Kategorie-Archiv: Privatsphäre

Bekommt der Condor noch drei Tage?

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Mitten in die Weltmeisterschaft fallen die Nachrichten aus dem Untersuchungsausschuss zur NSA Affäre ein. Die Aufregung, dass unserer Nachrichtendienste an der Verletzung der Grundrecht eifrig mitarbeiten bleibt von der Öffentlichkeit nahezu unbemerkt. So gesehen ist die Fussball-WM ein Glücksfall für die Politik.

War es das nun?

Als die Bürger der USA im Nachgang zu Watergate langsam zu begreifen begannen, in welchen illegalen Aktivitäten ihre Regierung und deren Organisation verstrickt war, begann eine lange Phase von Filmen, die sich genau dieses Themas annahmen. Sie prägten ein Bild des Misstrauens gegen den Staat und betonten die Wichtigkeit einer funktionierenden Presse und einer aufmerksamen, kritischen Bürgerschaft. Beispielhaft in seiner Wirkung in dieser Phase, greife ich mal Three Days of the Condor heraus, obwohl der damals von Pollack und Redford gar nicht so gemeint war.

Welche Spuren werden die Enthüllungen des NSA Ausschusses heute hinterlassen. Wird es eine Welle von Filmen geben, die die Situation aufnehmen und düstere Zukunftsvisionen über Bürger, die durch den Staat bedrängt und bedroht werden, da dieser in seiner Sammelwut jede noch so private Verfehlung seiner Bürger kennt und diese Informationen für seine Zwecke benutzen kann.

Der Boden für solche Kreativität scheint mir bereitet. Was wäre nicht alles denkbar? Nachrichtendienste, die durch das gezielte Ausspielen von nachrichtendienstlichen Erkenntnissen von Skandalen in anderen Bereichen ablenken? Ein Staat, der alles tut, schaltet und waltet wie es ihm beliebt und immer dann, wenn er durch zu wache Bürger oder Journalisten bedroht ist, einfach Skandale publik macht, und damit die Medien viel perverser missbraucht. In der Konsequenz gibt es ein Dauerfeuer von Skandalen, die niemand mehr richtig durchschaut und die wie ein Nebel den Blick auf die echten Probleme wirksam verhindert.

Wie kann in einer solchen Welt Demokratie noch funktionieren? Scheinbar gar nicht. Denn immer mehr tendieren gerade die Vertreter der modernen Demokratie zu Hinterzimmergespräche für alle Möglichen Themen. So werden Handelsabkommen unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführt. Die Besetzung zentraler Funktionen nicht durch Wahl sondern durch interessensgeleitete Einflussnahme gesteuert, wie das auf Ebene der EU immer wieder geschieht.

Wenn die Deutsche Nationalmannschaft die Weltmeisterschaft für sich entscheiden kann, wird der NSA Ausschuss wohl weiter keine Wahrnehmung in der Öffentlichkeit erfahren. Und die eigentlich überfällige Debatte über die Balance zwischen Nachrichtendienst und Privatsphäre, zwischen Terrorbekämpfung und die Schutz der Grundrechte der Bürger wird weiter verschoben…

Vielleicht kommen dann aber in ein bis zwei Jahren Filme mit dem Thema und ermöglichen eine Wiederaufnahme des Diskurses, wie damals in den 70ern.

Big Data – Mehr ist mehr…

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Die Diskussion um Big Data geht in drei Aspekten in die falsche Richtung:

Ist Big Data neu? 

Nein. Es gab schon immer viele Daten. Doch vor Jahren waren diese einfach zu viel, um sie mit den Mitteln der Datenverarbeitung zu bearbeiten. Das betfach aber nicht alle große Datenbestände: z.B. die Daten in den Rentenversicherungen waren immer auswertbar. Die Datenbestände für die Ermittlung der Telefonrechnung waren ebenso enorm, aber handhabbar.

Big Data ist neu, als dass sie sich auf die große Menge an unstrukturierten Daten bezieht: eben die einzelnen Logfile Zeile eines Webservers, der in jeder Zeile mindestens dreihundert Einzeldaten ablegt. Diese Daten entstehen so schnell und mit einer solchen Datenmenge, dass diese in eine strukturierte Form zu bringen und dann zu analysieren, dazu geführt hätte, dass die Ergebnisse nicht dann da gewesen wären, wenn Sie gebraucht würden.

