und schneller wird) ODER
  • Mehr Speicher, z.B. 128 GB oder Unterstützung von Smartcards als Speichererweiterung.
  • Lange, lange Akkulaufzeit (sollte ja nun auch möglich sein, wenn mehr Platz im Gehäuse ist.).
  • Einbau von NFC. Ich würds schön finden, wenn die Hersteller von Zahlungslösungen anreize erhielten entsprechende Kassensysteme anzubieten. Das passiert aber nur, wenn es dafür genügend mobile Endgeräte gibt.
  • Mehr RAM. Die vielen Programme und deren Speicherhunger verlangsamen sonst das iPhone unnötig.
  • Eine Art AirDrop Funktion für den Austausch von Dateien mit anderen Smartphones.
  • Einfache Methode um die Klingeltöne zu verändern und eigene anzulegen (damit die vielen gleichklingenden iPhones endlich aus dem Alltag verschwinden).
  • Kabellose Kopfhörer, damit man nicht immer diese Kabellage am Körper rumbaumeln hat.
  • Und vielleicht: eine optimale Unterstützung für die Navigation mit dem Fahrrad – also Fahrradtaugliche Routen, etc.

Vielleicht regt das ja die Produktplaner von Apple ja ein wenig an. Immerhin sind einige der Wünsche offenbar nicht nur meine…

Aber vielleicht gibt es hier nicht mehr viele Kracher (auch meine Wunschliste enthält eigentlich nur bereits bekanntes und bei anderen Smartphones Übliches). Vielleicht ist Apple mittlerweile sowas wie Nokia des neuen Jahrtausends. Denn Nokia kam aus einer anderen Industrie, machte dann Handys die lange Zeit wegen ihrer guten Bedienbarkeit zum Standard wurden. Die Bedienung vom iPhone ist mittlerweile von allen Smartphones kopiert worden. Und Apple war ursprünglich auch in einem anderen Markt tätig. Nur in einer Dimension hinkt der Vergleich: Nokia hat immer günstigere Handys angeboten. Apple scheint eher den Rahm abschöpfen zu wollen.

Kategorie: apple, iphone

Tante Emma als Big Brother

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Die apokalyptischen Visionen der Vergangenheit handelten von tyrannischen Staaten, in denen eine kleine Oberschicht die Massen drangsaliert. Dabei half den Tyrannen die totale Überwachung. Der Gedanke an Privatspähre war in diesen Visionen gleichbedeutend mit Staatsverbrechen.

Aber in unserer Welt kämpfen nicht nur die Staaten um die letzten Fetzen einer immer wieder durchlöcherten Privatsphäre. Sie erhalten Konkurrenz von mächtigen Konzernen die Weltweit alles tuen, um jeden und alles wirtschaftlich auszubeuten. Und das geht am besten, in dem man jeden und alles genau kennt. Deren Bedürfnisse, deren Wünsche und Gewohnheiten.

Demnächst läuft wieder die DMEXCO. Eine Messe unauffälliger Firmen, deren Firmennamen so abstrakt und nichtssagend sind, die klein und unscheinbar wirken, dass sie fast niedlich einher kommen. Daneben wird auf der Messe wie in den vergangen Jahren wieder zu beobachten sein, dass trotz der Unterschiede im Design des Logos, des Namens der Firma und vor allem der Produktbeschreibungen alle das gleiche machen, anbieten und wollen. Und das ist neben dem Marketing im Internet das TargetingBehavioral Targeting, Retargeting und welche Silben und Wörter vor oder vielleicht hinter „targeting“ setzen läßt.

Und wer ist das Target? Ich, Du, Wir. Unser Verhalten im Internet kann gemessen und verkauft werden. Und wer braucht das? Die Werbewirtschaft. Denn durch die Seiten die wir ansurfen geben wir auch etwas vom dem Preis, was uns interessiert. Im kleinen kennen wir das von eBay oder Amazon. Jede Versteigerung, die wir uns auf eBay ansehen führt dazu, dass wir bei unserem nächsten Seitenbesuch auf eBay ähnliche Versteigerungen vorgeschlagen bekommen. Bei Amazon läuft das dann etwas intelligenter. Ich bekomme nach jedem Buchkauf die Bücher angezeigt, die sich andere Käufer dieses Buches auch gekauft haben. Bei meinem nächsten Besuch erhalte ich dann eine Ansicht der aus Sicht von Amazon für mich interessanten Bücher, errechnet aus meinem Verhalten, dem Verhalten von anderen Amazon-Usern.

Nun geht die nächste Stufe darüber hinaus. Nicht nur einzelne Seiten sammeln Daten um ihr eigenes Angebot zu verbessern, sprich die Verkäufe an mich, dem Nutzer zu steigern. Jetzt geht es darum, dass alle meine Aktivitäten im Internet unabhängig von der einzelnen Seite verfolgt werden. Bei Zalando Schuhe gekauft und schon gewundert, warum Spiegel Online gepflastert ist mit Bannern von Zalando-Sonderangeboten…

Und die, die solche Daten sammeln, verkaufen diese meistbietend an denjenigen, der zu zahlen bereit ist. Was erhält er dafür? Im Moment die Möglichkeit Werbung einzublenden. Klingt erstmal unspektakulär. Aber was, wenn die gekauften Daten erfolgreich zum Kauf führen? Dann sind die bisher her nur anonymen Daten mit einem Käufer verbunden. Dh. wenn die Werbung erfolgreich zum Kauf führt, kann den Daten, denen bisher der Name und die Adresse fehlt, auf einmal ein solcher zugewiesen werden. Und das nicht nur in der Vergangenheit – sondern auch bei allen zukünftigen Aktivitäten.

