Es scheint fast ein Jahrhundert her, dabei sind es gerade mal 12 Jahre, als ich das erste Mal auf der Cebit war und dort ein Spektakel ungeheuren Ausmaßes miterlebte. Jeder musste mit seinem Stand und seine Produkte dort vertreten sein, es gab jede Menge Eimer, in die man seine Visitenkarte packte und jede Menge Termine mit gut gekleideten, total hippen Leuten, die die neue eierlegende Wollmilchsau vermarkten wollten (richtige Erfinder traf man damals selten, ebensowenig wie Leute mit echten Branchenkenntnissen). Und irgendwie fragte man sich schon damals, was ist das für ein Zirkus?
Mein Freund hatte am Stand von Siemens seinen Dienst zu verrichten, gleich gegenüber dem Stand von T-Mobile. Der T-Mobile Stand war in Kooperation mit Viva (seit wann ist Viva nicht mehr auf der Cebit oder anders herum, was wollten die eigentlich jemals da?) offenbar angetreten, alle umliegenden Hallen zu beschallen. Mein Freund hatte eine harte Woche neben den kreischenden Teens und den lärmenden Bands. Nicht das es ansonsten leise zuging – jeder Stand machte irgendwie Tamtam… Die Mischung hats dann auch nicht besser gemacht.
Und was kam bei einem solchen Cebit Besuch raus? Vertriebskontakte. Und meist nicht mal das. Oft waren enttäuschende Folgemeetings die Konsequenz, in der die vollmundigen Messeversprechungen langsam den Fakten wichen.
Aus meiner Sicht hat sich bis heute nicht viel an der Situation geändert. Die Cebit war damals eine Messe ohne Profil, und ist es bis heute geblieben. Wenn die Veranstalter von mehr Qualität statt von Quantität schwärmen ist das in der Tat zu begrüßen, aber es fehlt immer noch die Lösung zur Frage: welche Qualität strebt die Cebit an? Wer soll sich dort heimisch fühlen? Die Jungs von IBM? Die unzähligen Softwareschmieden? Startups, die zwischen beiden Welten pendeln? Die Mobilfunker, die gerade erst Barcelona hinter sich haben?
Wenn nun die Veranstalter sagen, sie haben eine höhere Entscheiderdichte, und mit dem Schwerpunkt auf Startups sind sie auf dem richtigen weg, klingt es für mich wie eine Presserklärung eines Startups im Abschwung des Internethype vor 12 Jahren. Die haben sich nicht geändert.