Das eigentlich neue an Big Data ist, dass z.B. das Logfile von vorhin nicht einfach in eine Datenbank gepackt wird. Das würde klassischerweise die Zerlegung jeder Logfilezeile in ein komplexes Datenmodell bedeuten, um später aus der Datenbank vernünftige Analysen zu erhalten. In den neuen Big Data Konzepten, wird jede Zeile als solche abgespeichert. Jede Zeile wird aber doppelt und dreifach gespeichert mit jeweils einem Schlüssel, um die Daten zu sortieren. Z.B. einmal verknüpft mit einem User, verknüpft mit einer Zeit. Damit wird zuerst einmal die Information dreimal gespeichert – aus vielen Daten werden nun noch mehr Daten. Aber nun kann auf drei verschiedene Weisen auf diese Daten zugegriffen werden. Z.B. Was hat der Benutzer bei seinem letzten Besuch als letztes gemacht? Hierfür wird das entsprechende Datum aus dem Speicher geholt und dann analysiert. Dh. es wird weniger Zeit für das finden der Daten im Heuhaufen gebraucht, so dass mehr Zeit besteht, diese dann auszuwerten. Denn da die Logfilezeilen so wie sie entstanden sind, gespeichert wurden, müssen diese erst wieder aufbereitet werden, damit aus den Daten eine Information wird.

Bedeutet der Besitz  von viel Daten gleichzeitig mehr Macht, wirtschaftlichen Erfolg?

Wie schon im vorangegangenen Abschnitt dargelegt: es gibt einen Unterschied zwischen Daten und Informationen. Das vorhanden sein von Daten ist allein noch kein Wert. Und es bringt auch nichts. Erst eine Information macht einen Wert aus, den man nutzen kann.

Damit aus Daten Informationen werden, muss ein leitender Gedanke bestehen, um diese zu interpretieren. Und hier beginnt das Problem: ohne eine solche Bewertung von Daten, sind diese also nutzlos. Wenn also große Datenbestände vorhanden sind, aber keine Idee besteht, wie diese zu nutzen sind, und welche Information daraus gewonnen werden kann, sind diese Daten in sich nutzlos.

Und hier beginnt das Problem: die meisten Datenbestände sind einfach so da. Niemand hat eine Idee,wie diese zu kombinieren sind und was daraus zu lesen wäre. Es gleicht dem Verhalten eines Messis: alles sammeln, nichts wegwerfen. Dann entsteht ein großer Haufen, der dann immer im Weg steht, aber keinen Wert in sich hat.

Heute entstehen solche Datenberge immer häufiger, so dass die Unternehmen sich die Frage stellen, wie sie damit noch Geld verdienen können. Das gleicht einem Messi, der dann zwar viel gesammelt hat, aber ohne Ziel und einfach nur des Sammelns wegen. Und nun steht er mit einem Berg von Sachen dar, die so wild gemixt sind, dass sich nichts vernünftiges damit anstellen läßt. Und so geht es den Unternehmen auch. Nicht alle ihre Datenberge enthalten Schätze oder lassen sich mit angemessenen Aufwand zu Informationen verarbeiten.

Daher ist eigentlich die Frage, warum die Daten überhaupt sammeln. Wenn man nicht weiss, wozu und wenn man sie nicht mehr braucht, sollte man sich davon befreien. Big Data erzeugt in den meisten Fällen nur Geld für die Unternehmen, die andere Unternehmen beraten, wie mit vielen Daten umzugehen ist. Für die ist Big Data eine wahre Goldgrube: mit immer mehr Unternehmen und Organisationen die wie irrsinnig einfach nur sammeln, wird  die Beratungsleistung, daraus später Informationen zu gewinnen sowas wie die Lizenz zum Gelddrucken. Die Nachfrage entsteht von selbst, die Lösungen sind nur temporär, da sich nicht nur eine Antwort auf die Frage, wie ein Datum auszuwerten ist, geben läßt, werden hier Baustellen aufgemacht, die den Beratern die Kassen nur so vollspülen. Und dass dabei jemals etwas rauskommt, ist nicht sicher.

Wenn also der Gedanke des Sammelns von Daten nicht schon mit möglichen Zielen verbunden ist, führt die ganze Sammlung zu nichts.

Braucht die Wirtschaft „Big Data“?

Offenbar. Sie schreit nach mehr Befreiung von Datenschutzregeln, damit alles und jedes Datum gespeichert werden kann und so lange gespeichert werden kann, wie es technisch möglich ist.

Aber wozu? Heute schon scheinen die Unternehmen mit der Verwaltung der Datenbestände länger beschäftigt zu sein, als diese nutzbar zu machen. Und solange ein Unternehmen nicht dadurch das es sammelt Geld verdient erscheint diese Übung reichlich unsinnig.

