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Aus der Traum…

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Es gibt immer wieder Spott und Hohn für alle diejenigen, die sich ein Produkt aus dem Hause Apple kaufen – zu teuer, zu wenig Freiheiten bei der Benutzung und eher ein Spielzeug als ein ernstzunehmendes Produkt.

Dem konnte ich bisher nur entgegenhalten, dass
– die Alternativen nicht minder Beschränkend sind in der Art, wie der Benutzer gegängelt wird. Android Smartphones erfordern eine Menge Zusammenarbeit mit Google, bei dem ich nicht sicher bin, ob ich vom Kunden nicht zum ausschlachtbaren Datenlieferanten mutiere. Die Freiheiten, die ich dann wiederum bei der Installation von Produkten habe, muss ich mir mit der Komplexität der richtigen Auswahl erkaufen. Aber immerhin: es gibt mehr als einen App-Store, Music Store, etc.
– das mit dem Spielzeug relativiert sich mittlerweile: alle Smartphones werden zu Spielzeugen. Richtig was für Profis kriegt man nur mit deutlichen Anpassungen – oder eben selbst gemacht.

Bleibt der Preis. Den habe ich bisher damit verteidigt, dass es schon einfacher ist, sich dem Apple-Universum anzuschließen, dass es dann auch benutzerfreundlicher ist. Was aber auch nicht mehr stimmt. Jede Version von iOS bringt neue Einstellungsmöglichkeiten – und die Administration des eigenen Produktes kann zur Qual werden beim durchwursteln der Einstellungsmöglichkeiten.
Der zweite Grund einen solchen Preis zu akzeptieren ist, dass ich Kunde bleibe – nicht Produkt werde. Apple will nicht meine Daten, macht damit auch nichts und verdient gut an der Hardware, die die Firma verkauft. Den Bedarf die Daten der Benutzer auszuschlachten um weiter Umsatz zu machen hat Apple nicht.

Das war immer der wesentlichiste Grund: welche Plattform kann man sonst noch nutzen, wo ich nicht mit günstigen Preisen in ein Datenopferdasein gelockt werde?

Und nun? Jetzt stellt sich heraus, dass das von Apple so hochtrabend gepriesene Commitment nichts gilt. Das Betriebssystem OS X hat einen schwerwiegenden Fehler, den Apple schon seit fast neun Monaten kennt – und nicht behebt. IOS ähnlich.

Und dabei hat Apple noch auf der WWDC getönt, dass sie nicht nur nicht an den Daten der Kunden interessiert sind, sondern sich dem Schutz dieser Daten verpflichtet fühlen. War das nur Marketing?

Und wofür zahle ich den höheren Preis? Für nicht gut getestete Software, die durch mittelintelligente Hacker zum auspionieren und belauschen benutzt werde kann und Hardware, die zwar schön aussieht, aber hässlichem Missbrauch Tür und Tor öffnet?

Microsoft hat vor Jahren aus der Kritik gegenüber dem Internet Explorer als Einfallstor für alle Hacker gelernt und seine Anstrengungen in diese Richtung mustergültig gesteigert. Heute ist der IE in vielen Belangen nicht nur Standardkonform sondern auch sicher programmiert. Und was nützt es Microsoft? Ist das verlorene Benutzervertrauen wieder zurückgewonnen worden? Nein. Das scheint endgültig weg zu sein.

Was wenn Apple das gleiche Schicksal ereilt?

Kategorie: apple, Internet, iphone

Warum ist Google gefährlich?

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Das Internet ist vergesslich. Und nichts für Leute mit viel Zeit oder der Muße sich auf eine Sache zu lang zu konzentrieren, daher meine Antwort in aller Kürze:

Google vernichtet freien Handel und fairen Wettbewerb im Internet.

Immer noch da? Dann hier meine Begründung.

Google ist ein/hat ein/gründet auf einem Monopol.

Da Google von sehr vielen Menschen genutzt wird, kann Google unermesslich viel Geld mit der Vermarktung der Daten dieser Menschen verdienen. Dieses Geld nutzt Google um andere Dienstleistungen zu finanzieren – dh. um diese Dienste kostenlos anzubieten – zur Sammlung von noch mehr Daten führen.

Das Problem: es gibt nur ein Unternehmen, dass so groß ist, dass es auf diese Art und Weise Geld verdienen kann. Google. Und damit ist es in einer Art Monopolmarkt.

Kein anderes Unternehmen, kann einen vergleichbaren Anteil am Markt für Suchen im Internet für sich beanspruchen. Der Anteil am Markt für Suchmaschinenmarketing macht eigentlich schon deutlich, dass es sich um ein Monopol handelt.

Wem das nicht reicht: nur im Monopol kann der Anbieter einer Leistung den Preis für sein Produkt unabhängig von der Nachfrage setzen. Wenn man die Preisbildung beim Suchmaschinenmarketing betrachtet, ist es genau das: der Preis wird von Google gesetzt. Der Kunde kann nur entscheiden, ob er das Produkt kauft oder nicht. Einfluss auf den Preis hat diese Entscheidung nicht.

