Scheinheilige und Heuchler

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Es ist grad groß in Mode, sich über die üppigen Gehälter von Vorständen zu beklagen.
Und noch mehr Mode ist es, hierzu Vorschläge zu machen, wie diese zu bezahlen sind.

Diese Diskussion kann man in zwei Teile teilen:
1. Sind es nur die Manager, die sich unheimlicher Reichtümer per Gehaltsbescheid versichern oder gibt es da noch andere?
2. Woran bemisst sich eigentlich, was wer „verdient“? Und wer kann das festlegen?

Wer sagt eigentlich, das Günther Jauch seine 10,5 Millionen pro Jahr wert ist? Immerhin ein Salär von knapp 4.500 Euro je Sendeminute… Warum darf Bastian Schweinsteiger eigentlich 13 Mio Euro pro Jahr einstreichen? Das ist aber immerhin etwas mehr als Heidi Klum und Sebastian Vettel, mit 12 Mio Euro pro Jahr einstreichen können. Immerhin bekommt de Trainer Jupp Heynckes nur 5 Mio Euro. Ohne Prämien. Immerhin schafft es Dieter Bohlen pro DSDS Show auf 1,2 Mio Euro. Übrigens verdient Till Schweiger auch so viel… Dagegen nehmen sich die Gagen der Tatortkommissare von 80.000-120.000 Euro pro Folge minimal aus. Natürlich muss hier auch gefragt werden, ob Peer Steinbrück für einen Vortrag wirklich 25.000 Euro verdient hat.

Ob die alle Wert sind, was die verdienen? Man sollte der Vollständigkeit hier erwähnen, dass unsere Politiker allesamt deutlich, DEUTLICH, drunter liegen. Ungefähr auf dem Niveau eines Vorstandes einer kleinen Genossenschaftsbank, wenns hoch kommt.

Und das bringt uns zur nächsten Frage: Was ist das „richtige“ Salär? Kann es das überhaupt geben? Nun zuerst einmal sollten wir uns ansehen, wie die Gehälter zustande kommen. Bei den Vereinen entscheiden Manager, die mit den Einnahmen des Vereins kalkulieren, wieviel sie einem Spieler geben können. Darüber geben sie dann auch einmal im Jahr den Mitgliedern Auskunft. Die Mitglieder können sich immerhin mit der Abwahl der Manager bedanken, falls sie damit unzufrieden sind.

Wie ist das mit dem Gehalt von Hr. Jauch? Nun hier entscheiden die Leute der ARD drüber. Diese müssen sich aber nicht den Nutzern ihrer Anstalt, den Zuschauern gegenüber rechtfertigen. Im Gegenteil. Wenns mal nicht reicht, wird ne Erhöhung der Gebühren durchgedrückt. Wodurch die nötig wurde und ob das Geld gut angelegt ist, spielt dabei keine Rolle.  Das also gerade Hr. Jauch sich an einer solchen Debatte beteiligt, ist zumindest fragwürdig. Der nutzt die Erhöhung der Gebühren sicherlich um im Hintergrund höhere Gagen raus zuhandeln.

Bei Dieter Bohlen ist es das Kalkül der Verantwortlichen von RTL. Die erhalten immerhin Einnahmen aus Werbung für DSDS und können sich ausrechnen – ob sich das rechnet. Und auch hier sind am Ende die Aktionäre in der Lage, eine solche Entscheidung abzustrafen.

Bei dem Tatort, einen wesentlichen Teil, wenigstens meines Sonntagabends, ist zu beobachten, dass dieser insgesamt immer weniger Kosten darf, obwohl die Ansprüche hier immer sehr hoch sind. Aber vielleicht ist ja auch Hr. Jauch zu teuer, um sich ein richtiges Budget für den Tatort leisten zu können.

Aber was lernen wir daraus? Nun, es gibt wahrscheinlich nicht das gerechte Gehalt. Aber was es geben kann, ist das (in Piratensprech) transparent vereinbarte Gehalt. Nicht kommt nicht im Hinterzimmer aufgrund von guten Beziehungen oder anderer  Methoden zustande, sondern im Rahmen eines Entscheidungsprozesses, der für aussenstehende nachvollziehbar ist. Es würde also überall dort, wo viel Geld von vielen eingesammelt wird um es Einzelnen zu geben, helfen, bei der Festlegung des Gehaltes dieser wenigen Privilegierten die Meinung der Finanzierer einzuholen. Wenn bei Aktiengesellschaften die Aktionäre darüber entscheiden dürfen, würde das schon was bringen. Bei den Anstalten des öffentlichen Rechts könnte man Parlamente der Nutzer für sowas einrichten. Die könnten dann festlegen, was ein Jauch im Jahr für seine Talks wert ist. Ob dann ein gerechtes Gehalt dabei rauskommt ist nicht so wichtig, als das eine Summe herauskommt, die von denen, die die Kosten dafür tragen auch in Ordnung ist. Ich kann damit Leben, dass Hr. Winterkorn 20 Millionen bekommt. Der VW Konzern kann es sich leisten und wenn Winterkorn an dem Erfolg Anteil hat, dann sollte er davon auch ein Teil abbekommen. Das dabei Erfahrungsgemäß immer mehr Geld für den Einzelnen raus kommt, als für der Anteil am Gewinn für den einzelnen VW-Arbeiter ausmacht, ist eigentlich unwichtig, solange die, die das Bezahlen das ok finden.

Zum Schluss: ein Freund von mir wurde nach seinem Studium gleich bei Boeing als Ingenieur angestellt und bekam eine viertelmillion Dollar pro Jahr. Wir waren alle baff. Aber er musste damit auch gleichzeitig akzeptieren, dass ihn Boeing mit einer Kündigungsfrist von 1 Tag wieder loswerden konnte. Er lernte schnell, dass ein Ingenieur von Boeing schon mal die Hälfte seines Gehaltes beiseite legt, weil er immer damit rechnen muss, ein halbes Jahr ohne Job zu sein. So gesehen, ist Gehalt oft auch eine Risikoprämie. Wer also mehr verdienen will, sollte auch bereit sein, mehr Risiken zu tragen.  Der Vergleich hinkt nur ein wenig. Oft freuen sich Leute in höheren Positionen gerade über die Kombination guter Gehälter und Absicherung für alle Risiken. Darin liegt die eigentliche Ungerechtigkeit.

Sich Privilegien mit dem Argument der höheren Belastung und besonderen Leistung zu sichern, dann diese Privilegien auch dann zu erhalten, wenn man weder die höhere Belastung noch die besondere Leistung bringt, ist ungerecht.

Kategorie: politik

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