Ausserdem: selbst wenn die Sammlung von Daten Geld einbringt, heisst es doch in den meisten Fällen nicht nur, dass alles besser wird für den Kunden. Es zeigt einen interessanten Punkt in der Diskussion: Google sammelt Daten über viele Dienste, die dem Benutzer kostenlos zur Verfügung gestellt werden, solange er seine Daten für alle möglichen Zwecke Google kostenlos zur Verfügung stellt. Welche Wert haben diese Daten? Möglicherweise den Wert, den die alternativen Dienste, die diese Leistungen so anbieten, dass die Daten des Benutzers nicht weiterverwendet werden, dem Benutzer abverlangen, für die eigentliche Leistung.

Wir brauchen keinen „modernen“ Datenschutz. Die Prinzipien nur die Daten zu speichern, die benötigt werden, sind wirtschaftlich sinnvoll und vor allem vor dem Hintergrund, dass die Datenmengen von niemanden sinnvoll über einen großen Zeitraum gesichert gespeichert können.

Wenn ein Unternehmen sich nicht von den Daten trennen kann, die es hat, dann muss es hierfür Kosten akzeptieren (Datenhaltung, Datenschutz, etc.). Wenn es hierzu keine Möglichkeit gibt, Geld mit den Daten zu verdienen, wird die Lust am Sammeln automatisch vergehen. Das Datensammeln mit Risiken verbunden ist, unter anderem den der Verletzung des Datenschutzes, stellt eine wichtige Hürde dar, den Datenumfang der gesammelt wird, zu begrenzen. Es wird sicher brauchen, bis sich diese Erkenntnis in den Unternehmen durchsetzt. Aber erst zu überlegen und dann zu sammeln ist die einzige Möglichkeit später für die Unternehmen und den Datenschutz den besten Kompromiss zu erreichen.

Wohin „steuert“ die Steuerdebatte…

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Ich finde an der aktuellen Debatte um Steuersünder drei Dinge bemerkenswert:

1. Wem hilft es, wenn Steuersünder ins Gefängnis müssen?

Niemandem. Wenn Hr. Hoeneß jetzt im Gefängnis sitzt, kostet das nur noch mehr Steuergeld. Und auch, wenn er nun seine Steuern nachzahlt. Die Rechnung der öffentlichen Hand wird durch die Kosten für die Justiz und deren Vollzug belastet.

Ich bin dafür, das Steuerverbrecher dort getroffen werden, wo sie es nicht mögen: im Geld. Sie sollen durch sehr hohe Strafen/Geldbußen einfach dort betroht werden, wo es ihnen am meisten schmerzt. Ihr Geld ist ihnen wichtig. Und diese Art der Strafe kostet den Staat fast nichts. Buße festlegen, eintreiben. Aus, fertig. Der Sünder kann noch Rechtsmittel einlegen, aber mehr ist dann nicht mehr.

Und  noch einenUnterschied zum Bankräuber und Mörder gibt es für Steuerhinterzieher: sie verschweigen ihre Einkünfte, sind aber keine Gewaltverbrecher. Sie missbrauchen das Vertrauen des Staates und werden in der Folge mit einer Geldbuße belangt, aber niemand wurde durch sie in das Krankenhaus gebracht, oder keine Bank ist bankrott gegangen durch sie. Aber wer Steuern hinterzieht sollte nicht mehr als Vorstand, Geschäftsführer oder Aufsichtsrat tätig sein dürfen. Damit wäre eine wichtige im Moment wäre das noch möglich. Wenn vielleicht auch anrüchig. Man darf nicht vergessen, dass Karl-Heinz Rummenigge im Vorstand vom FC Bayern sitzt und wegen Steuerhinterziehung vorbestraft ist.

2. Was bedeutet es, wenn der Staat sich von Verbrechern Daten kauft?

Angeblich kein Verbrechen? Offenbar nicht.Aber ein schaler Beigeschmack bleibt. Denn wer sind den die Leute, die die CDs dem Staat andienen? Ehrenwerte Menschen, die ihr Handeln aus Gewissensbissen heraus rechtfertigen? Wohl eher nicht. Sonst würden sie kein Geld dafür nehmen.