Google vernichtet die Entwicklung von Leistungen und Produkten im Internet.

Da das Finden von Leistungen/Diensten im Internet über Google erfolgt, weiß Google genau, was gesucht wird. Aber werden die Ergebnisse auch objektiv dargestellt? Immer wieder werden die Suchergebnisse von Anbietern von Leistungen als manipuliert dargestellt. Aber ob dem so ist, kann niemand sagen, der Algorithmus ist Googles Geheimnis. Wir haben keine andere Suchmaschine, die uns einen Vergleich ermöglicht (nur ein kurzer Hinweis auf den Begriff „Monopol“…).

Anbieter von Leistungen die mit Googles Leistungen konkurrieren, werden von den Benutzern nur gefunden, wenn Google diese anzeigt. Und wenn Google diese Anzeige auf die hinteren Seiten, hinter den von Google selbst erbrachten Leistungen versteckt, kann kein Konkurrent überleben.

Google blockiert die Entwicklung neuer Produkte und Dienste.

Einen Teil der riesigen Gewinne, die Google einfährt fließt in die Entwicklung von neuen Betriebssystemen (Android, Chrome OS), Autos, andere Internet-Dienstleistungen, was auch immer.

Dabei bietet Google diese Produkte kostenlos an. Dadurch werden andere Anbieter konkurrierenden Produkten gleich aus dem Markt gedrängt, da diese mit einem kostenlosen Produkt nicht konkurrieren können. So werden mit den Gewinnen im Internet andere Märkte „bereinigt“.

Mit Android erschließt sich Google neue Einnahmen durch die mobile Suche und die Möglichkeit die Benutzer jederzeit zu orten. Wieder neue Daten, die der Konzern für den Gelderwerb vermarkten kann.

Wie geht es weiter? Wird es bald das kostenlose Google Car geben, dass dann die Autoindustrie ruiniert?

Doch: was ist die Lösung? 

Keine Ahnung. Nur eines ist sicher. Monopol sind nur kurzfristig „schmerzfrei“. Wenn sie lang genug bestehen, ist der daraus entstehende Schaden immens. Wer das nicht glaubt, kann sich ja nur die Kosten für den Aufbau der Wirtschaft in den ehemaligen Staaten des real existierenden Sozialismus ansehen. Dort hatte jedes Unternehmen/Produkt sein Monopol. Dort gab es ebensowenig Wettbewerb.

Und was ist das besondere an dem Phänomen Google?

Nichts. Es gibt eine ähnliche Entwicklung im Bereich des Handels mit Konsumgütern, wo sich Amazon anschickt eine ähnliche Position aufzubauen wie Google im Suchmaschinenmarkt (… in Ermangelung eines anderen/besseren Begriffs spreche ich hier von Markt, obwohl man es besser Suchmaschinenmonopol nennen sollte).

Ebay hat eine ähnliche Marktposition bei Versteigerungen von Privat zu Privat. Und versucht damit den Kleinanzeigen-Markt aufzuräumen.

Facebook hat den Markt für Social Communities vollständig im Griff. Mit WhatsApp hat man sich auch gleich den bedeutendsten Konkurrenten einverleibt.

Ich habe zu wenig recherchiert, um die Liste fortzusetzen. Aber da sind noch viel mehr. Und in allen Märkten, die im Internet entstehen, scheint es sich immer auf die gleiche Weise zu entwickeln: es kommt ein Anbieter mit aller Macht in den Markt, bietet sein Produkt so lange wie möglich kostenlos an, um dann alle anderen Konkurrenten allein dadurch auszustechen, dass diese nicht die Anzahl an Kunden erreichen um jemals kostendeckend arbeiten zu können. Wenn dann das Monopol entstanden ist, merkt man an der Preispolitik, was der Mangel an Alternativen bedeutet. Ebay hat seine Provision auf 10% des Verkaufspreises angehoben. Und mangels Alternative ist diese Änderung zwar viel kritisiert worden – aber die Kunden arbeiten weiter mit eBay. Sie haben keine andere Wahl.

Wenn jemand für dieses Problem einen Vorschlag hat, einfach mal einen Kommentar abgeben.

Kategorie: Gesellschaft, Internet

Radfahrer und Fußgänger

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Wer ist eigentlich auf die Idee gekommen, dass Radfahrer und Fußgänger so gut harmonieren, dass sie sich den Bürgersteig teilen können?

War das nur eine Schnapsidee, geboren aus dem Wunsch, die Autofahrer nicht gegen sich aufzubringen und in Zeiten, als niemand voraussehen konnte, dass Radfahren so populär werden würde?

Die Radwege auf den Bürgersteigen führen besonders an Kreuzungen immer quer durch die Phalanx der Fußgänger.

Fahrräder sind mehr als 5mal schneller unterwegs als Fußgänger. Irgendwie ist das Kombinieren von Fußgängern und Fahrradfahrern auf der gleichen Fläche so, als würde man die rechte Spur der Autobahn zur Spielstraße machen.

