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Internet und Journalismus

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Ich gebe es gleich zu: ich bin kein Journalist. Ich konsumiere ihn. Und das tue ich mittels zweier Zeitungen am Tag, die mir in den Briefkasten flattern, einem Wochenmagazin, dass ich mal am Sonntag bekam und nun mit der Post jeden Montag. Und schließlich im Internet, wo ich neben überregionalen Gazetten auch amerikanische Zeitungen konsumieren. Es ist nicht so, dass ich nur Zeitung lesen, aber eben doch eine Menge mehr, als manch Kulturpessimist vermuten würde.

Mein Problem dabei: immer wieder wird mit dem Druck des Internet das Ende des qualitativen Journalismus gepredigt.

Und hier möchte ich der Diskussion eine persönliche Perspektive eines Menschen hinzufügen, der mehr als 80 EUR im Monat für Zeitungen und Wochenmagazin ausgibt.

Ich erlebe das so: wenn ich bei einer Zeitung, die einen regionalen Bezug hat, deren Karikaturen ich aber jeden Tag gern mal ansehe Frage, warum die aktuelle Karikatur nicht auf der Website zu sehen ist, bekomme ich als Antwort, dass die Website der Zeitung ein vollkommen anderes Produkt ist, als die Zeitung und beide nichts miteinander zu tun hätten. Ich wundere mich. Denn alle Artikel der Zeitung landen nach wie vor auf der Website und auch die Karikaturen wurden aktualisiert nach meiner Einlassung. Bei mir kommt dabei aber die Frage auf, welche Strategie verfolgt der Verlag denn da, wenn er tatsächlich Online und Offline so hart trennt, oder zumindest denkt er müsste es trennen?

Es wird immer vom Druck des Internet gesprochen, der den Qualitätsjournalismus gefährdet. Nun zahle ich brav meine Abos, und versuche damit, dieses offenbar bedrohte Geschäft etwas zu unterstützen. Und was erhalte ich: in den Zeitungen häufen sich Fehler. Angefangen von Namensverwechslungen und nicht mehr beendete Sätze bis hin zu schlichten Rechtschreibpannen. Früher war das Zeitunglesen auch noch mit dem Nutzen verbunden, dass man etwas für sein Rechtschreibempfinden getan hat, weil die Zeitungen sehr viel Wert darauf gelegt haben, eben hier nicht zu schlampen. Das scheint nun anders. Obwohl die Abo Preise nicht kleiner geworden sind, wird der Qualität in der Print-Welt meiner Meinung nach immer weniger Beachtung geschenkt. Was die Kollegen in Print dabei aber für sich reklamieren können: die online Ausgaben ihrer Zeitungen sind meist noch viel fehlerhafter.  Wenn man den sprachlichen Verfall der Print Medien so betrachtet ist das Argument, das Internet macht die Zeitungen kaputt nicht nachzuvollziehen. Denn was hat das Internet damit zu tun, dass die Verlage ihre eigentliche Aufgabe nicht mehr machen. Warum sollen die Kunden ein qualitativ immer schlechteres Produkt kaufen – wenn sie die Wahl haben, sich kostenlos über die gleichen Fehler zu ärgern.

Auswahl an Nachrichten. Ich bin echt erstaunt, welchen Einheitsbrei an Informationen ich täglich aus den Zeitungen beziehe, selbst wenn ich versuche mich durch mehrere Zeitungen zu arbeiten. Daneben macht sich auch die Tendenz breit, dass Verlagskonzerne Artikel gleichzeitig auf Deutschlandtournee schicken, zuerst veröffentlicht im Zeitungsableger in Hamburg, dann mit einem Tag Abstand in Köln und so weiter. Der Prozess ist nachvollziehbar, wenn es sich dabei um Reportagen handelt, deren Recherche in der Tat durch ein Medium allein wahrscheinlich nicht mehr bezahlt werden kann.

Aber dann wird gleichzeitig so getan, als seien diese Reportagen das Ergebnis der Zeitung an sich. Der Journalist dahinter wird nicht mehr zu Wort kommen gelassen. Wenn man sich in den USA die Journalisten ansieht, da hat jede Zeitung ein Team von visiblen Schreibern, die auch neben den Artikeln in Blogs oder anderen Medien auftreten und regelmäßig längere Analysen zu Themen, auf die sie sich spezialisiert haben, veröffentlichen. Die Zeitungen unterstützen das und geben „ihren Stars“ diesen Raum. Mir fällt hierbei immer Dirk Kurpjuweit aus Berlin ein,  der sich dort ein Renomee als Verkehrsexperte erarbeitet hat. Aber von seiner Zeitung mit nicht mehr als seiner byline veröffentlicht wird.  Hier verschenken die Zeitungen meines erachtens viel. Denn ein nach Orientierung suchender Leser sucht auch immer wieder den Journalisten auf, den er kennt und dessen Meinung er schätzt. Diesen im Gegenzug mehr Raum zu geben, hilft also Leser zu halten.