Und wer sagt denn, dass diese Leute nicht gezielt Interessen gegen die Einzelnen von den CDs betroffenen verfolgen. Indem man vielleicht der Steuer einen Konkurrenten ausliefert und damit selbst einen Vorteil hat? Was denn, wenn die Daten vorher sorgfältig gefiltert wurden. Dann sind vielleicht nur andere die eigentlichen Gewinner? Und wir glauben nur, dass der Kauf der CDs endlich Gerechtigkeit schafft. Dabei untersützen wir die Verbreitung von weiterem Unrecht, weil die eigentlichen Nutznießer sich einfach entziehen. Stattdessen freut der Pöbel sich an den öffentlichen Zurschaustellungen. Ist das gerecht – wohl kaum. Sollte sowas den rechtsstaatlichen Prozess ersetzen – nein.

3. Wozu nützt die Selbstanzeige im Strafrecht für Steuersünder?

Die Selbstanzeige kommt aus einem anderen Jahrhundert – und aus einer interessanten Zeit (http://de.wikipedia.org/wiki/Selbstanzeige). Sie kommt aus der Geburtsstunde der Weimarer Republik. Irgendwie hat sie seither jede Regierungsform überlebt. Und allein das ist schon interessant. Wenn man den Vergleich wagt, welche Rechte und Pflichten die Zeiten nicht überstanden haben, so ist das schon bemerkenswert.

Ich weiss nicht, wer zuerst die Idee zu einer solchen Sonderregelung hatte, die ja einzigartig ist im Strafrecht: wenn sich der Steuersünder bevor er erwischt wurde exculpiert sich strafbefreiend durch Nachzahlung DER NICHT VERJÄHRTEN hinterzogenen Steuern. In keinem anderen Straftatbestand ist eine solche Möglichkeit gegeben. In KEINEM. Ein Taschendieb kann sich nicht strafbereiend mit dem Diebesgut bei dem Geschädigten melden und ihm das gestohlene Gut wiedergeben und damit straffrei bleiben. In den Augen des Gesetzes, ist der Diebstahl vollzogen und auch wenn noch unentdeckt dann durch Rückgabe nicht ungeschehen gemacht. Er kann juristisch belangt werden und in den Knast wandern.

Warum die Ausnahme für Steuersünder. Mein Eindruck ist, das damit der Steuersünder als eine Art Gentlemen Verbrecher bewertet wird. Ein Bürger, der zwar die Früchte aus dem Staatswesen nutzen aber nichts dafür leisten will, wird so verharmlost. Das darf nicht sein. Daneben ist die Steuererhebung auch ungerecht: der normale Bürger hat seine Steuern gleich abgezogen bekommen, von der Bank, vom Arbeitgeber und muss dann dem Finanzamt gegenüber rechtfertigen, was er zurückhaben will. Der Steuersünder hat in der Regel Einkünfte, die er erst einsackt und später entscheidet, wie er das dem Finanzamt erklärt. Damit genießt er schon mehr vertrauen als der Normalbürger und darf dann auch noch  ungestraft schummeln?

Das muss weg. Und es gibt keinen Grund der dagegen spricht.

Bei allem Gejubel über das ach so unabhängige Rechtssystem fehlt mir die Diskussion um diese Fragen. Denn das Hoeneß jetzt mehr oder weniger öffentlich gerichtet wird, befriedigt die Auflagensucht im schwindenden Blätterwald, ändert aber nichts an dem Problem des Umgangs mit Steuersündern.

Die falsche Diskussion….

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Ich möchte drei Dinge ansprechen, die aus meiner Sicht in der aktuellen Diskussion um den Abhörskandal zu kurz kommen:

1. Es ist möglicherweise sinnvoll Daten zu sammeln, um Terror abzuwehren. Aber die Behörden, die diese Daten sammeln, machen nie transparent was durch diese Daten gelernt wird und wie das gelernt wurde.  Niemand weiß, wer auf diese Daten zugreifen kann und welche Schlüsse zu welchem Zweck gezogen werden. Wenn nur so der Terror zu bekämpfen ist, heisst das im Umkehrschluss, dass der Terrorismus eine Massenbewegung ist.

2. Jeder Staat schützt im Idealfall seine Bürger, aber bespitzelt die Ausländer. Leider sind wir auf dieser globalisierten Welt fast überall Ausländer und fast nirgends Bürger.  Jeder Staat nimmt sich dieses Recht heraus. Und dadurch entsteht der krasse Fall, dass die verfassungsgemäßen Grundrechte immer löchriger werden. Warum sollte ein Ausländer auf deutschem Boden nicht die gleichen Rechte genießen, wie deutsche Bürger?