So kann es also niemand verwundern, wenn es immer wieder zu Unfällen zwischen Fußgängern und Radfahrern kommt. Und es wird schlimmer, wenn immer mehr Menschen sich für das Fahrrad entscheiden. Denn die Fahrradwege auf den Bürgersteigen bleiben uns sicher noch lang erhalten – und stellen an Ampeln, rund um Bushaltestellen und Straßenbahnhaltestellen eine dauerhafte Gefährdung dar.

Aber wird das die Diskussion in die richtige Richtung lenken? Es geht bei der Diskussion um die Umverteilung der Verkehrsfläche in den Städten. Wir können nicht für alles neuen Platz schaffen. Wenn sich das Verhalten der Bewohner der Städte ändert, muss auch die Allokation von Fläche und Ressourcen sich anpassen.

Die schlechte Nachricht: die Autofahrer müssen Fläche teilen. Die fast gleich schlechte Nachricht ist, dass wir nicht mehr so viel Platz haben, um einem Verkehrsmittel Fläche exklusiv zur Nutzung zu überlassen. Es muss überall geteilt werden:

  • Busspuren zwischen ÖPNV, Taxi und oftmals auch Fahrräder
  • Straßen zwischen privatem Verkehr, ÖPNV und in Teilen Fahrräder

Was ist also von der Idee von Fahrradstraßen zu halten? Ist es überhaupt möglich Fahrrädern exklusive Nutzung von Flächen in den Städten einzuräumen? Offenbar nicht. Die meisten Fahrradstraßen erlauben die Nutzung durch die Anlieger. Ich glaube, das ist jedoch die falsche Vorgehensweise. Man kann neue Fahrradstraßen in den Randgebieten bauen oder bessere Fahrradwege. Aber dort, wo die Unfälle passieren und die Probleme liegen, bringt diese Vorgehensweise nichts.

Es kann nicht immer nur darum gehen, Verkehrsfläche exklusiv für eine bestimmte Nutzung zu machen. Es muss darum gehen, die Verkehrsteilnehmer daran zu gewöhnen, dass Teilen der Fläche und damit auch das Akzeptieren der jeweils anderen Verkehrsmittel und -teilnehmer. Das ist besonders wichtig in den Städten.

 

Willkommen in den Underwood States of America!

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Wie habe ich Ihn vermisst. Frank / Francis Underwood. Der Prototyp eines Machtmenschen. Mit fällt dabei immer wieder das Zitat von Ash, dem wissenschaftlichen Offizier der Nostromo aus Alien ein: „…ein perfekter Organismus. Ich bewundere seine konzeptionelle Reinheit. Geschaffen um zu überleben. Kein Gewissen plagt es….“. Genauso scheint auch Underwood durch die Welt zu gehen. Nun gehts endlich weiter.

Die vorangegangenen Folgen haben die Erwartung ziemlich hoch geschraubt. Nicht nur ist die Serie mit hochkarätigen Schauspielern besetzt. Auch der Plot ist von einer selten erlebten Qualität. Manchmal ist die Geduld des Zuschauers gefordert, wenn die Serie sich in kleinen Schritten auf mehreren Ebenen dem nächsten Höhepunkt nähert.

Wo soll das hinführen, kann die Serie das noch toppen? Ich habe sechs der neuen 13 Folgen gesehen, und bisher lautet mein Fazit: ja.

Was passiert inhaltlich? Nun, es gibt eine Krise mit Russland – und das gar nicht so weit entfernt von den aktuellen Problemen. Der nichtgewählte Präsident Underwood wird von der eigenen Partei, vielmehr von der geballten Macht der auf dem Weg zur Präsidentschaft Betrogenen angegriffen. Und das Verhältnis zu seiner Frau scheint brüchig zu werden. Daneben entwickelt Claire Underwood immer Stärker eine kleine Bias: sie gibt die kühle Lady Macbeth. Aber immer häufiger berühren Sie die Schicksale einzelner. War es in der vorangegangenen Season die Gewissensbisse, als Sie das falsche Spiel mit der First Lady auf die Spitze treibt, ist es nun die Konfrontation mit einem Dissidenten, der lieber Selbstmord begeht, als durch falsche Komprimisse in die Freiheit zu gelangen.

Und die Protagonisten? Francis Underwood hat es mit einem Aufruhr an allen Fronten zu tun: seine Partei, sogar sein CoS Remy Danton machen es immer schwerer.

Claire Underwood versucht, sich unabhängig von Ihrem Mann zu machen, und schafft sich eine eigene Machtbasis. Wo soll das hinführen?

Der mit Nibelungen-Treue zu Underwood stehende Doug Stamper scheint sich auf Abwegen zu begeben. Kennt er die Stelle, wo der Panzer Underwoods durch ein Lindenblatt verwundbar ist? Und wird er sie nutzen?

Der Präsident Russlands – ein ebenso machtbessessener als auch gerissener Kontrahent. Kann Underwood mit ihm fertig werden?

Eine Stärke dieser Folgen scheinen auch die Bezüge zu den realen Problemen zu sein: der Kampf Russlands um Anerkennung und Macht in der Welt. Der Spagat zwischen wirtschaftlicher Zusammenarbeit mit den russischen Machthabern und dem Gewicht der Menschenrechte.