Information versus Text. Ich war eifriger Leser der FTD – ich weiss, kein ökonomisch sehr erfolgreiches Konzept – aber eines musste man ihr lassen: prägnant, schnörkellos und immer darauf bedacht, Information so aufzubereiten, dass sie sich nachvollziehbar in eigene Meinung wandeln lassen kann. Und hier versagen die Tageszeitungen meines Erachtens dramatisch. Es werden Texte abgedruckt. Aber sowas wie den EU Rettungsschirm, die Frage, wie denn so eine Blockade der Zustimmung zum neuen Verteidigungsminister durch den US Senat wirklich für die Arbeit des US Präsidenten bedeutet und warum das so ist, wird dadurch niemandem klar. Es scheint sich niemand die Mühe zu machen, hierzu die Information nicht einfach nur zu vertexten sondern durch Nutzung vielfältiger Darstellungs- und Erklärungsmethoden zu verständlichen.  Die Folge: die Texte werden bei komplexen Sachverhalten länger, aber nicht verständlicher. Und der Frust des Lesers: am Ende hat er es doch noch nicht verstanden, und dann?

Das alles sind Dinge, die nicht so sehr mit dem Internet als mit der Zeitung als Wirtschaftsunternehmen zu tun haben. Es zeigt, dass die Verlage ihr Geschäft verlernen und deswegen gegen das Internet verlieren müssen.

Kategorie: Internet, Köln

Kartenhäuser

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Vor Jahren, weit vor dem Internet sah in einem der Dritten Programme diesen BBC Film, der sich später als der erste Teil einer kleinen Serie herausstellte. Darin ging es um den Franktionsvorsitzenden im Britischen Unterhaus, dem der wiedergewählte Premier nach einem knappen Wahlsieg seiner Partei nicht in den versprochenen Kabinettsposten hebt – sondern in da läßt wo er bereits ist: als Franktionsvorsitzender.

Im Unterhaus ist die Bezeichnung für den Vorsitzenden der Franktion „Chief Whip“ – also frei übersetzt Chef Einpeitscher. Die Aufgabe ist damit klar umrissen. Er soll die knappe Mehrheit im Parlament sichern und alle Abgeordneten (Schaafe),  bei der Stange halten.

Hierfür brauchts einen skupelosen, Instinkt- und Machtmenschen. Und als solcher ist unsere Chief Whip nicht begeistert, keinen Regierungsposten zu haben. Und entwickelt einen Plan, alle zu stürzen, die ihm gefährlich werden können und den Premier selbst zu Fall zu bringen. Denn möglicherweise kann er sich selbst verschaffen, was andere ihm nicht freiwillig geben wollen.

Francis Urquhart ist der Name. Ein Abkömmling als altem Adelsgeschlecht. Ein äußerlich edler Mensch, dessen Abgründe und Finten, unter der noblen Figur nicht auszumachen sind.

Jedem sei dieses mittlerweile in die Jahre gekommene BBC Kleinod empfohlen.

Micheal Dobbs, dessen Schöpfer, schuf mit den Büchern nur die Figur, die BBC Serie gab dem Charakter Fleisch und mit Ian Richardson einen Darsteller den man nicht besser hätte finden können. Das Dobbs seine Erfahrungen aus eigener Zeit im Unterhaus speiste, diente der BBC Serie sehr gut. Gab ihr den richtigen Rahmen.

Nun kommt ein Remake aus den USA. Aber diesmal ist es anders als sonst, wenn gute europäische Filme oder Serien in einer Hollywood-Version bagatellisiert werden. Diesmal wurde der Geschichte mehr Tiefe hinzugefügt. Es gibt bessere Charakterzeichnungen und vor allem: es wird etwas menschlicher gemacht. Jeder versucht an der Macht teilzuhaben, wie auch unser Protagonist. Und niemand bleibt sauber dabei. Dabei ist die Natürlichkeit, in  der die Menschen sich korrumpieren lassen, so grandios. Wenn sie dann am Ende vor ihren Sünden stehen, wirken sie erschüttert, können nicht glauben, dass es ihnen passiert. Nur Francis Underwood – der Fancis Urquhart der amerikanischen Version – geht offen und bewusst seinen Weg. Er will was er tut, weil er das Ergebnis will. Der Macht wegen erscheint ihm jedes Mittel recht.