Damit gehört diesen kleinen Firmen auf der DMEXCO demnächst ein wahrer Datenschatz. Der von niemand so recht kontrolliert wird. Heute wollen die Staaten auch an unsere Daten – aber in den meisten davon, kann man dagegen klagen, demonstrieren oder die Regierungen entsprechend abwählen. Bei den Unternehmen ist das leider nicht möglich.

Und die suchen nun nach einem guten „Geschäftsmodell“, wie aus diesen Daten Geld zu machen ist. Eigentlich gehören die Daten noch nicht mal diesen Firmen, sondern uns. Den Internetusern. Aber leider ist es hier, wie bei der Organspende. Wir wissen nicht, wer die Spende bekommt, wer daran verdient. Und nur eins ist sicher: der Spender bekommt nichts – im Gegenteil. Wie bei einer Organspende, spenden wir auch etwas: unsere Privatsphäre. Und ob uns das gefällt, was wir davon haben, ist eher ungewiss. Was, wenn statt gestohlender Steuer-CDs aus der Schweiz, DVDs solcher Benutzerprofile verkauft werden?

Lob

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Aktuell macht ein Buch von sich reden: Die Rüpel-Republik. Das Buch ist provokant, regt Diskussionen im Radio und wahrscheinlich demnächst auch in Talkshows an.

Und ich hab mich gefragt, ob das stimmt.

Und das ist mein Ergebnis:

7:45 Uhr – keine Uhrzeit, zu der die Menschen dringend wach und freundlich sind.  Der Zug ist dick gepackt. Alle Plätze in dem Abteil für Fahrräder sind besetzt. Aber auf die Frage, ob etwas Platz gemacht werden kann, damit die Fahrräder nicht im Gang stehen müssen, stehen bereitwillig und ohne zu murren alle auf. Kein Stress, kein Gemecker, alles ganz im Sinne der Gemeinschaft.

8:10 Uhr – auf der Strasse fahre ich mit meinem Fahrrad einen kleinen Hügel hinauf. Am Hügel ein Zebrastreifen über den ein junger Mann läuft. Als ich mich auf den Zebrasteifen vorbewege winkt mich der junge Mann heran.  Er bedeutet mir, dass ich nicht extra bremsen muss und er mir den Vortritt läßt. Ich fahre und danke freundlich.

Vor ein paar Tagen auf einer Kreuzung. Ich muss dringend über die Kreuzung um meinen Zug zu erwischen, von allen Seiten strömt der Verkehr. Da kommt eine Strassenbahn. Die Fahrerin erkennt meine Not, hält den Zug vor der Kreuzung und blockiert den Verkehr so, dass ich rüber huschen kann.

Dann die vielen Kleinigkeiten: mir wird die Tür aufgehalten, Polizisten lassen mich ein paar Meter mit dem Fahrrad auf dem Bahnsteig fahren, damit ich meinen Zug noch kriege…

Irgendwie finde ich viele Erlebnisse im Alltag, die eigentlich nicht den Eindruck machen, als sei ich nur umgeben von Rüpeln. Viel eher ist es so,  dass wir vielleicht die vielen kleinen Gesten im Alltag viel zu schnell vergessen oder gar als Selbstverständlichkeit hinnehmen.  Und vielleicht bleiben die paar Erlebnisse, die das Klischee der Rüpel-Republik einfach besser im Hirn haften, als die vielen Freundlichkeiten im Alltag.

Kategorie: Köln

Leben im Schaufenster

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Ich bin heute mal wieder durch den Duffesbach gefahren. Und schon als wir dort unsere Wohnung hatten, ist mir aufgefallen, dass die Kölner manchmal eine komische Vorstellung von Wohnungen haben.

Schaufenster Wohnung

Zuerst lagen die Ladengeschäfte lange ungenutzt und dann wurden sie aufwändig renoviert wie es schien. Aber dann waren aus den Ladentüren plötzlich Wohnungstüren geworden. Mindestens fünf Läden im Duffesbach sind so umgestaltet worden. Manchmal hat man die Schaufenster durch kleinere Fenster ersetzt.

Schaufenster Wohnung

Aber meistens wurden die Türen nur stabiler und Rollos vor die nun sehr großen Einblicke in die neuen Wohnzimmer gewährenden Scheiben gehangen. Eben bin ich an einem Schaufenster vorbei gefahren hinter dem ein Rentnerpaar gerade das Bett gerichtet hatte.

Schaufenster Wohnung

Ich weiss ja nicht, wie eng die Wohnungssituation in Köln ist, aber es gehört schon einiges dazu, sich mit dem Schaufensterdasein zu arrangieren. Immerhin ist man in seinem Wohnzimmer immer den Blicken Dritter ausgesetzt, selbst wenn man sich zurückziehen möchte. Es sei denn, man verzichtet auf den Einfall des natürlichen Sonnenlichts.

Schaufenster Wohnung

Kategorie: Köln, Wohnen