Schließlich der Raubbau am Sozialstaat um Geld für neue Infrastrukturprojekte, mehr Milität und indirekt mehr Jobs zu schaffen. Diese Diskussionen gibt es auch außerhalb der Serie. Aus meiner Sicht spannend ist, wie so ein Raubbau in der Serie zuende gesponnen wird? Gibt es später mehr Jobs? Kommt es zu mehr Wohlstand? Oder wird damit nur umso rigoroser die Umverteilung zu Gunsten der jetzt schon reich und materiell gut Betuchten betrieben?

Im Gegensatz zu The West Wing ist diese Serie der zynischen Wirklichkeit mehr entlehnt, als einer idealen Welt. Der demokratische Präsident auf Kriegspfad mit dem Sozialstaat – und insgeheim mit der Demokratie an sich. Es zeigt sich dadurch auch die Verwundbarkeit von demokratischen Systemen – wenn auch nur hypothetisch. Unrealistisch ist es deshalb aber nicht. Die Lehre daraus muss aber sein, wie man solche Politikernaturen verhindern kann. Gegeben hat es sie schon. Wenn auch nicht so erfolgreich, wie Francis Underwood.

Kategorie: Köln

Lokführer als Geiselnehmer….

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In diesen Tagen wird viel über Verfassungskonform, Gewerkschaften und Streikrecht und auch die Deutsche Bahn gesprochen.

Warum müssen die Benutzer der Bahn unter dem Streit der Gewerkschaften, wer welche Berufsgruppen vertritt leiden?

Die einfache Lösung wäre doch, dass die Arbeitnehmer selbst wählen können, von wem sie sich vertreten lassen wollen? Sicher, so eine Wahl würde Aufwand erzeugen, aber sicher weniger als ein Stein. Wenn immer eine Gewerkschaft die Vertretung einer Berufsgruppe übernehmen will, sollten die betroffenen Mitarbeiter abstimmen. Wenn mehrere Betriebe betroffen sind, müssen alle Arbeitnehmer aller Betriebe darüber entscheiden.

Wenn das nicht geht?

Die Arbeitgeber zahlen jedem Arbeitnehmer nur noch entsprechend dem Tarifvertrag, der für die Gewerkschaft des Arbeitnehmers gilt

Nun vielleicht sollten die Arbeitgeber einfach mit jeder Gewerkschaft zu jeder Berufsgruppe verhandeln. Und dann nur den Gewerkschaftsmitgliedern je nachdem welche Gewerkschaft die Arbeitnehmer angehören, den betreffenden Tarifvertrag anwenden.

Damit würden die Arbeitgeber sicher die Gewerkschaften vor dem verschwinden retten. Der Organisationsgrad würde sicher Ausmaße erreichen, die bisher nur in der Montanindustrie gegeben war. Und dann? Würde das weniger Streiks und Tarifstreitigkeiten bedeuten? Keine Ahnung.

Kategorie: Bahn fahren

Bekommt der Condor noch drei Tage?

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Mitten in die Weltmeisterschaft fallen die Nachrichten aus dem Untersuchungsausschuss zur NSA Affäre ein. Die Aufregung, dass unserer Nachrichtendienste an der Verletzung der Grundrecht eifrig mitarbeiten bleibt von der Öffentlichkeit nahezu unbemerkt. So gesehen ist die Fussball-WM ein Glücksfall für die Politik.

War es das nun?

Als die Bürger der USA im Nachgang zu Watergate langsam zu begreifen begannen, in welchen illegalen Aktivitäten ihre Regierung und deren Organisation verstrickt war, begann eine lange Phase von Filmen, die sich genau dieses Themas annahmen. Sie prägten ein Bild des Misstrauens gegen den Staat und betonten die Wichtigkeit einer funktionierenden Presse und einer aufmerksamen, kritischen Bürgerschaft. Beispielhaft in seiner Wirkung in dieser Phase, greife ich mal Three Days of the Condor heraus, obwohl der damals von Pollack und Redford gar nicht so gemeint war.

Welche Spuren werden die Enthüllungen des NSA Ausschusses heute hinterlassen. Wird es eine Welle von Filmen geben, die die Situation aufnehmen und düstere Zukunftsvisionen über Bürger, die durch den Staat bedrängt und bedroht werden, da dieser in seiner Sammelwut jede noch so private Verfehlung seiner Bürger kennt und diese Informationen für seine Zwecke benutzen kann.

Der Boden für solche Kreativität scheint mir bereitet. Was wäre nicht alles denkbar? Nachrichtendienste, die durch das gezielte Ausspielen von nachrichtendienstlichen Erkenntnissen von Skandalen in anderen Bereichen ablenken? Ein Staat, der alles tut, schaltet und waltet wie es ihm beliebt und immer dann, wenn er durch zu wache Bürger oder Journalisten bedroht ist, einfach Skandale publik macht, und damit die Medien viel perverser missbraucht. In der Konsequenz gibt es ein Dauerfeuer von Skandalen, die niemand mehr richtig durchschaut und die wie ein Nebel den Blick auf die echten Probleme wirksam verhindert.