Diese Serien sind super, weil sie zeigen, dass nur wenige edle Motive haben. Aber unabhängig wie edel die Motive sind, die Menschen werden korrumpiert. Und damit beginnt ihr Zerfall. Das Remake ist eine sehenswerte Darstellung, wie die Menschen langsam zerfallen.

Zum Abschied: Tschüs, FTD!

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Liebe Redaktion,

ich habe heute nach dem Öffnen meines Briefkastens ein tiefes Gefühl der Trauer empfunden. Ich bin mit Unterbrechungen seit Eurer ersten Ausgabe ein Leser Eurer Zeitung.

Aus Euren Seiten habe ich wichtige Infos für meinen Arbeitstag, wichtiges zu Dingen in aller Welt und auch viele interessante Hintergrundinformationen erhalten.

Mindestens einmal die Woche habe ich einen Artikel ausgeschnitten und an Kollegen verteilt, oder den Link zum Artikel weitergeleitet.
Mindestens! Ich lese bis zu drei Zeitungen am Tag – ich weiss nicht woran es liegt, aber soviel verteile ich von den anderen Zeitungen nicht.

Ihr hinterlasst eine Lücke in zweierlei Hinsicht: ich werde Eure Art zu Schreiben und Berichten vermissen. Kurz, prägnant, immer mutig ein eigenes Urteil zu fällen – und auch bereit Irrtümer zuzugeben. Und nie darauf bedacht, alles zu drucken, was die Agenturen oder Pressebüros ausspülen, sondern immer auch eine Auswahl treffend. Dadurch habt Ihr mir auch Orientierung gegeben. Durch Eure Meinung, an der ich mich reiben konnte und Euren Fokus, durch den ich nicht verwirrt sondern eben auch konzentriert informiert wurde.

Der zweite Punkt ist, dass es ein Medium zum Thema Digitale Medien/Internet auf täglicher Basis mit Eurem Ausfall nicht mehr gibt.
Das Handelsblatt ist eine Wüste von Agenturmeldungen und auch Börsenkursen und mit viel zu schwerem Gewicht auf „Alles drucken was geht…“. In der Presselandschaft, wie ich sie aktuell wahrnehme, gibt es ein vergleichbares Medium nicht, dass diesen Themen entsprechend Raum gibt.

Schließlich noch was zu Eurem weiteren Lebensweg: ich wünsche allen von Euch eine sichere Zukunft in einem neuen, aufregenden Projekt, einer neuen, aufregenden Zeitung oder wo auch immer es Euch hinzieht. Aber immer wünsche ich Euch Erfolg und Spass!

Wenn Ihr noch wissen wollt, was beim nächsten Mal anders sein sollte: Eure Internetseite. Macht mehr aus der Kombination Zeitung und Website (SPON ist da schon eine Benchmark), schafft einen leichten Zugang für Abonnenten zu Euren Premiuminhalten und stellt eine Paywall analog der NY Times auf, um allen nicht Abonnenten eine Chance zu geben, von Euch zu lernen.

Bye,
Frank Meyer,
Paul-Nießen-Str 52
50969 Köln

Kategorie: ftd

Mobilität in der Zukunft – nicht mehr finanzierbarer Luxus?

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Mit einem interessanten Artikel führt der Tagesspiegel in den Diskurs um die Mobilitätsfragen von Grosstädten ein.

Das ein Mix her muss, ist nicht mehr abzustreiten: wenn alle nur noch Auto fahren, wird niemand mobiler. Gleiches gilt für den ÖPNV – der bricht jeden Winter zusammen, weil dann mehr die schneebedeckten Strassen meidet in der Hoffnung, mit der Bus und Bahn besser dran zu sein. Hoffnung.

Immer wieder ist es die Frage nach der Finanzierung, die den Ausbau des ÖPNV oder Alternativen dazu verhindern. Denn eine City Maut trifft den mittelständischen Autobesitzer mehr als den der die Luxuskarosse nutzt. Das macht zwar die Statistik schön, grenzt aber genauso eher bestimmte Personengruppen von der Mobilität aus, wie die Erhöhung der Fahrpreise des ÖPNV, wenn dieser sich damit Geld für den Ausbau beschaffen muss.

Die Kapazitäten sind überall an den Grenzen angelangt: ich sitze grad in Köln und hier scheint es keine Luft nach oben zu geben. Wenn mal mehr Kapazitäten gebraucht werden, ist das Chaos vorprogrammiert: Spiel des 1. FC? Die Strassenbahn ist hoffnungslos überfordert. Die Zuschauer pilgern dann auf der Aachener Straße in Richtung Innenstadt.