3. Was bedeutet es, wenn Staaten Daten in großem Umfang sammeln und archivieren. Wie lange wirken die Daten nach? Vielleicht sind die meisten Daten ja wirklich für die Terrorbekämpfung gedacht. Aber was passiert, wenn die Daten super auswertbar immer länger da rum liegen.  Wann kommt der Punkt, dass man sich dieser Daten bedient, um auch andere Ziele zu erreichen (sie sind ja eh da und allein die Speicherung kostet ja was, dann sollte es auch was bringen).

Diese drei Punkte führen zu einem Mischmasch an Problemen, die nicht darauf beschränkt werden können, die NSA zu bashen, oder den Kontakt zur USA abzubrechen.

Es muss generell gelten, dass alles staatliche Handeln der Verfassung entspricht – im Inland wie im Ausland, gegenüber Inländern wie Ausländern. Und der Staat muss solche Maßnahmen nur gezielt einsetzen. Das Warum und Wie müssen hierzu aber klar definiert und kontrollierbar sein. Die parlamentarische Kontrolle über solche Aktivitäten sollte gleich stark sein, wie beispielsweise beim Staatshaushalt. Diese Kontrolle muss auch zwischen Staaten möglich sein. Erst wenn das sicher gestellt ist, kommen die nächsten Schritte.

„Meine Geheimnisse hüten sich von selbst. Hüten sich auch die Deinen“. Jeder muss grundsätzlich selbst entscheiden können, welche Daten er öffentlich preis geben möchte und wie. Er muss aber auch selbst aktiv dafür Sorge tragen, dass er seien Daten schützt.

Kleiner Abschluss: die Lösung ist nicht ein europäisches Internet, ein europäisches Google… Sonst sind wir wieder bei dem berühmten „Deutsche, kauft nur deutsche Bananen“… Es macht auch technisch keinen Sinn.

Geteilte Sicherheit – Sicherheit durch Teilen

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Die Entwicklung der Gesellschaft wurde durch das Internet und allen darauf basierenden Technologien beschleunigt. In dieser Geschwindigkeit wurden zuerst die Chancen ergriffen und dann die Risiken erkannt.

Die Bereitstellung von Informationen im Internet hat Wissen und dessen Verbreitung deutlich demokratisiert. Im einfachsten Fall hat das Internet geholfen, das Ritual sich jedes Jahr mit mehreren Kilo Telefonbuch nach Hause zu schleppen, nur um telefonisch „in Kontakt“ bleiben zu können, erspart.

Aber das Internet verbreitet Informationen nicht nur, es erlaubt auch, diese zu sammeln. Und da diese Informationen gleich strukturiert vorliegen, ist deren Verwendung ebenso schnell möglich. Das Internet wird damit nicht nur zur friedlichen, guten Bibliothek, sondern ist immer auch der Orwellsche Große Bruder.

Die letzten Tage in Boston geben aber auch eine andere Perspektive: Menschen senden die von ihnen gemachten Fotos und Filme an das FBI um deren Ermittlungen zu unterstützen.

Was also, wenn nicht nur Musik, Zeitungsartikel und Filme im Internet geteilt werden, sondern auch Fotos oder Videos die man an Stellen gemacht hat, wo Verbrechen begangen wurden, um damit die Polizei zu unterstützen – freiwillig. Niemand muss seine Videos und Fotos einfach so hergeben. Jeder kann auswählen, welchen Ausschnitt er der Polizei zur Verfügung stellt. Die Polizei jedoch erhält so wertvolle Unterstützung, die sie sonst nur durch die Errichtung eigener Kameras erhalten würde.

Damit zeigt sich, das Internet ist nicht nur wieder eine Bedrohung, weil die überall installierten Videokameras unsere Privatsphäre erspähen. Sondern das Internet kann auch eine Hilfe sein, die die Privatsphäre bewahrt. Wenn der Staat weiterhin die Privatsphäre schützt, die Einrichtung und Nutzung von Videokameras und alle anderen Techniken zum Schutze der informationellen Selbstbestimmung der Menschen reguliert. Im Gegenzug kann jeder Einzelne freiwillig helfen und Bilder und Videos bereit stellen.

Der Nährboden für eine solche Gesellschaft ist die freie, offene Demokratie. Hierfür muss jede Gesellschaft Risiken eingehen. Denn Privilegien lassen sich immer Mißbrauchen.

Tante Emma als Big Brother

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Die apokalyptischen Visionen der Vergangenheit handelten von tyrannischen Staaten, in denen eine kleine Oberschicht die Massen drangsaliert. Dabei half den Tyrannen die totale Überwachung. Der Gedanke an Privatspähre war in diesen Visionen gleichbedeutend mit Staatsverbrechen.