Wie kann in einer solchen Welt Demokratie noch funktionieren? Scheinbar gar nicht. Denn immer mehr tendieren gerade die Vertreter der modernen Demokratie zu Hinterzimmergespräche für alle Möglichen Themen. So werden Handelsabkommen unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführt. Die Besetzung zentraler Funktionen nicht durch Wahl sondern durch interessensgeleitete Einflussnahme gesteuert, wie das auf Ebene der EU immer wieder geschieht.

Wenn die Deutsche Nationalmannschaft die Weltmeisterschaft für sich entscheiden kann, wird der NSA Ausschuss wohl weiter keine Wahrnehmung in der Öffentlichkeit erfahren. Und die eigentlich überfällige Debatte über die Balance zwischen Nachrichtendienst und Privatsphäre, zwischen Terrorbekämpfung und die Schutz der Grundrechte der Bürger wird weiter verschoben…

Vielleicht kommen dann aber in ein bis zwei Jahren Filme mit dem Thema und ermöglichen eine Wiederaufnahme des Diskurses, wie damals in den 70ern.

Big Data – Mehr ist mehr…

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Die Diskussion um Big Data geht in drei Aspekten in die falsche Richtung:

Ist Big Data neu? 

Nein. Es gab schon immer viele Daten. Doch vor Jahren waren diese einfach zu viel, um sie mit den Mitteln der Datenverarbeitung zu bearbeiten. Das betfach aber nicht alle große Datenbestände: z.B. die Daten in den Rentenversicherungen waren immer auswertbar. Die Datenbestände für die Ermittlung der Telefonrechnung waren ebenso enorm, aber handhabbar.

Big Data ist neu, als dass sie sich auf die große Menge an unstrukturierten Daten bezieht: eben die einzelnen Logfile Zeile eines Webservers, der in jeder Zeile mindestens dreihundert Einzeldaten ablegt. Diese Daten entstehen so schnell und mit einer solchen Datenmenge, dass diese in eine strukturierte Form zu bringen und dann zu analysieren, dazu geführt hätte, dass die Ergebnisse nicht dann da gewesen wären, wenn Sie gebraucht würden.

Das eigentlich neue an Big Data ist, dass z.B. das Logfile von vorhin nicht einfach in eine Datenbank gepackt wird. Das würde klassischerweise die Zerlegung jeder Logfilezeile in ein komplexes Datenmodell bedeuten, um später aus der Datenbank vernünftige Analysen zu erhalten. In den neuen Big Data Konzepten, wird jede Zeile als solche abgespeichert. Jede Zeile wird aber doppelt und dreifach gespeichert mit jeweils einem Schlüssel, um die Daten zu sortieren. Z.B. einmal verknüpft mit einem User, verknüpft mit einer Zeit. Damit wird zuerst einmal die Information dreimal gespeichert – aus vielen Daten werden nun noch mehr Daten. Aber nun kann auf drei verschiedene Weisen auf diese Daten zugegriffen werden. Z.B. Was hat der Benutzer bei seinem letzten Besuch als letztes gemacht? Hierfür wird das entsprechende Datum aus dem Speicher geholt und dann analysiert. Dh. es wird weniger Zeit für das finden der Daten im Heuhaufen gebraucht, so dass mehr Zeit besteht, diese dann auszuwerten. Denn da die Logfilezeilen so wie sie entstanden sind, gespeichert wurden, müssen diese erst wieder aufbereitet werden, damit aus den Daten eine Information wird.

Bedeutet der Besitz  von viel Daten gleichzeitig mehr Macht, wirtschaftlichen Erfolg?

Wie schon im vorangegangenen Abschnitt dargelegt: es gibt einen Unterschied zwischen Daten und Informationen. Das vorhanden sein von Daten ist allein noch kein Wert. Und es bringt auch nichts. Erst eine Information macht einen Wert aus, den man nutzen kann.

Damit aus Daten Informationen werden, muss ein leitender Gedanke bestehen, um diese zu interpretieren. Und hier beginnt das Problem: ohne eine solche Bewertung von Daten, sind diese also nutzlos. Wenn also große Datenbestände vorhanden sind, aber keine Idee besteht, wie diese zu nutzen sind, und welche Information daraus gewonnen werden kann, sind diese Daten in sich nutzlos.

Und hier beginnt das Problem: die meisten Datenbestände sind einfach so da. Niemand hat eine Idee,wie diese zu kombinieren sind und was daraus zu lesen wäre. Es gleicht dem Verhalten eines Messis: alles sammeln, nichts wegwerfen. Dann entsteht ein großer Haufen, der dann immer im Weg steht, aber keinen Wert in sich hat.

Heute entstehen solche Datenberge immer häufiger, so dass die Unternehmen sich die Frage stellen, wie sie damit noch Geld verdienen können. Das gleicht einem Messi, der dann zwar viel gesammelt hat, aber ohne Ziel und einfach nur des Sammelns wegen. Und nun steht er mit einem Berg von Sachen dar, die so wild gemixt sind, dass sich nichts vernünftiges damit anstellen läßt. Und so geht es den Unternehmen auch. Nicht alle ihre Datenberge enthalten Schätze oder lassen sich mit angemessenen Aufwand zu Informationen verarbeiten.