Fällt mal eine Regionalbahn zwischen Bonn und Köln aus kann die Strassenbahn es nicht auffangen – die Bahn auch nicht. Die nachfolgenden Züge sind hoffnungslos überfüllt und es müssen immer Leute auf dem Bahnhof zurückbleiben.

Es gibt in Köln und in Bonn interessante und ehrgeizige Bemühungen um mehr Fahrradwege oder zumindest weniger Risiko beim Fahrradfahren. Da kommt es zum nächsten Phänomen: einige Strassen und Gegenden sind super ausgebaut, um diese fast schon paradiesischen Verkehrsinseln liegen riesige Areale im Nirvana des „Investitionsstaus“. Das sind Bereiche in denen seit Jahren kein Spaten mehr in die Hand genommen wurde, um diese Verkehrswege von Verschleiss zu befreien und gleichzeitig an aktuellen Bedürfnissen anzupassen. Und so unregelmäßig, wie man wieder mal an Geld kommt, so ungeordnet gehts dann mit dem Ausbau auch weiter…

Ich sehe in einer Stadt wie Bonn zum Beispiel folgendes Problem: viele dort fahren einen Dienstwagen – das heisst Kosten, die dort ansetzen, erreichen die Unternehmen – nicht die benutzer. Daneben wohnen viele Bonner, wegen der Wagen, auch nicht in der Stadt, sondern dort, wo man sich ein Einfamilienhaus hinsetzen konnte. Was regelmäßig dort ist, wo der ÖPNV kein Angebot bereit hält.

Im Berlin Anfang des 20. Jahrunderts wurde ein Streckenplan für die S-Bahn der Stadt gemacht und das Sternkonzept gebildet. Dh. man hat Trassen strahlenförmig ins Umland geplant. Entlang der Trasse wurden Baugrundstücke billiger angeboten. Zwischen diesen Strahlen lagen dann Bereiche, die man nicht für Bebauungen freigegeben hatte – grüne Inseln, die dann als Naherholungsgebiete und ähnliches vorgesehen waren. So ging es auch mit der U-Bahn. Die Strecke Richtung Ruhleben fuhr ab 1915 über den heutigen Theodor Heuss Platz hinaus – nur standen damals dort noch keine Häuser. Diese kamen erst danach.

In der Hochzeit dieses Konzeptes, den 30ern erntete man dann den Erfolg: ein Nahverkehrssystem das täglich 15 Millionen Fahrgäste beförderte – eine Zahl die wir heute in Berlin nicht mehr erreichen. Auf dem Ring fuhren die S-Bahnen im niedrigen minutentakt – auch ein Traum aus heutiger Sicht. Und als die Olympiade Berlin mit Massen von Besuchern voll machte – der ÖPNV war dem gewachsen.

Aber die Jahre der Umkehr mit dem Blick auf das Auto lassen sich nicht so schnell wieder rückgängig machen. Das Beispiel Berlin zeigt nur, dass Stadtplanung einen langen Atem braucht. Wenn wir heute also Umsteuern kann es nicht um „der große Wurf“ in 5 oder 10 Jahren gehen – sondern der Plan muss konsequenterweise in kleinen Etappen und auf ein viel langfristigeres Ziel von 20-30 Jahren ausgerichtet sein. Der Vorteil: ich kann in kleinen Schritten meinem Ziel entgegen planen und dafür möglicherweise den Wandel in der Stadt zum Anlasse nehmen, in dem ich dort anpasse, wo ohnehin gebaut wird. Zur Finanzierung solcher Vorhaben muss man sich dennoch zusätzliche Mittel für die Stadtkassen beschaffen können. Der Fahrschein ist da ein eher ungeeigneter Weg, da damit das Auto gestärkt wird. Die Maut verbannt die Mittelschicht aus der Stadt. Früher haben die Städte den öffentlichen Nahverkehr durch Gewinne bei der Energieerzeugung querfinanziert. Dank entschlankter Haushalte ist das nicht mehr möglich.

Woher soll das Geld kommen, um über so lange Zeiträume die Mobilität in Städten zu wandeln und damit zu erhalten? Aus meiner Sicht sind dies drei Bereiche: moderate Anpassung der Fahrpreise, damit die ÖPNV Unternehmen die Wartung ihrer Infrastruktur hinbekommen, und nicht jeder Wintereinbruch mit dem Einbruch der Verkehrsleistung einhergeht. Einführung einer City-Maut gestaffelt nach Fahrzeugklassen. Kleinwagen zahlen weniger als die mondänen SUVs. Damit wird jeder, der sich den Luxus gönnt entsprechend zur Kasse gebeten. Streichung der Kilometerpauschale für Fahrtwege unter 10km. Wer so nah am Arbeitsplatz wohnt, muss das Auto nicht benutzen. Man kann hier Ausnahmen für Familien machen. Da diese aber ohnehin ins Umland ziehen, und damit eher jenseits der 10km Grenze, dürfte das dort kein Thema sein. Das Geld das hier eingespart wird, kann man dann in günstige ÖPNV Tickets für Hartz 4 oder Schüler und Senioren stecken.