Aber in unserer Welt kämpfen nicht nur die Staaten um die letzten Fetzen einer immer wieder durchlöcherten Privatsphäre. Sie erhalten Konkurrenz von mächtigen Konzernen die Weltweit alles tuen, um jeden und alles wirtschaftlich auszubeuten. Und das geht am besten, in dem man jeden und alles genau kennt. Deren Bedürfnisse, deren Wünsche und Gewohnheiten.

Demnächst läuft wieder die DMEXCO. Eine Messe unauffälliger Firmen, deren Firmennamen so abstrakt und nichtssagend sind, die klein und unscheinbar wirken, dass sie fast niedlich einher kommen. Daneben wird auf der Messe wie in den vergangen Jahren wieder zu beobachten sein, dass trotz der Unterschiede im Design des Logos, des Namens der Firma und vor allem der Produktbeschreibungen alle das gleiche machen, anbieten und wollen. Und das ist neben dem Marketing im Internet das TargetingBehavioral Targeting, Retargeting und welche Silben und Wörter vor oder vielleicht hinter „targeting“ setzen läßt.

Und wer ist das Target? Ich, Du, Wir. Unser Verhalten im Internet kann gemessen und verkauft werden. Und wer braucht das? Die Werbewirtschaft. Denn durch die Seiten die wir ansurfen geben wir auch etwas vom dem Preis, was uns interessiert. Im kleinen kennen wir das von eBay oder Amazon. Jede Versteigerung, die wir uns auf eBay ansehen führt dazu, dass wir bei unserem nächsten Seitenbesuch auf eBay ähnliche Versteigerungen vorgeschlagen bekommen. Bei Amazon läuft das dann etwas intelligenter. Ich bekomme nach jedem Buchkauf die Bücher angezeigt, die sich andere Käufer dieses Buches auch gekauft haben. Bei meinem nächsten Besuch erhalte ich dann eine Ansicht der aus Sicht von Amazon für mich interessanten Bücher, errechnet aus meinem Verhalten, dem Verhalten von anderen Amazon-Usern.

Nun geht die nächste Stufe darüber hinaus. Nicht nur einzelne Seiten sammeln Daten um ihr eigenes Angebot zu verbessern, sprich die Verkäufe an mich, dem Nutzer zu steigern. Jetzt geht es darum, dass alle meine Aktivitäten im Internet unabhängig von der einzelnen Seite verfolgt werden. Bei Zalando Schuhe gekauft und schon gewundert, warum Spiegel Online gepflastert ist mit Bannern von Zalando-Sonderangeboten…

Und die, die solche Daten sammeln, verkaufen diese meistbietend an denjenigen, der zu zahlen bereit ist. Was erhält er dafür? Im Moment die Möglichkeit Werbung einzublenden. Klingt erstmal unspektakulär. Aber was, wenn die gekauften Daten erfolgreich zum Kauf führen? Dann sind die bisher her nur anonymen Daten mit einem Käufer verbunden. Dh. wenn die Werbung erfolgreich zum Kauf führt, kann den Daten, denen bisher der Name und die Adresse fehlt, auf einmal ein solcher zugewiesen werden. Und das nicht nur in der Vergangenheit – sondern auch bei allen zukünftigen Aktivitäten.

Damit gehört diesen kleinen Firmen auf der DMEXCO demnächst ein wahrer Datenschatz. Der von niemand so recht kontrolliert wird. Heute wollen die Staaten auch an unsere Daten – aber in den meisten davon, kann man dagegen klagen, demonstrieren oder die Regierungen entsprechend abwählen. Bei den Unternehmen ist das leider nicht möglich.

Und die suchen nun nach einem guten „Geschäftsmodell“, wie aus diesen Daten Geld zu machen ist. Eigentlich gehören die Daten noch nicht mal diesen Firmen, sondern uns. Den Internetusern. Aber leider ist es hier, wie bei der Organspende. Wir wissen nicht, wer die Spende bekommt, wer daran verdient. Und nur eins ist sicher: der Spender bekommt nichts – im Gegenteil. Wie bei einer Organspende, spenden wir auch etwas: unsere Privatsphäre. Und ob uns das gefällt, was wir davon haben, ist eher ungewiss. Was, wenn statt gestohlender Steuer-CDs aus der Schweiz, DVDs solcher Benutzerprofile verkauft werden?