Daher ist eigentlich die Frage, warum die Daten überhaupt sammeln. Wenn man nicht weiss, wozu und wenn man sie nicht mehr braucht, sollte man sich davon befreien. Big Data erzeugt in den meisten Fällen nur Geld für die Unternehmen, die andere Unternehmen beraten, wie mit vielen Daten umzugehen ist. Für die ist Big Data eine wahre Goldgrube: mit immer mehr Unternehmen und Organisationen die wie irrsinnig einfach nur sammeln, wird  die Beratungsleistung, daraus später Informationen zu gewinnen sowas wie die Lizenz zum Gelddrucken. Die Nachfrage entsteht von selbst, die Lösungen sind nur temporär, da sich nicht nur eine Antwort auf die Frage, wie ein Datum auszuwerten ist, geben läßt, werden hier Baustellen aufgemacht, die den Beratern die Kassen nur so vollspülen. Und dass dabei jemals etwas rauskommt, ist nicht sicher.

Wenn also der Gedanke des Sammelns von Daten nicht schon mit möglichen Zielen verbunden ist, führt die ganze Sammlung zu nichts.

Braucht die Wirtschaft „Big Data“?

Offenbar. Sie schreit nach mehr Befreiung von Datenschutzregeln, damit alles und jedes Datum gespeichert werden kann und so lange gespeichert werden kann, wie es technisch möglich ist.

Aber wozu? Heute schon scheinen die Unternehmen mit der Verwaltung der Datenbestände länger beschäftigt zu sein, als diese nutzbar zu machen. Und solange ein Unternehmen nicht dadurch das es sammelt Geld verdient erscheint diese Übung reichlich unsinnig.

Ausserdem: selbst wenn die Sammlung von Daten Geld einbringt, heisst es doch in den meisten Fällen nicht nur, dass alles besser wird für den Kunden. Es zeigt einen interessanten Punkt in der Diskussion: Google sammelt Daten über viele Dienste, die dem Benutzer kostenlos zur Verfügung gestellt werden, solange er seine Daten für alle möglichen Zwecke Google kostenlos zur Verfügung stellt. Welche Wert haben diese Daten? Möglicherweise den Wert, den die alternativen Dienste, die diese Leistungen so anbieten, dass die Daten des Benutzers nicht weiterverwendet werden, dem Benutzer abverlangen, für die eigentliche Leistung.

Wir brauchen keinen „modernen“ Datenschutz. Die Prinzipien nur die Daten zu speichern, die benötigt werden, sind wirtschaftlich sinnvoll und vor allem vor dem Hintergrund, dass die Datenmengen von niemanden sinnvoll über einen großen Zeitraum gesichert gespeichert können.

Wenn ein Unternehmen sich nicht von den Daten trennen kann, die es hat, dann muss es hierfür Kosten akzeptieren (Datenhaltung, Datenschutz, etc.). Wenn es hierzu keine Möglichkeit gibt, Geld mit den Daten zu verdienen, wird die Lust am Sammeln automatisch vergehen. Das Datensammeln mit Risiken verbunden ist, unter anderem den der Verletzung des Datenschutzes, stellt eine wichtige Hürde dar, den Datenumfang der gesammelt wird, zu begrenzen. Es wird sicher brauchen, bis sich diese Erkenntnis in den Unternehmen durchsetzt. Aber erst zu überlegen und dann zu sammeln ist die einzige Möglichkeit später für die Unternehmen und den Datenschutz den besten Kompromiss zu erreichen.

Versunkene Schätze: die Miniserie „Lerchenberg“

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Es ist nicht so lange her, da galt das ZDF als das Refugium der über 55 Jährigen Zuschauer. Ruhig, konstant im Senderkonzept, Inga Lindström und das Traumschiff rundeten den Eindruck eines Fernsehens als SOMA-Ersatz ab.

Aber hin und wieder gelingt dem ZDF etwas, worum es sicher beneidet wird im Kreise der öffentlich Rechtlichen Rundfunkanstalten. Nicht nur die heute Show, sondern auch einige interessante Serien bringt das ZDF neben guten Krimis am Montag hervor. Einen Schatz möchte ich nun heute vorstellen: Lerchenberg.

Der abgehalfterte Sascha Hehn (er spielt sich selbst), soll durch eine Redakteurin im ZDF eine neue Sendung im ZDF erhalten. Die Serien nimmt dabei den gesamten Fernsehbetrieb aufs Korn und ist nicht nur durch eine durchweg gute Schauspielerriege, sondern geschliffener Dialoge mit Biss und Stories mit Pepp gekennzeichnet.

Warum ist die Serie aber nicht über vier Folgen hinausgekommen? Nun, weil die Serie allzu oft nicht die Realität karikiert sondern so zeigt, wie sie ist. Das gibt zwar Lacher, aber da es überwiegt hier sowas, was es auch bei Stromberg schon gab: man schämt sich für die Protagonisten, die nicht an die Widrigkeiten glauben wollen und es immer wieder versuchen.