Aber eine Sache fehlt dann noch: da solche Entwicklungen mehrere Legislaturperioden dauern, muss es einen Weg geben, nicht gleich bei jedem Widerstand den Plan zum Opfer des nächsten Wahlkampfes zu machen. Damit siegt dann das kurzfristige Spiel um den Machterhalt und der Machtgewinnung gegen das langfristige Ziel mit dem Ergebnis, dass keine Maßnahme konsequent ihr Ziel erreicht und alles so bleibt wie es bereits ist. Und dafür habe ich im Moment auch keine Idee, die mit der freiheitlich demokratischen Grundordnung vereinbar wäre…

Amnesie des Netzes?

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Nun haben Wissenschaftler herausgefunden, dass das Internet mehr und schneller vergisst als gedacht. Aber stimmt das?

Ich suche in Youtube Videos zu meiner Lieblingskinderserie, sei es nun Muppets oder Robbie, Tobbi und das Fliewatüüt, und beides finde ich. Und so ließe sich meine Suche in der allwissenden Müllhalde beliebig fortsetzen.

Nur wie sind die Wissenschaftler eigentlich zur Idee gekommen, dass das Internet vergisst? Weil sie die falschen Themen gesucht haben. Sowas wie der arabische Frühling oder gar die überwältigenden Szenen der deutschen Wiedervereinigung wird man da nicht finden.

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Aber wenn ein unbedeutendes Starlet vor dreissig Jahren mal einen kleinen Fehler gemacht hat – die Fotos dazu kriegt man überall noch zu sehen.

Auch die Daten aus den Stasiunterlagen scheinen langsam zu verschwinden… Facebook und all die anderen Datensammler löschen nur, was nicht mehr nachgefragt wird. Wer interessiert sich denn schon für die Aufarbeitung von Details zum arabischen Frühling? Dahingegen ist Gossip immer hoch im Kurs. Und solange dass stimmt, werden wird, ähnlich wie die selektive Wahrnehmung oder der selektive Verdrängungsmechanismus des menschlichen Gehirns, das Internet nur die Dinge bewahren, die von allen gesucht werden. Und alles andere vergessen. Und dass die Wissenschaftler daher gut daran tun, alles andere an Wissen zusätzlich zu speichern und Bibliotheken somit zum Archiv von erhaltenswerten Webinhalten zu machen, ist sicher. Denn wenn die Erinnerung nur dem Massengeschmack überlassen bliebe, hätten wir schon in der Vergangenheit so manches Kunstwerk verloren. Sonst wird die Geschichtsschreibung allein auf die von Facebook oder Google+ gesammelten Biographien seiner Mitglieder angewiesen sein. Und das könnte sehr sehr langweilig sein für die Geschichtsschreiber der Zukunft…

Kategorie: Internet

Es ist ein A6…

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Es hat eine Weile gedauert, bis das neue iPhone vorgestellt wurde.

Ganz im Gegensatz zur Geheimhaltung in der Vergangenheit ist diesmal sehr viel im Vorfeld an das Licht der Öffentlichkeit gezerrt worden, als das sonst der Fall war. Daher fielen die Überraschungen am neuen iPhone eher mager aus.  Die Kommentare dagegen waren eher bissig. Siehe auch hier.

Und warum? Nun weil wieder erwartet wurde, dass ein Kaninchen aus dem Hut gezogen wird, aber statt dessen wurde einfach nur ein neuer Chip eingebaut und das Display vergrößert.

Die meisten Neuerungen stecken in der neuen Version des iOS. Aber das kann auch mit älteren Modellen genutzt werden.

Die Verkaufszahlen gingen mit der 4s Version durch die Decke. Ob das mit dem 5er genauso läuft ist noch offen. Aber Apple hat schon mal den Preis angehoben. Damit ist es sicher das teuerste Smartphone, dass man kaufen kann. Aus meiner Sicht ist der Schritt zwar übertrieben – gemessen an den wenigen Neuerungen ist der höhere Preis nicht gerechtfertigt. Aber kaufmännisch ist es klug. Zeigt die große Verbreitung der Vorgängerversion doch, dass noch was abzuschöpfen ist beim Konsumenten.

