Warum nicht ein Buch schreiben…

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… denkt sich jeder einmal. Immerhin hat die große Demokratisierungsmaschine, das Internet, es erreicht, daß jeder von uns sein eigener Verleger werden kann – ist nicht mal teuer. Und dann kann man allen Leuten den Link von Amazon mit seinem eigenen Kunstwerk zusenden. Blöd bloss, dass neben den vielen Dingen, die das Internet für einen macht, eines nicht dabei ist: der Inhalt. Den muss man selbst erarbeiten.

Warum ich diesen Gedanken wieder aufwärme? Ich hab gerade „House of Lies“ von Martin Kihn gelesen. Und auf den knapp 300 Seiten habe ich manchmal gelacht, oft zustimmend genickt. Aber am meisten habe ich mich gewundert, warum ich das lese.

Das Buch ist offenbar genau aus dem im ersten Absatz beschriebenen Gründen entstanden. Und es fehlt, wie auch schon im ersten Absatz angedeutet, der Inhalt.

Hier die wesentlichen Inhalte in einer Zusammenfassung (in Klammern der ungefähre Fundort im Buch, für Leute, die überprüfen wollen, was ich hier schreibe):

  1. Die Beratungsbranche ist riesig. Die Umsätze sind gewaltig und wie man vielleicht als Aussenstehender schon immer vermutet hat, ist die dafür erbrachte Leistung oft fragwürdig. (Das lernt man innerhalb der ersten zwanzig Seiten)
  2. Ein Problem ist, dass die Beratung für den Kunden durch den Kunden bezahlt wird. Da man nur einen Folgeauftrag erhält, wenn dem Kunden gefällt, was man liefert, ist die Beratung oft nur eine Spiegelung der Einsichten und des Wissens der zu beratenden, verpackt in die Glaubwürdigkeit einer weltweit agierenden Beratungsfirma. (Das braucht schon die ersten 100 Seiten)
  3. Die Berater erfinden eine eigene Sprache, damit die Ergebnisse in 2. wichtiger, schwerer und nach mehr klingen, als sie sind. (Kommt gleich zu Anfang des Buches)
  4. Warum werden die Berater überhaupt geholt? Um eigene Ideen im Unternehmen zu verkaufen, weil Vorschläge von Beratern immer ernster genommen werden als die, welche von den eigenen Mitarbeitern kommen? Die verblüffend einfache und einleuchtende Antwort: weil die Unternehmen es sich leisten können. Da ist zu viel Geld im Laden, und Berater schöpfen das einfach ab.  (Um das herauszufinden, muss man sich bis zur Mitte des Buches durchgekämpft haben)
  5. Es gibt zwei Arten von Einsätzen, die ein Berater haben kann: a) Einsätze, bei denen man unzählige Mengen an Informationen zu verarbeiten hat und b) Einsätze, bei denen gar keine Information zu Art, Inhalt und Ziel der Aufgabe besteht.
  6. Miles & More und alle anderen Punktesammelsysteme sind bullshit. Und der Grund ist simpel: selbst wenn man die Punkte zusammensammelt wie Staub in der Wohnung, der Gegenwert ist immer minimal. (Hierzu muss man sich fast bis zum Ende durchkämpfen).

Ansonsten ist das Buch eine Ansammlung nicht gerade interessanter Erlebnisse (Feedback Seminar, Einsatz bei einer Reifenfirma, Alltag in einem Beratungsunternehmen).

Aber es gibt auch eine Sonnenseite für alle die, die sich für das Thema interessieren: es gibt eine Serie in Anlehnung an das Buch. Und im Gegensatz zum Buch ist den Autoren eine Menge eingefallen.

 

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