Dennoch ist die Serie das Sehen wert. Selten wurde im deutschen Fernsehen so viel wert gelegt auf gut geschriebene Dialoge, gute Stories und vor allem: es entstand ein wahrer Zoo an Geschichten um die Geschichte (einmalig, das Praktikum als Mainzelmännchen für den Fernsehgarten).

Leider sind die Folgen nur noch auf Youtube verfügbar. Hier die Links:

Folge 1Folge 2Folge 3Folge 4

 

Kategorie: Fernsehen, fernsehserie

Fahrradfetisch

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Ich bin jeden Tag mit dem Fahrrad unterwegs. Da wundert es nicht, wenn man bei der Auswahl des Rades ein wenig mehr Sorgfalt walten läßt als vielleicht andere, die ihr Rad nur gelegentlich nutzen.

Dabei scheint es bei Radfahrern jedoch typisch zu sein, diese Sorgfalt zu übertreiben. Ich analysiere hier mal die drei auffälligsten Krankheitsbilder des „Fahrradfetisch“:

Edelradfetisch

Edelräder werden häufig von Menschen gekauft, die ihr Rad selten oder nur nutzen. Dafür wird das Fahrrad wie der Schatz der Nibelungen behandelt. Nur auserlesenste Einzelteile und Sonderanfertigungen kommen in Frage. Gern darf so ein Fahrrad den Preis eines mittleren Gebrauchtwagens verschlingen – man ist es sich wert. Oft kombiniert der Typ die eigene Bekleidung mit ebensolchen Anforderungen.  Dabei kommt es oft zu stilistisch fragwürdigen Erscheinungen: das hochmoderne Tour-de-France-taugliche Rennrad. Drauf sitzend in der Bekleidung des Lieblingsteams ein leicht übergewichtiger Fahrer, der darin eher aussieht wie eine Presswurst. Die Geschwindigkeit ist dabei oft gut haltbar auch für jene, die grad ihr Klapprad wiederentdeckt haben. Der Grund dafür ist aber oft nicht mangelnde Kondition oder Training, sondern oft das Gefolge, bestehend aus Ehefrau/Freundin, die sich auf einem deutlich älteren Modell abmüht, die Begeisterung des Vorfahrers zu teilen.

Fahrradprofi

Nutzt sein Fahrrad nicht nur zum Lebenserwerb, sondern gestaltet den Tag rund ums Fahrrad. Alles wird mit dem Fahrrad erledigt, alles am Fahrrad ist darauf ausgerichtet, alltagstauglich zu sein. Während dieser Typ durch professionelle Zurückgenommenheit auffällt, liegt der Fetisch hier in der Einstellung: alles muss fahrradtauglich sein. Es wird ständig ein Verteilungskampf um den knappen Strassenraum mit Autos, Bussen, Taxifahrern und Fußgängern gekämpft.  Die hierbei begangenen Ordnungswidrigkeiten und Strafverstöße werden als Notwehr bewertet.

Fahrradprotzer

Das Fahrrad wird als Schmuckstück gern vorgeführt und zur Bewunderung freigegeben. Oft mit dem Edelradfetisch verwechselt, ist dieser Typ dadurch unterscheidbar, dass er dabei sein Fahrrad in einem Zustand für ein filigranes Kunstwerk betrachtet und behandelt, dem Berührung und Benutzung Schaden zufügen können. Ebenso, wie Sammler ihre Stradivari immer unter Glas halten und nicht mehr Benutzen, ist dieser Typ eher auf das Ausstellen, als auf das Nutzen seines Fahrrades aus. Interessanterweise ist dieser Typ gleichzeitig verschwenderisch, was das Fahrrad angeht, und sparsam, was alle anderen Lebensbereiche betrifft. So kann es vorkommen, diesen Typ in der Bahn zu treffen, und zu beobachten, wie dieser ein ganzes Radabteil für sich und sein Fahrrad blockiert, nur um sicher zu stellen, dass die anderen Räder dem eigenen keine Schramme oder anderen Schaden zufügt („Vorsicht, die Felge ist grad neu gerichtet worden…“).

Ich bin nur ein Amateur was solche Beobachtungen angeht. Wenn Sie noch weitere Typen kenne, würde mich ein Kommentar sehr freuen!

Kategorie: Mobilität, Verkehr

Wohin „steuert“ die Steuerdebatte…

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Ich finde an der aktuellen Debatte um Steuersünder drei Dinge bemerkenswert:

1. Wem hilft es, wenn Steuersünder ins Gefängnis müssen?

Niemandem. Wenn Hr. Hoeneß jetzt im Gefängnis sitzt, kostet das nur noch mehr Steuergeld. Und auch, wenn er nun seine Steuern nachzahlt. Die Rechnung der öffentlichen Hand wird durch die Kosten für die Justiz und deren Vollzug belastet.