Wenn es stimmt, dass bereits jetzt fast die Hälfte des Preises von Apple direkt als Gewinn verbucht werden kann, wird das Geld hoffentlich auch dafür benutzt, in der nächsten Version wieder ein paar Kracher einzubauen.

Hier mal meine Tipps und Wünsche:

  • Unterstützung für alle Hi-Speed Übertragungsarten per LTE und nicht nur die von ausgewählten Providern (damit das Nutzen der iCloud unterwegs einfacher und schneller wird) ODER
  • Mehr Speicher, z.B. 128 GB oder Unterstützung von Smartcards als Speichererweiterung.
  • Lange, lange Akkulaufzeit (sollte ja nun auch möglich sein, wenn mehr Platz im Gehäuse ist.).
  • Einbau von NFC. Ich würds schön finden, wenn die Hersteller von Zahlungslösungen anreize erhielten entsprechende Kassensysteme anzubieten. Das passiert aber nur, wenn es dafür genügend mobile Endgeräte gibt.
  • Mehr RAM. Die vielen Programme und deren Speicherhunger verlangsamen sonst das iPhone unnötig.
  • Eine Art AirDrop Funktion für den Austausch von Dateien mit anderen Smartphones.
  • Einfache Methode um die Klingeltöne zu verändern und eigene anzulegen (damit die vielen gleichklingenden iPhones endlich aus dem Alltag verschwinden).
  • Kabellose Kopfhörer, damit man nicht immer diese Kabellage am Körper rumbaumeln hat.
  • Und vielleicht: eine optimale Unterstützung für die Navigation mit dem Fahrrad – also Fahrradtaugliche Routen, etc.

Vielleicht regt das ja die Produktplaner von Apple ja ein wenig an. Immerhin sind einige der Wünsche offenbar nicht nur meine…

Aber vielleicht gibt es hier nicht mehr viele Kracher (auch meine Wunschliste enthält eigentlich nur bereits bekanntes und bei anderen Smartphones Übliches). Vielleicht ist Apple mittlerweile sowas wie Nokia des neuen Jahrtausends. Denn Nokia kam aus einer anderen Industrie, machte dann Handys die lange Zeit wegen ihrer guten Bedienbarkeit zum Standard wurden. Die Bedienung vom iPhone ist mittlerweile von allen Smartphones kopiert worden. Und Apple war ursprünglich auch in einem anderen Markt tätig. Nur in einer Dimension hinkt der Vergleich: Nokia hat immer günstigere Handys angeboten. Apple scheint eher den Rahm abschöpfen zu wollen.

Kategorie: apple, iphone

Tante Emma als Big Brother

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Die apokalyptischen Visionen der Vergangenheit handelten von tyrannischen Staaten, in denen eine kleine Oberschicht die Massen drangsaliert. Dabei half den Tyrannen die totale Überwachung. Der Gedanke an Privatspähre war in diesen Visionen gleichbedeutend mit Staatsverbrechen.

Aber in unserer Welt kämpfen nicht nur die Staaten um die letzten Fetzen einer immer wieder durchlöcherten Privatsphäre. Sie erhalten Konkurrenz von mächtigen Konzernen die Weltweit alles tuen, um jeden und alles wirtschaftlich auszubeuten. Und das geht am besten, in dem man jeden und alles genau kennt. Deren Bedürfnisse, deren Wünsche und Gewohnheiten.

Demnächst läuft wieder die DMEXCO. Eine Messe unauffälliger Firmen, deren Firmennamen so abstrakt und nichtssagend sind, die klein und unscheinbar wirken, dass sie fast niedlich einher kommen. Daneben wird auf der Messe wie in den vergangen Jahren wieder zu beobachten sein, dass trotz der Unterschiede im Design des Logos, des Namens der Firma und vor allem der Produktbeschreibungen alle das gleiche machen, anbieten und wollen. Und das ist neben dem Marketing im Internet das TargetingBehavioral Targeting, Retargeting und welche Silben und Wörter vor oder vielleicht hinter „targeting“ setzen läßt.

Und wer ist das Target? Ich, Du, Wir. Unser Verhalten im Internet kann gemessen und verkauft werden. Und wer braucht das? Die Werbewirtschaft. Denn durch die Seiten die wir ansurfen geben wir auch etwas vom dem Preis, was uns interessiert. Im kleinen kennen wir das von eBay oder Amazon. Jede Versteigerung, die wir uns auf eBay ansehen führt dazu, dass wir bei unserem nächsten Seitenbesuch auf eBay ähnliche Versteigerungen vorgeschlagen bekommen. Bei Amazon läuft das dann etwas intelligenter. Ich bekomme nach jedem Buchkauf die Bücher angezeigt, die sich andere Käufer dieses Buches auch gekauft haben. Bei meinem nächsten Besuch erhalte ich dann eine Ansicht der aus Sicht von Amazon für mich interessanten Bücher, errechnet aus meinem Verhalten, dem Verhalten von anderen Amazon-Usern.

Nun geht die nächste Stufe darüber hinaus. Nicht nur einzelne Seiten sammeln Daten um ihr eigenes Angebot zu verbessern, sprich die Verkäufe an mich, dem Nutzer zu steigern. Jetzt geht es darum, dass alle meine Aktivitäten im Internet unabhängig von der einzelnen Seite verfolgt werden. Bei Zalando Schuhe gekauft und schon gewundert, warum Spiegel Online gepflastert ist mit Bannern von Zalando-Sonderangeboten…

Und die, die solche Daten sammeln, verkaufen diese meistbietend an denjenigen, der zu zahlen bereit ist. Was erhält er dafür? Im Moment die Möglichkeit Werbung einzublenden. Klingt erstmal unspektakulär. Aber was, wenn die gekauften Daten erfolgreich zum Kauf führen? Dann sind die bisher her nur anonymen Daten mit einem Käufer verbunden. Dh. wenn die Werbung erfolgreich zum Kauf führt, kann den Daten, denen bisher der Name und die Adresse fehlt, auf einmal ein solcher zugewiesen werden. Und das nicht nur in der Vergangenheit – sondern auch bei allen zukünftigen Aktivitäten.

Damit gehört diesen kleinen Firmen auf der DMEXCO demnächst ein wahrer Datenschatz. Der von niemand so recht kontrolliert wird. Heute wollen die Staaten auch an unsere Daten – aber in den meisten davon, kann man dagegen klagen, demonstrieren oder die Regierungen entsprechend abwählen. Bei den Unternehmen ist das leider nicht möglich.

Und die suchen nun nach einem guten „Geschäftsmodell“, wie aus diesen Daten Geld zu machen ist. Eigentlich gehören die Daten noch nicht mal diesen Firmen, sondern uns. Den Internetusern. Aber leider ist es hier, wie bei der Organspende. Wir wissen nicht, wer die Spende bekommt, wer daran verdient. Und nur eins ist sicher: der Spender bekommt nichts – im Gegenteil. Wie bei einer Organspende, spenden wir auch etwas: unsere Privatsphäre. Und ob uns das gefällt, was wir davon haben, ist eher ungewiss. Was, wenn statt gestohlender Steuer-CDs aus der Schweiz, DVDs solcher Benutzerprofile verkauft werden?

Lob

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Aktuell macht ein Buch von sich reden: Die Rüpel-Republik. Das Buch ist provokant, regt Diskussionen im Radio und wahrscheinlich demnächst auch in Talkshows an.

Und ich hab mich gefragt, ob das stimmt.

Und das ist mein Ergebnis:

7:45 Uhr – keine Uhrzeit, zu der die Menschen dringend wach und freundlich sind.  Der Zug ist dick gepackt. Alle Plätze in dem Abteil für Fahrräder sind besetzt. Aber auf die Frage, ob etwas Platz gemacht werden kann, damit die Fahrräder nicht im Gang stehen müssen, stehen bereitwillig und ohne zu murren alle auf. Kein Stress, kein Gemecker, alles ganz im Sinne der Gemeinschaft.

8:10 Uhr – auf der Strasse fahre ich mit meinem Fahrrad einen kleinen Hügel hinauf. Am Hügel ein Zebrastreifen über den ein junger Mann läuft. Als ich mich auf den Zebrasteifen vorbewege winkt mich der junge Mann heran.  Er bedeutet mir, dass ich nicht extra bremsen muss und er mir den Vortritt läßt. Ich fahre und danke freundlich.

Vor ein paar Tagen auf einer Kreuzung. Ich muss dringend über die Kreuzung um meinen Zug zu erwischen, von allen Seiten strömt der Verkehr. Da kommt eine Strassenbahn. Die Fahrerin erkennt meine Not, hält den Zug vor der Kreuzung und blockiert den Verkehr so, dass ich rüber huschen kann.