Ich bin dafür, das Steuerverbrecher dort getroffen werden, wo sie es nicht mögen: im Geld. Sie sollen durch sehr hohe Strafen/Geldbußen einfach dort betroht werden, wo es ihnen am meisten schmerzt. Ihr Geld ist ihnen wichtig. Und diese Art der Strafe kostet den Staat fast nichts. Buße festlegen, eintreiben. Aus, fertig. Der Sünder kann noch Rechtsmittel einlegen, aber mehr ist dann nicht mehr.

Und  noch einenUnterschied zum Bankräuber und Mörder gibt es für Steuerhinterzieher: sie verschweigen ihre Einkünfte, sind aber keine Gewaltverbrecher. Sie missbrauchen das Vertrauen des Staates und werden in der Folge mit einer Geldbuße belangt, aber niemand wurde durch sie in das Krankenhaus gebracht, oder keine Bank ist bankrott gegangen durch sie. Aber wer Steuern hinterzieht sollte nicht mehr als Vorstand, Geschäftsführer oder Aufsichtsrat tätig sein dürfen. Damit wäre eine wichtige im Moment wäre das noch möglich. Wenn vielleicht auch anrüchig. Man darf nicht vergessen, dass Karl-Heinz Rummenigge im Vorstand vom FC Bayern sitzt und wegen Steuerhinterziehung vorbestraft ist.

2. Was bedeutet es, wenn der Staat sich von Verbrechern Daten kauft?

Angeblich kein Verbrechen? Offenbar nicht.Aber ein schaler Beigeschmack bleibt. Denn wer sind den die Leute, die die CDs dem Staat andienen? Ehrenwerte Menschen, die ihr Handeln aus Gewissensbissen heraus rechtfertigen? Wohl eher nicht. Sonst würden sie kein Geld dafür nehmen.

Und wer sagt denn, dass diese Leute nicht gezielt Interessen gegen die Einzelnen von den CDs betroffenen verfolgen. Indem man vielleicht der Steuer einen Konkurrenten ausliefert und damit selbst einen Vorteil hat? Was denn, wenn die Daten vorher sorgfältig gefiltert wurden. Dann sind vielleicht nur andere die eigentlichen Gewinner? Und wir glauben nur, dass der Kauf der CDs endlich Gerechtigkeit schafft. Dabei untersützen wir die Verbreitung von weiterem Unrecht, weil die eigentlichen Nutznießer sich einfach entziehen. Stattdessen freut der Pöbel sich an den öffentlichen Zurschaustellungen. Ist das gerecht – wohl kaum. Sollte sowas den rechtsstaatlichen Prozess ersetzen – nein.

3. Wozu nützt die Selbstanzeige im Strafrecht für Steuersünder?

Die Selbstanzeige kommt aus einem anderen Jahrhundert – und aus einer interessanten Zeit (http://de.wikipedia.org/wiki/Selbstanzeige). Sie kommt aus der Geburtsstunde der Weimarer Republik. Irgendwie hat sie seither jede Regierungsform überlebt. Und allein das ist schon interessant. Wenn man den Vergleich wagt, welche Rechte und Pflichten die Zeiten nicht überstanden haben, so ist das schon bemerkenswert.

Ich weiss nicht, wer zuerst die Idee zu einer solchen Sonderregelung hatte, die ja einzigartig ist im Strafrecht: wenn sich der Steuersünder bevor er erwischt wurde exculpiert sich strafbefreiend durch Nachzahlung DER NICHT VERJÄHRTEN hinterzogenen Steuern. In keinem anderen Straftatbestand ist eine solche Möglichkeit gegeben. In KEINEM. Ein Taschendieb kann sich nicht strafbereiend mit dem Diebesgut bei dem Geschädigten melden und ihm das gestohlene Gut wiedergeben und damit straffrei bleiben. In den Augen des Gesetzes, ist der Diebstahl vollzogen und auch wenn noch unentdeckt dann durch Rückgabe nicht ungeschehen gemacht. Er kann juristisch belangt werden und in den Knast wandern.

Warum die Ausnahme für Steuersünder. Mein Eindruck ist, das damit der Steuersünder als eine Art Gentlemen Verbrecher bewertet wird. Ein Bürger, der zwar die Früchte aus dem Staatswesen nutzen aber nichts dafür leisten will, wird so verharmlost. Das darf nicht sein. Daneben ist die Steuererhebung auch ungerecht: der normale Bürger hat seine Steuern gleich abgezogen bekommen, von der Bank, vom Arbeitgeber und muss dann dem Finanzamt gegenüber rechtfertigen, was er zurückhaben will. Der Steuersünder hat in der Regel Einkünfte, die er erst einsackt und später entscheidet, wie er das dem Finanzamt erklärt. Damit genießt er schon mehr vertrauen als der Normalbürger und darf dann auch noch  ungestraft schummeln?

Das muss weg. Und es gibt keinen Grund der dagegen spricht.

Bei allem Gejubel über das ach so unabhängige Rechtssystem fehlt mir die Diskussion um diese Fragen. Denn das Hoeneß jetzt mehr oder weniger öffentlich gerichtet wird, befriedigt die Auflagensucht im schwindenden Blätterwald, ändert aber nichts an dem Problem des Umgangs mit Steuersündern.