Dann die vielen Kleinigkeiten: mir wird die Tür aufgehalten, Polizisten lassen mich ein paar Meter mit dem Fahrrad auf dem Bahnsteig fahren, damit ich meinen Zug noch kriege…

Irgendwie finde ich viele Erlebnisse im Alltag, die eigentlich nicht den Eindruck machen, als sei ich nur umgeben von Rüpeln. Viel eher ist es so,  dass wir vielleicht die vielen kleinen Gesten im Alltag viel zu schnell vergessen oder gar als Selbstverständlichkeit hinnehmen.  Und vielleicht bleiben die paar Erlebnisse, die das Klischee der Rüpel-Republik einfach besser im Hirn haften, als die vielen Freundlichkeiten im Alltag.

Kategorie: Köln

Leben im Schaufenster

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Ich bin heute mal wieder durch den Duffesbach gefahren. Und schon als wir dort unsere Wohnung hatten, ist mir aufgefallen, dass die Kölner manchmal eine komische Vorstellung von Wohnungen haben.

Schaufenster Wohnung

Zuerst lagen die Ladengeschäfte lange ungenutzt und dann wurden sie aufwändig renoviert wie es schien. Aber dann waren aus den Ladentüren plötzlich Wohnungstüren geworden. Mindestens fünf Läden im Duffesbach sind so umgestaltet worden. Manchmal hat man die Schaufenster durch kleinere Fenster ersetzt.

Schaufenster Wohnung

Aber meistens wurden die Türen nur stabiler und Rollos vor die nun sehr großen Einblicke in die neuen Wohnzimmer gewährenden Scheiben gehangen. Eben bin ich an einem Schaufenster vorbei gefahren hinter dem ein Rentnerpaar gerade das Bett gerichtet hatte.

Schaufenster Wohnung

Ich weiss ja nicht, wie eng die Wohnungssituation in Köln ist, aber es gehört schon einiges dazu, sich mit dem Schaufensterdasein zu arrangieren. Immerhin ist man in seinem Wohnzimmer immer den Blicken Dritter ausgesetzt, selbst wenn man sich zurückziehen möchte. Es sei denn, man verzichtet auf den Einfall des natürlichen Sonnenlichts.

Schaufenster Wohnung

Kategorie: Köln, Wohnen

… Angemessenheit und Risiken des Musikbesitzes…

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Im Strafrecht gibt es die Anforderung der Angemessenheit: eine Strafe muss dem Verbrechen entsprechen. Im Falle von Raubkopierern ist die Angemessenheit immer leicht herzustellen. Beispielsweise wird ein Lied von jemanden illegal auf eine Tauschbörse geladen. Nun wäre der Schaden der, dass für jede Kopie des Liedes der Plattenfirma ja der für das Lied veranschlagte Verkaufspreis entgangen ist.Aber wie häufig nun über eine Tauschbörse das Lied verbreitet wurde, weiss niemand. Daneben gibt es Lieder, die nicht einzeln verkauft werden, also nur im Rahmen eines Albums veräußert wurden. Welchen Preis nimmt man da an?

In den USA scheint es in einem Fall gelungen hier einen Fall gegeben zu haben, wo beides aber ermittelbar war: http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/urteil-bestaetigt-rekordstrafe-fuer-us-student-wegen-illegaler-downloads/7055578.html 

Ein letztes ist die Strafmündigkeit. In diesem Falle war der Angeklagte 16 Jahre alt zur Tatzeit. Auch darüber sah man hinweg. Der Prozess zog sich sehr lange hin und nun ist der Student damit konfrontiert, eine halbe Million Dollar zu bezahlen. In den USA feiern die Firmen dieses Urteil als Sieg. Das sollten Sie auch.

Ich kaufe Musik bei iTunes, aber ich kann nicht wie früher, wenn ich eine CD gekauft habe, dieses Lied kopieren und auf neue CDs brennen um damit auf Parties mit dem richtigen Mix aufzukreuzen – alles das ist illegal und nach geltenden Urheberrecht verboten. Warum soll ich überhaupt noch Musik kaufen, wenn der Besitz mit so vielen Risiken verbunden ist, dass einfache Tätigkeiten (Sicherheitskopien? Backup?) schon den Tatbestand eines Verbrechens erfüllen, für deren Ahndung mir eine saftige Geldstrafe winkt, deren Höhe in der Regel den Gesamtwert meiner gekauften Musikstücke übersteigt.

Ich warte nur darauf dass mich Mercedes Benz verklagt, weil ich das Auto gemeinsam mit meiner Feundin nutze. Obwohl Sie es nur bezahlt hat. Damit verhindert sie ja, dass ich mir selbst eins kaufe – es entgeht Mercedes damit ja auch ein stattlicher Umsatz. Aber so kanns kommen, wenn ich mir mit meiner Freundin und einigen Freunden auf Parties Musik aus meiner Musiksammlung anhöre.

Kategorie: Allgemein